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Freimüllers ICE-Check: Black Wings Linz

Wo liegen die Stärken und Schwächen? Was ist zu erwarten? Der Liga-Check:

Freimüllers ICE-Check: Black Wings Linz Foto: © GEPA

Am Freitag, den 17. September, startet die ICE Hockey League in eine neue Ära.

Nach der Liga-Aufstockung gehen nun 14 Teams in der überregionalen Liga auf Puck-Jagd. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nimmt alle Teams unter die Lupe. Heute im Check: Die Black Wings Linz.

Was hat sich beim im Grunddurchgang 2020/21 letztplatzierten Team im Sommer getan? Wo liegen die Stärken und Schwächen? Und was darf man von den Linzern erwarten? Die Antworten:

Das war im Sommer los

Nachdem ein potentielles Konkurrenz-/Nachfolgeteam in sich zusammenbrach wie ein kaputter Campingstuhl, kehrte im Linzer Eishockey doch etwas Ruhe ein. Langzeit-Präsident Peter Freunschlag ist Geschichte, sein Nachfolger Peter Nader muss aber noch neue finanzielle Quellen neben Hauptsponsor Steinbach auftun, was wohl erst nach den OÖ-Wahlen geschehen wird.

Sportlich blieb Coach Dan Ceman, der die Black Wings erst wieder konkurrenzfähig machte, baute mit GM Gregor Baumgartner das Team nochmals um. Ganz reibungslos lief das nicht ab: Sowohl für Goalie Jussi Rynnäs als auch Center Dustin Boyd – beide routinierte Verpflichtungen im Sommer – musste kurzfristig Ersatz gefunden werden. Das Gleiche dürfte auch für den knieverletzten Kai Kantola gelten.

Stärken und Schwächen des Kaders

Eines fällt auf dem ersten Blick auf: An der Quantität werden die Linzer höchstens scheitern, wenn sie eine Unmenge an Verletzungen erleiden. Ceman verfügt über (mindestens) sieben Defender und 13 Stürmer, da sind Cracks wie Laurin Müller, Jakob Mitsch oder Stefan Freunschlag gar nicht eingerechnet.

Ich zähle alleine schon sieben Anwärter auf die beiden Toplinien (inklusive einem Kantola-Ersatz), dazu noch Spieler mit durchaus brauchbaren Offensiv-Fähigkeiten (ihre Verletzungsanfälligkeit einmal vernachlässigt) wie Stefan Gaffal, Andreas Kristler oder Alexander Lahoda. Eine Center-Achse mit Andris Dzerins-William Pelletier-Marco Brucker-Julian Pusnik ist zwar nicht mit potentiellen Highscorern ausgestattet, aber mehr als nur ligatauglich.

Dragan Umicevic und Brian Lebler sind zwar keine Jungspunde mehr (36/33), aber immer noch absolute Offensivgaranten. Ceman sprach sich verständlicherweise gegen einen weiteren reinen Offensivspieler in ihrer Mitte aus (beide sind defensiv eher porös) – kann Dzerins den Verkehr zwischen den beiden besser regeln als der etwas überwuzelte Juha-Pekka Hytönen im Vorjahr? Ich kenne Dzerins von vielen WMs und KHL-Spielen – er war immer ein körperlich starker Mann für alle Situationen, aber mit überschaubarer Produktion, die zuletzt  noch weiter zurückgegangen ist.

Von Dzerins könnte viel abhängen, Kantola wäre jedenfalls ein wahrscheinlicher Offensivgarant gewesen. Nach einer Knieverletzung fällt er jedoch länger aus, mit 34 Jahren und als ohnehin schwacher Eisläufer steht seine Zukunft in den Sternen. Sein Nachfolger sollte auf jeden Fall Scorer-Gene mitbringen, sonst bleibt wieder zu viel an der Top-Linie hängen.

Vier Legionäre in der Defensive, davon mit Josh Roach und Blaz Gregorc gut einzuschätzende Leute. Falls Chris Rumble und Maxim Lamarche mehr als nur Durchschnitt abliefern können (ein großgeschriebenes "Falls" für mich), sollte die Verteidigung mit den Österreichern Gerd Kragl, Ramon Schnetzer und Raphael Wolf (bzw. dessen Verletzungsersatz David Maier) ein gewaltiges Upgrade zum Vorjahr sein.

Interessante Personalien

Nicht nur in den Spielen gegen die Capitals, von denen er nicht im Guten schied, wird Raffi Rotter mit noch größerem Ehrgeiz als zuvor auflaufen. Wie immer bleibt bei ihm die Frage, ob er die Saison ohne Blessuren überstehen kann, aber nach einem stabilen Sommer präsentierte er sich zuletzt in weit besserer Verfassung als zuletzt.

Die Auskünfte über Chris Rumble waren immer wieder die gleichen und stimmten auch mit dem Augentest überein: "Sehr liebenswert und lebensbejahend, aber oft lasch und ohne den letzten Drive". Kann er sich in Linz mit mehr Konstanz präsentieren als bei seinen letzten Stationen, vor allem in puncto Produktion und/oder physischem Spiel?

Der (massige) Körper von Jussi Rynnäs machte heuer nicht mehr mit, was auch keineswegs überraschend kommen konnte. Mit Jared Coreau kam ein weiterer Goalieriese (1,97 Meter). Er führte eigentlich die Bratislava Capitals nach seinem Engagement in die Playoffs, ich bin aber kein großer Fan: Ein typischer Shotblocker ohne große athletische Fähigkeiten, der bei schnellen Plays mit den Beinen oft nicht nachkommt.  

Ausblick

Ein Katastrophen-Start wie im Vorjahr kann ausgeschlossen werden – das Team ist tiefer und besser besetzt, Dan Ceman konnte sein Konzept schon in einer laufenden Saison gut umsetzen. Auch wenn es einige Fragezeichen gibt, könnten sich die Black Wings in einem (vorderen) Mittelfeld-Pulk mit Graz oder dem VSV wiederfinden. Die vielen (ungewollten) Personalrochaden des Sommers sind aber besorgniserregend.

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