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Vor 365 Tagen stoppte das Corona-Virus die EBEL

Am 10.3.2020 wurden die ICE gestoppt! Freimüller analysiert, was ein Jahr später gilt:

Vor 365 Tagen stoppte das Corona-Virus die EBEL Foto: © GEPA

Dienstag, 10. März 2020: Um 16:28 Uhr versendet die APA - Austria Presse Agentur die Eilmeldung "EBEL-Viertelfinali am (heutigen) Dienstag abgesagt"! Um 17:36 Uhr folgt die nächste APA-Meldung mit der Priorisierung EILT: "EBEL-Saison endet wegen Coronavirus sofort: Kein Meister". 

Während sich also die Teams - und auch die Fans - für Spiel 4 der Playoff-Viertelfinali bereitmachen, sieht sich die Führung der Eishockey-Liga zum Handeln gezwungen: Die Saison wird wegen des damals in seinen Folgen nicht abzuschätzenden Corona-Virus mit sofortiger Wirkung abgebrochen. Genau ein Jahr später wird wieder gespielt, aber unter großen Auflagen.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick zurück auf ein Jahr im Banne von Covid – was hat sich seit damals getan, welche Aussagen hielten und welche Meinungen alterten weniger gut?

Der Saison-Abbruch vor einem Jahr ersparte dem KAC einige peinliche Nachfragen zu personellen Entscheidungen nach dem bevorstehenden Ausscheiden, Bozen und Salzburg – die besten Teams der Saison – konnten das für mich logische Finale nie bestreiten.

Die abgebrochene Saison war bald abgehakt, danach stieg der Sport und damit die mit zeitlichem Abstand auf ICE Hockey League umgetaufte EBEL in ein wild dahinschlenkerndes Schinakl ein, das erst spät wieder in ruhigere Gewässer geführt werden konnte.

Einige Teams einigten sich auf Abschläge - andere zahlten Gehälter voll aus

Einige Aussagen und Maßnahmen nach dem "Corona-Stopp" gehören - Stand heute - fast in eine andere Welt:

"Bis zur neuen Saison sind ja noch viele Monate Zeit" – an diese Aussage ungefähr Ende März aus dem Munde eines Vereinsmanagers erinnere ich mich noch heute. Nicht weil sie aus damaliger Sicht falsch war, ganz im Gegenteil: Haben wir nicht alle gedacht, dass Corona spätestens im Sommer wieder Geschichte sei? Typischer Fall von "Denkste"...

Finanziell ging es natürlich zuerst um die Auszahlungen der abgebrochenen Saison – dass ein Playoff-Termin eben die Prämien für den Einzug in diese nicht auszahlen wollte, war eher eine Ausnahme. Einige Teams einigten sich auf Abschläge, andere zahlten die Gehälter voll aus. Nicht-Playoff-Teams wie Innsbruck oder Dornbirn konnten ihre Buchhaltung bald abschließen.

Als sich das Corona-Virus im Frühsommer zwar abschwächte, aber nicht verschwand, tauchte ein Satz immer wieder auf: "Ohne Fans werden wir sicher keine Saison spielen." Nicht unbedingt eine Aussage, die gut gealtert ist, allerdings änderten sich die finanziellen Rahmenbedingungen drastisch. 

Bezüglich des Start-Termins zeigte sich die ICE dagegen relativ konstant: Ende September, kein Verschieben nach hinten. Schließlich wurde es der 25. September, eine Woche nach dem ursprünglich geplanten Auftakt-Termin. Das Schreckensszenario, dass Teams die Grenzen nicht mehr überschreiten dürften, war bald vom Tisch, der Profisport hatte eine durchgehende Sonderstellung.

Als Folge der Pandemie kam ein mehrfach verlängerter Transfer-Stopp

Die Mannschaften führten einen (mehrfach verlängerten) Transfer-Stopp ein, der allerdings gegen Ende von einigen Teams natürlich durchlöchert wurde. Ein ligaweites Vorgehen bezüglich Kürzung bestehender Verträge bzw. Corona-Klauseln in neuen Kontrakten wurde zwar diskutiert, aber dann nie umgesetzt. Wie auch: Die Vertragswerke sind schon unter den österreichischen Teams höchst unterschiedlich, von den ausländischen Teams einmal abgesehen. Im Gegensatz zur DEL ging das ohne größere öffentliche Geplänkel über die Bühne, kein Spieler wurde in der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt.

Was hat die Liga und deren Teams nicht an Zeit verbracht, Hygiene-Maßnahmen auszuarbeiten: Können Leute nebeneinander sitzen? Hintereinander? Wo beginnt der Mindestabstand von einem Meter – am Sitzende oder in der Körpermitte? Wie sieht ein Schachbrettmuster aus? Was ist mit Familien aus denselben Haushalte? Was macht eine Personengruppe aus?

