news

Freimüllers ICE-Check: HCB Südtirol

Wo liegen die Stärken und Schwächen? Was ist zu erwarten? Der Liga-Check:

Freimüllers ICE-Check: HCB Südtirol Foto: © GEPA

Am Freitag, den 17. September, startet die ICE Hockey League in eine neue Ära.

Nach der Liga-Aufstockung gehen nun 14 Teams in der überregionalen Liga auf Puck- und Punkte-Jagd. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nimmt alle Teams unter die Lupe. Heute im Check: HCB Südtirol.

Was hat sich beim Team aus Bozen getan? Wo liegen die Stärken und Schwächen? Und was darf man vom Vizemeister erwarten? Die Antworten:

Das war im Sommer los

Der jetzige Kader ist dem vorjährigen nicht unähnlich, trotzdem hatte der HCB Südtirol mit einigen Problemen zu kämpfen. Die Doppelstaatsbürger-Regelung – vor allem von Wien und Graz vorangetrieben – machte die Planung schwer, einige Cracks wurden über Nacht zur Vier-Punktern. Was die Gerichte zu dieser Regelung sagen, wird wohl erst nach Saisonbeginn entschieden, so die Liga nicht doch noch ihrer eigenen Rechtskommission folgt.

Davon abgesehen musste sich Capo Dieter Knoll über den Sommer mit dem Trainermarkt beschäftigen, da sich Coach Greg Ireland anderweitig umsah, was für ihn aber im Sande verlief. Danach wollte Knoll Irelands Forderungen nicht mehr erfüllen, der Trainer-Senior Doug Mason (66) machte es natürlich billiger.

Ähnliches wie für Ireland galt auch für Goalie Leland Irving: Er bzw. seine Agenten hofften auf Angebote aus der DEL, die für den 33-jährigen aber ausblieben. Jetzt spielt er auf Aushilfe in Malmö, während Bozen den AHL-Veteran Kevin Boyle verpflichtete.

Aus der letztjährigen Defensive blieben vorerst nur Nick Plastino und Dylan Di Perna übrig, Ivan Tauferer startet die Saison nach einer Operation erst verspätet. Im Angriff tut eigentlich nur der Abgang von Zangler Anthony Bardaro weh, er wäre aufgrund der Punkteregelung aber auch nur schwer zu halten gewesen.

Stärken und Schwächen des Kaders

Kevin Boyle und Justin Fazio sollten ein starkes Goalieduo abgeben, Boyle – mit 29 ohne NHL-Perspektiven mehr  – könnte der nächste in der Reihe starker Bozner Torhüter sein.

Die Defensive umfasst zu Saisonbeginn nur sechs Mann, wobei Nick Plastino und Matthew Maione für das Powerplay gesetzt sein dürften. Alex Trivellato spielte schon letzte Saison kurz in Bozen vor, sollte ein robuster ICE-Defender mit ein wenig Offensive sein, jedenfalls mehr als der jahrelange AHL-Defensiv-Defender Keegan Lowe. Lowe gilt aber als immens starker Charakter-Spieler und PK-Spezialist.

In der Offensive würde ein weiterer Kreativspieler guttun, die Verletzung von Tauferer machte jedoch die Verpflichtung eines weiteren Defenders unumgänglich. Mit Brett Findlay und Daniel Catenacci stehen zwei ganz starke Center weiter im Kader, dazu kommt mit dem wendigen Dustin Gazley eine weitere ICE-Spitzenkraft. Mike Halmos Weiterverpflichtung kam überraschend, vor allem weil er bei den ICE-Refs weiter im Fadenkreuz stehen wird. Kann er sich selbst im Zaum halten und gleichzeitig gefährlich bleiben? Im Gegensatz zu Gazley und dem um das Tor herum phantomhaften Angelo Micceli (scort oft mit Drive-Byes) kreiert er seine Chancen aber über das Körperspiel.

Während Anton Bernard und Daniel Frank ihr Leistungsniveau halten bzw. sogar steigern konnten, kam Marco Insam zuletzt eisläuferisch auf dem letzten Zacken daher. Bleibt er überhaupt die ganze Saison im Kader? Joseph Mizzi ist ein neuer Italo-Kanadier mit Null-Punkte-Status und vielleicht etwas Offensive für die hinteren Reihen.

Mason verfügt wieder über einen starken Kader, der aber im Gegensatz zum Vorjahr bei Verletzungen schneller an seine Grenzen stoßen wird.

Interessante Personalien

Matthew Maione überragte vor Jahren in der slowakischen Liga und der Liiga, was ihn danach auch KHL-Verträge eintrug. Lange Haare, Vollbart, dazu ein sehr offensiver Spielstil mit einem guten Schuss – er hat alles, was Fans gerne sehen und veredelt eigentlich jedes Powerplay. Die einzige Frage: Wie lange braucht er, bis er physisch in Top-Verfassung ist? Er neigt etwas zu körperlicher Breite.

Der Goaliemarkt war und ist heuer kein umfangreicher: Erst war kaum Qualität verfügbar, dann lugten im August einige AHL-Goalies nach Europa, um dann umgehend wieder in Nordamerika zu unterschreiben. Kevin Boyle wagte aus dieser Gruppe aber den Sprung über den Ozean, eventuelle Interessenten aus der DEL waren zu diesem Zeitpunkt schon zu. Boyle gilt als ökonomisch agierender Goalie mit brauchbarer Größe, aber genug Athletik, um nicht als reiner Shotblocker zu gelten. Leland Irving (sicher mit aktiverem Stil als sein Nachfolger) gehörte in den letzten Jahren immer zu den Top-Goalies der Liga. Kann Boyle in seine Fußstapfen treten?

James DeHaas war über Jahre ein typischer AHL/ECHL-Borderliner, der in einer schwächeren europäischen Liga wie der norwegischen etwas mehr Offensive in seinem Spiel entdeckte als in Übersee. Kann er sich in der Depth Chart als etwa No 4 oder 5 festsetzen? Maione/Plastino sollten für die Offensive sorgen, Lowe/Di Perna/Tauferer für das PK und solide 5-5-Minuten. Können er und Trivellato dazwischen die notwendigen Qualitätsminuten stemmen?

Ausblick

Wenn Doug Mason die Aufsässigkeit, mit der er dem Traineramt in Bozen nachjagte, seiner Truppe einimpfen kann, gehört der HCB Südtirol wieder zu den absoluten Titelkandidaten. Aber ganz so tief besetzt wie in der Vorsaison sind die Füchse derzeit nicht…

Kommentare