Im Vorjahr landete Asiago Hockey auf dem unrühmlichen vorletzten Rang in der ICE Hockey League.
Dabei zeigten die Italiener eine durchaus gefällige Debütsaison 2022/23, in der sie es sogleich in die Pre-Playoffs schafften. Ein Niveau, das man im Folgejahr nicht halten konnte, an das man aber in der bevorstehenden Spielzeit gerne wieder herankommen möchte.
Was ist Asiago also heuer zuzutrauen? LAOLA1-Experte Bernd Freimüller analysiert das Team der Venetier und dessen Chancen.
Sommeraktivitäten
Asiago kam in der letzten Saison nie auf Touren, konnte letzten Endes nur Graz hinter sich lassen und kam nie in die Nähe der (Pre-)Playoff-Ränge.
Headcoach Tom Barrasso, der das Team auch schon in der AlpsHL betreut hatte, musste Ron Fogarty Platz machen. Der 52-Jährige war seit fast 30 Jahren im US-Collegebereich tätig, steht damit vor seiner ersten Aufgabe im Profibereich.
Von den Legionären der Vorsaison durften nur Defender Randy Gazzola sowie die Forwards Matteo Gennaro, Alex Ierullo und William Rapuzzi bleiben. Allerdings fallen fünf weitere Spieler erstmals in die Kategorie der "Domestic Players".
Ausrufezeichen des Kaders
Defender Giovanni Vallati und die Forwards Bryce Misley, Luke Moncada, Nick Porco und Nick Saracino (letzte Saison lange verletzt) haben die notwendigen 16 Monate bzw. zwei Saisonen in Italien abgesessen, sind damit für das italienische Nationalteam spielberechtigt und gelten in der ICE erstmals als "Domestic Players". Das Gleiche würde auch für Anthony Salinitri und Giordano Finoro gelten, die beiden landeten aber (über Umwege) in Bozen.
Nächste Saison sollte das Gleiche für William Rapuzzi, Matteo Gennaro und Alex Ierullo gelten, bei Randy Gazzola traten Probleme mit dem Pass auf, als er im Frühjahr erstmals für Italien antrat.
Damit wäre die Funktion von Asiago erfüllt, die Verbandspräsident Andrea Gios für seinen Heimatort ausersehen hat – die des Lande- und Parkplatzes für Spieler mit italienischen Vorfahren für Olympia 2026. Mehr als zehn Spieler werden diesem Projekt dann entsprungen sein. Nebenprodukt ist damit ein breiterer Kaderkern für Asiago, was einigen Sportdirektoren der Liga heuer erstmals auffallen wird.
Vor allem auf den Forward-Positionen sind die Italiener tief besetzt: Mit Carter Turnbull kam ein neuer Offensivspieler dazu, wobei dieser letzte Saison in Banska Bystrica 25 Mal in 41 Spielen traf. Nick Moutrey absolvierte die letzte drei Saisonen in drei europäischen Ländern, bringt Größe in ein Team, das sonst eher zu den kleineren der Liga gehörte.
Dazu kommen eben noch der gefinkelte Alex Ierullo, Matteo Gennaro, der letzte Saison erstaunlich viel produzierte und Nick Saracino, der um das Tor herum seine Stärken hat. Das sollte mindestens zwei Scorerlinien ergeben, dazu noch viele Kandidaten für die Bottom-6. An einem Mangel an Offensive sollte Asiago heuer nicht scheitern.
Fragezeichen des Kaders
192 bzw. 197 Gegentore – jeweils Ligahöchstwerte und damit immer der Sargnagel für Asiago. In der ersten ICE-Saison reichte das wenigstens noch für einen Pre-Playoff-Platz, ehe letzte Saison ein Rückschlag eintrat, weil auch die Offensive von 146 auf 121 Tore zurückging.
Heuer tritt das Team vom Hochplateau (nach Justin Fazio, Gianluca Vallini und dem 33-jährigen Marco De Filippo) erstmals mit einem Import-Goalie an. Neben Fazio kam Evan Cowley, der die letzten drei Saisonen im französischen Angers gute Werte aufwies. Kann der Hüne (1,93 Meter) die Gegentorflut eindämmen?
Vor ihm kam mit Matt Cairns ein typischer AHL/ECHL-Grenzgänger, mit Jason Fram ein Kanadier mit chinesischem Pass aus Kunlun. Sonst blieb die an Talent überschaubare Defensive zusammen, die Frage ist, wer neben Randy Gazzola noch eine PP-Rolle einnehmen kann. Bringt diese sieben Mann umfassende Crew genügend Klasse in beiden Richtungen mit?
Hat mit dem Kader eigentlich nichts zu tun, aber mit den Bedingungen im Dorf mit knapp 7.000 Einwohnern: Asiago wurde ursprünglich nur für zwei Jahre in die Liga aufgenommen, bis dahin hätte die alternde Eishalle auf Vordermann gebracht werden sollen. Kabinen, Banden, Sitzplätze, technische Einrichtungen – es fehlte einfach an allem. Nur ein Beispiel für die Zustände vor Ort die Aussage eines gegnerischen Coaches: "Wir waren viermal dort, viermal hat das Videosystem nicht funktioniert."
Normalweise hätte der Sommer also den Ligaabschied für Asiago bedeutet, doch die Spielgenehmigung wurde per Abstimmung (mit 7:5 arschknapp ausgefallen) nochmals ausgedehnt. Allerdings nur bis Ende Oktober, bis dahin müssten endgültig alle Arbeiten beendet sein.
Das werden sie natürlich nicht, über den Sommer passierte kaum etwas. Asiago spielt damit quasi ab November ohne aufrechte Genehmigung. Ligamanager Christian Feichtinger, der diese Organisation ebenso stützt wie Gerry Bettman über Jahrzehnte die Phoenix/Arizona Coyotes, wird sich auf einige Diskussionen vorbereiten müssen.
Als Publikums- bzw. Medienmagnet geht der ohne Zweifel bemühte Verein nämlich sowieso nicht durch und die mühevollen Auswärtsfahrten machen sie auch nicht gerade populär.
Hier könnte nachgerüstet werden
Asiago agierte in den letzten Jahren bis auf wenige Wechsel eher ruhig, auch Barrasso durfte die letzte Saison bis zum Ende hinter der Bande stehen. Auf der Hochebene dürfte das italienische Blut nicht ganz so schnell kochen wie etwa in Bruneck...
Ausblick
Einer guten Debütsaison folgte eine sehr schwache. Mit der Quasi-Anhebung des Importkerns um fünf neue Italo-Kanadier sollte Asiago heuer aber zumindest Chancen auf einen Pre-Playoff-Platz haben, vor allem wenn Cowley im Kasten dichthält...