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Drei Jung-Goalies zeigen in der ICE auf

Die Gewinner des Auftakts: Was macht sie stark, wo geht's hin? Freimüller:

Drei Jung-Goalies zeigen in der ICE auf Foto: © GEPA

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Auf einer Position war das letzte Wochenende in der ICE fast ein Ausflug wie in eine andere Eishockey-Welt: Mit Felix Nussbacher (Graz99ers), Ali Schmidt (VSV) und Sebastian Wraneschitz (Vienna Capitals) standen drei junge Österreicher im Kasten.

Jung nicht nur in der üblichen Betrachtungsweise von Eishockey-Österreich, wo der sogar 26-jährige Alexander Cijan noch als gerade von der Mutterbrust abgestillt gilt, sondern sogar nach internationalen Maßstäben.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die drei:

 

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Ali Schmidt (2000, VSV):

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Seit der letzten Junioren-WM, wo er ein wichtiger Faktor beim Aufstieg in die A-Gruppe war, hat sich sein Status beim VSV langsam, aber sicher zum Besseren gewandelt. Davor noch nach Zell am See auswaggoniert, wo er nicht einmal zum Spielen kam, danach aber wenigstens beim VSV geduldet und zum Grunddurchgangs-Ende noch mit zwei Starts.

Dadurch, dass der etatmäßige Einser-Goalie Tyler Beskorowany heuer erst sehr spät anreisen konnte, kam Schmidt schon in der Vorbereitung zum Einsatz, zeigte tadellose Leistungen. In der Meisterschaft war er natürlich Backup, löste den mittlerweile wieder gegangenen Beskorowany aber gleich im ersten Spiel in Salzburg ab. Gegen Innsbruck war er an den Gegentreffern nicht schuld, in Linz rettete er den Sieg in der Schlussphase.

Von den drei Jung-Goalies ist Schmidt technisch sicher am ausgereiftesten. Das muss er auch sein, denn mit seiner Größe von 1,78 Metern gilt er nach heutigen Goalie-Maßstäben als sehr klein. Das kompensiert er aber mit guten Beinen und der Fähigkeit, dem Puck gut zu folgen. Das ergibt sichere Routine-Saves, aber seine athletischen Fähigkeiten geben ihm auch die Chance auf Desperation Saves.

Was mich bei ihm besonders positiv stimmt: Bei der Junioren-WM wurde er nach einem etwas wackeligen Beginn von Spiel zu Spiel besser, wirkte dann ruhig und abgeklärt. Er dürfte also auch in kürzester Zeit mental und körperlich in der Lage sein, mehrere Spiele zu absolvieren.

Felix Nussbacher (1999, Graz99ers):

Für mich die größte Überraschung, fast schon Sensation in diesem Trio. Ich habe ihn schon in der Vorbereitung gegen Slovan Bratislava gesehen, wo er eine tadellose Leistung mit mehreren spektakulären Saves zeigte. Sein Name war mir ein Begriff, aber ich habe erst einmal meinen Computer befragen müssen, wie meinen früheren Reports über ihn ausgefallen sind.

Um ehrlich zu sein: Nicht sehr positiv. Er spielte immens hyper, war überall und nirgends, deckte dadurch wenig vom Tor ab. Auch sein Karriereverlauf ließ nicht darauf schließen, dass er in der ICE reüssieren könnte. In Villach selbst im Nachwuchs die Nummer 3(!) hinter Schmidt und Luca Egger, danach in Velden auf Hobby-Niveau, ehe er in Graz durch Personalmangel zum U20-Stammtorhüter wurde.

Foto: © GEPA

Nach dem Abgang von Thomas Höneckl war er sicher eine billige Lösung als Backup für den neuverpflichteten Ben Bowns, vertrat diesen aber nach dessen Knieverletzung vor allem beim Shutout-Sieg in Klagenfurt (sein Heimatverein) ausgezeichnet.

Nussbacher, der weiter von seinen guten Reflexen und starker Beinarbeit lebt, kam durch Bowns' Verletzung zwar zum Spielen, gleichzeitig könnte ihm diese aber zum Nachteil gereichen. Denn der Brite war – wie von mir erwartet – ein reichlich überdrehter Schlussmann, der aus Routine-Saves Abenteuer macht und oft vor dem Puck landete.

Nussbacher hat (in einem allerdings kleinen Sample Size) bewiesen, dass der Einsergoalie in Graz nicht notgedrungen bis zum Umfallen durchspielen muss. Kann aus ihm gar ein Daniel Madlener werden, der praktisch aus dem Nichts zum soliden ICE-Schlussmann wurde?