In Villach sahen die Fans Vorbereitungsspiele ohne Masken, in der Steiermark ließ das dortige Gesundheitsamt sogar das Belegen aller Plätze zu, ehe diese Pläne von der Regierung wieder einkassiert wurden. Aus heutiger Sicht fast Geschichten aus Tausend und eine Nacht...

In diesem Zusammenhang: Ja, es gab Zeiten, wo Fans noch in die Hallen durften, so unglaublich das heute klingt. Erst 1.500 Besucher, dann 1000 in Österreich, in Ungarn waren 50 Prozent der Hallen-Kapazität, in Bozen 2.000 Plätze zugelassen. Lediglich in Bratislava war von Beginn an Leere angesagt, was aber gegenüber den zu erwartenden 300 Fans noch den geringsten Unterschied bedeutete. Mit Ende Oktober mussten die Hallen aber endgültig geräumt werden...

Der EC Red Bull Salzburg wurde gleich von zwei Wellen erfasst

Der EC Red Bull Salzburg wurde gleich von zwei Wellen erfasst
Matt McIlvane, Hedcoach des EC Red Bull Salzburg
Foto: © GEPA

Zu Saisonbeginn noch in der Diskussion, dann schnell durchgesetzt: Streams aller Spiele, entweder über die Liga-Homepage oder im Eigenbetrieb. Wer will, kann sich heute jedes Spiel im Internet ansehen (Ausnahme: TV-Spiele von Puls24 oder Sky). Vielleicht ist das der größte Fortschritt gegenüber den Prä-Corona-Zeiten, allerdings mit dem Nebeneffekt von noch mehr Ferndiagnosen.

Die einmal begonnene Saison stand nur kurz auf der Kippe: Nach vereinzelten Fällen zu Beginn (Bozen, Fehervar) lag Ende Oktober/Anfang November die ganze Liga darnieder, der Spielbetrieb kam fast völlig zum Erliegen.

70 bis 80 Prozent der Spieler waren dem Vernehmen nach betroffen, was aber eine Art Herdenimmunität nach sich zog. Einzig Salzburg, das danach nochmals zwei Spiele absagen musste, machte eine zweite Welle durch.

Die "10+1"-Regel, die besagte, dass ein Team mit elf fitten Spielern antreten musste, war - wie erwartet - ein Rohrkrepierer und fand keine Umsetzung. Aber Diskussionen über Spiel-Absagen oder -verschiebungen waren wirklich die Ausnahmen...

Wie überleben die Teams die Spiele ohne Zuschauer? In Österreich durch Mittel aus dem Profisport-Fonds, der nicht nur die ausbleibenden Zuschauer-Einnahmen, sondern auch Verluste aus Catering und Marketing wettmachen soll. Die Liga hat bis jetzt drei Mal abgerechnet (Abbruchsaison-Sommer-September bis Dezember), auch der Rest der Saison sollte abgedeckt sein.

In Bozen und Ungarn können sich die ICE-Vereine über die Unterstützung des Bundeslandes bzw. der Bundesregierung freuen, lediglich in der Slowakei waren für den Sport lange Zeit nur vage Versprechungen an der Tagesordnung. Die Teams könnten die Saison aber mit einem blauen Auge beenden.

Müssen sich die ICE-Spieler vertraglich zu Impfungen verpflichten?

Müssen sich die ICE-Spieler vertraglich zu Impfungen verpflichten?
KAC-Stürmer Manuel Ganahl in seinem "Homeoffice"
Foto: © GEPA

Soweit ein Blick zurück, aber wie geht es weiter? Unmöglich vorauszusagen – in der DEL wurden die Teams von Ligaleiter Gernot Tripcke schon angewiesen, auch die nächste Saison ohne Fans zu planen, eine Änderung dieses Zustandes wäre dann ein Zubrot.

Auch wenn bei uns der Bundeskanzler einen normalen Sommer verspricht (Tageslicht ersetzt das Licht am Ende des Tunnels), ist weiter kein Plan sichtbar, wie etwa mit geimpften Personen umgegangen werden soll. Dürfen diese wieder zu Veranstaltungen? Wenn ja, mit oder ohne Abstand, Masken wären vielleicht noch das kleinste Übel. Und müssen sich Spieler vertraglich zu Impfungen verpflichten? Ein heikles Thema...

Ich erwarte daher weiter vorsichtige Planungen der Teams, eine Verlängerung des bis Mai anberaumten Transfer-Stopps (dem sich allerdings schon zwei Teams nicht unterzogen) wäre keine Überraschung. Denn eines ist klar: Die Verträge müssen diesmal halten. Wenn Teams Corona-Klauseln einbauen wollen, wäre das nur allzu verständlich, aber Nachverhandlungen über Kürzungen kann es dann sicher nicht mehr spielen.

Wie in den Nachbarländern geht die ICE nach relativ ruhigen Wochen in die Playoffs, wenn alles gut geht, ist Ende April der neue Meister gekürt. Doch wie im Vorjahr geht das Eishockey auch am 10. März 2021 wieder einer ungewissen Zukunft entgegen...

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