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ICE-Auftakt im Osten: Aus dem Verdacht wird Gewissheit

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller schaute am Wochenende bei ICE-Spielen in Graz und Wien genau hin - das fiel auf:

ICE-Auftakt im Osten: Aus dem Verdacht wird Gewissheit Foto: © GEPA

Nach dem Auftaktwochenende im Westen war jetzt der Osten dran – was ist bei den ICE-Spielen in Graz und Wien aufgefallen?

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller berichtet:

 

Nicht alles ist zappenduster in Villach

Der VSV konnte in Graz genügend Offensive kreieren, um den Gastgeber zu fordern, aber defensiv? Das genügte nicht annähernd. Immer wenn die 99ers einen Gang anzogen, konnten die Adler nicht mehr mithalten.

Und immer mehr wird aus dem Verdacht Gewissheit: J- P Lamoureux ist (mit 40 Jahren verständlich) nicht mehr der JPL von vor einigen Jahren. Zu viele Schüsse aus größerer Distanz finden den Weg ins Netz, im Kärntner Derby hätte sein jüngeres Ich den Wraparound von Mathias From (so schön er auch gemacht war) eher nicht zugelassen.

Trotz vier Niederlagen in vier Spielen präsentiert sich aber nicht alles zappenduster in Villach: Die Offensive steht über der einiger Mitstreiter um die Plätze 6 bis 10. Nicht zuletzt wegen Center Chase Pearson, dessen lange Verletzungspause ihm nicht anzusehen ist: Körperlich stark, eine Macht ums Tor herum und mit schnellen Händen ausgestattet. So präsentierte er sich bis zu seiner Gehirnerschütterung auch in Michalovce...

Graz erfüllt Ziele

Die neue Grazer Truppe kann bereits einige Häkchen machen: Das erste Saisonwochenende mit sechs Punkten. Danach auch die ersten beiden Heimspiele gewonnen und dem Publikum (6.000 gesamt) Lust auf mehr gemacht. Nächster Marker beim Gipfelsturm: Das erste Spiel gegen ein ICE-Spitzenteam am Freitag in Klagenfurt.

Wer traut sich, den Grazer Topscorer nach 48 Spielen vorherzusagen? Ich nicht, denn die Firepower der 99ers ist immens breit. Bereits jetzt stehen neun verschiedene Torschützen zu Buche. Mindestens drei Scorerlinien rollen auf die Gegner zu und ein Spieler wie Michi Schiechl (bereits fünf Punkte) beweist, dass er im Line-up weiterhin auch rauf spielen kann.

Caps ohne Sniper

In Wien bissen sich die Caps wieder einmal die Zähne am HCB Südtirol aus, allerdings in einem knappen Spiel. Meine Befürchtungen zu den Wienern aus der Preseason haben sich bestätigt – es dürfte am einen oder anderen Sniper fehlen, sechs Tore in vier Spielen sind eher kein Zufall.

Von Spielern wie Peter Krieger und Evan Jasper (beide noch ohne Treffer) muss mehr Output kommen. Bekommt Jason Willms auch noch die Chance zur Steigerung? Nach einer ohnehin schon überschaubaren Preseason ist der 25-jährige, der allerdings der Neuzugang mit dem kleinsten Profil war, mittlerweile in die vierte Linie (ohne Special-Team-Einsätze) abgerutscht. Bei Legionären endet so ein Trend selten mit einem Happy End.

Umgekehrt geben sich die Caps defensiv natürlich weit stabiler als in der Vorsaison, Goalie Tyler Parks ist wie erwartet ein Upgrade zum Vorjahr, der Treffer von Daniel Matenuto auf seine rechte Handschuh-Seite hätte aber auch nicht einfahren müssen.

Bozen stark wie erwartet

Der HCB präsentierte sich in Wien wie erwartet – körperlich immens stark, humorlos, bis auf eine reichlich konfuse Anfangsphase mit wenigen Eigenfehlern und dazu mit Sam Harvey noch ein Top-Goalie.

Allerdings dürften die Bozner die physische Schraube nicht überdrehen und das fällt einigen Cracks wie Scott Valentine, Braden Christoffer und Cristiano DiGiacinto (beispielhaft, aber nicht umfassend gelistet) nicht immer leicht.

Auch wenn sie die Strafen in Wien killten, steigt so die Eiszeit dann bei einigen Spielern zu sehr an. Coach Glen Hanlon setzt interessanterweise im PK nur vier Defender ein, Peter Spornberger und Dylan DiPerna (letzterer eigentlich ein Spezialist für solche Momente) saßen daher lange draußen.

Wie Graz verfügt auch Bozen über eine immense Firepower – nach der Paradelinie um Adam Helewka, Matt Bradley und Dustin Gazley stehen Hanlon drei Formationen mit Potenzial auf zweite oder dritte Linien zur Verfügung.

Kopfzerbrechen um Lineup

Die Black Wings Linz könnten am nächsten Wochenende das erste Team sein, das sich bei der Erstellung des Spieltag-Lineups Gedanken machen muss. Zu den neun Legionären (so Shawn St-Amant wieder zurückkommt) kommen zwölf "Domestic Players" und da sind die verletzten Stefan Gaffal, Emil Romig und Brodi Stuart noch gar nicht eingerechnet. Nur 20 dieser 21 Spieler dürfen auf den Spielbericht.

Ohne Verletzte würde das in späterer Folge auch Salzburg oder Bozen betreffen, allerdings sind dort einige Spieler noch länger nicht fit. Aber seit Abschaffung der Punkteregel ist das meines Wissens das erste Mal, dass die Liga-Rahmenbedingungen wieder genauer betrachtet werden müssen.

Ich war vor der Saison der Meinung, dass fünf Plätze unter den ersten Sechs vergeben sein könnten, und zwar an Salzburg, den KAC, Graz, Bozen und Fehervar. Die ersten vier Spieltage haben mich hier eher bestätigt.

Klar für mich auch nach dem Saisonstart: Nach zuletzt sehr zähen Jahren ist das Niveau heuer wieder angestiegen, vor allem unter den Spitzenteams. Die Zuschauerzahlen sollten hier nicht nur in Graz oder Ljubljana weiter anziehen...

Wer vor seinem NHL-Debüt in der ICE gespielt hat


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