Sebastian Wraneschitz (2002, Capitals):

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Nicht so unbekannt wie Nussbacher, aber auch im ÖEHV-Nachwuchs nicht so etabliert wie Schmidt. Bei den Vienna Capitals gehörte der 18-Jährige zu einer Riege von selbstproduzierten Goalies (Max Zimmermann, Sebastian Tschrepitsch, Matthias Lichtenecker), von denen sich Zimmermann letzte Saison in der AlpsHL gut präsentierte. Allerdings: Verletzungen gehören bei ihm immer dazu und das galt auch im heurigen Sommer, sodass Wraneschitz automatisch zum Zweier wurde.

Wraneschitz, der letzte Saison in Schweden (Skelleftea) und Finnland (Kiekko-Vantaa) auf Walze war, feierte am Sonntag gegen Fehervar sein Saisondebüt. Die Niederlage ging eher auf die Kappe seiner undisziplinierten Vorderleute, Caps-Goaliecoach Varian Kirst kann aber das Video dieses Spiels sicher gut für Fortbildungszwecke verwenden. Wraneschitz war über die Jahre hinweg oft zu aggressiv, sprang oft in Schüsse, anstatt diese zu erwarten. Das hat sich zuletzt gebessert, wie für viele Jung-Goalies geht es vor allem darum, das Spiel auf Senioren-Niveau lesen zu lernen. Gegentreffer eins etwa – ein One-Timer von Hargrove von den Hashmarks nach Hari-Pass. Da kam der Wiener einerseits zu spät, andrerseits ratterte er mit vollem Geschäft in den Pfosten.

Alles Details, die es zu besprechen und korrigieren gilt, mit 18 Jahren ist dafür noch genug Zeit. Da der 2001er-Jahrgang österreichweit goaliemäßig keine klare Nummer 1 ausweist, könnte Wraneschitz bei der Junioren-WM in Edmonton durchaus der Starter werden. Allerdings gilt für ihn und Zimmermann das gleiche wie für ihre Wiener Akademiekollegen: Ohne U20- und Farmteam könnten sie diese Saison fast ohne Spielpraxis bleiben. Bernhard Starkaum ist als Einser gesetzt und wer weiß, ob er  nicht sogar im Saisonverlauf noch einem Legionär Platz machen muss?

Ein bekanntes Schicksal

Die drei teilen natürlich ein in Eishockey-Österreich bekanntes Schicksal: Erst unbekannt und angezweifelt, nach den ersten guten Spielen über die Maßen gelobt. Ich verstehe, dass der VSV und Graz natürlich noch Goalies geholt haben, Schmidt und Nussbacher (die wiederum kaum Backups hinter sich wissen) jetzt durchgehend spielen zu lassen, würde sie bei der ersten Leistungsdelle gleich wieder übermäßiger Kritik aussetzen – ein Schicksal, das David Kickert etwa schon seit Jahren kennt.

Aber sie haben bewiesen, dass sie jederzeit spielen können, nicht jeder Schuss von der Roten Linie Grund zur Besorgnis ist. Realistische und faire Szenarien: Beide kommen (mindestens) an jedem zweiten Wochenende einmal zum Einsatz, bei Schwächeln ihrer neuen Kollegen noch mehr.  Wraneschitz wiederum wird den Caps im Dezember nicht zur Verfügung stehen, das eine oder andere Spiel (vom U20-Turnier im November abgesehen) davor würde ihm guttun.

Mit Olivier Rodrigue (Graz) und Kristers Gudleveskis (VSV) sind die neuen Goalies schon im Anflug. Rodrigue gehörte zu den besten Goalies der QMJHL, hat aber noch keinerlei Profi-Erfahrung. Er war die Nr. 3 beim kanadischen Goldteam der letzten U20-WM, die Torhüterposition stellte allerdings eher eine Achillesferse dar. Gudlevskis ist ein großer, reflexstarker Goalie, den ich von der WM in Bratislava gut kenne. An ihm war schon vor zwei Jahren ein EBEL-Team dran, er entschied sich aber für Dynamo Riga.

Irgendwie hätte ich es eher umgekehrt erwartet: Ein Routinier für Graz, ein Junger als Ergänzung für Villach.

War das letzte Wochenende ein Hoffnungsschimmer am prekären österreichischen Goalie-Markt oder nur eine zufällige Bestandsaufnahme? Die Antwort darauf hebe ich mir für nächsten Wochen noch auf…

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