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Gründe für den Erfolgslauf von Olimpija Ljubljana

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller zeigt die Trümpfe des ICE-Tabellenführers auf:

Gründe für den Erfolgslauf von Olimpija Ljubljana Foto: © GEPA

Trotz zweier Niederlagen bleibt Olimpija Ljubljana Tabellenführer der bet-at-home ICE Hockey League. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller erklärt Gründe für den Erfolgslauf des Sensationsteams:

36 Punkte aus 16 Spielen, nur zwei Spielen überhaupt nicht gepunktet: Der Erfolgsrun der Slowenen lässt die Münder der Konkurrenz offenstehen. Vor der Saison noch als klarer Anwärter für die Nicht-Playoff-Plätze eingestuft, scheint Olimpija ungefährdet zumindest Richtung Playoffs zu segeln.

Ich habe das Team heuer zweimal gesehen, beim hochverdienten 1:0 in Wien mit einer Rumpfdefensive und beim 3:4 am letzten Donnerstag in Znojmo, wo sie eher keinen guten Tag erwischten, trotzdem mit einem Punkt heimkehrten. Die Trümpfe des Tabellenführers:

Einer für alle, alle für einen

Das überraschte mich noch am wenigsten: Slowenische Spieler zeigen fast immer Herz und Hingabe, sehen im Gegensatz zu vielen österreichischen Cracks die ICE nicht als finanziellen Höhepunkt.

Sie scheitern auch als Legionäre – und diesen Status streben alle Spieler an – höchstens daran, dass ihr Potential überschaubar ist, nicht, dass sie es nicht ausschöpfen könnten. Coach Mitja Sivic zu seiner Philosophie: "Teamgeist und Disziplin können höheres Talent ohne diese Attribute immer schlagen."

Er lässt immer vier Reihen rollen, die Eiszeit ist ziemlich paritätisch verteilt, auch, weil die PP- und PK-Besetzungen so aufgeteilt sind, dass alle (!) Cracks hier zum Einsatz kommen.

Von der Qualität seines Personals kommt es mir so vor, dass der Unterschied zwischen seinem besten und schlechtesten Spieler so klein ist wie bei keinem anderen Team der Liga. Und der Durchschnitt ergibt ein gut eislaufendes Team, das kaum defensive Löcher zulässt, gleichzeitig aber über gute bis brauchbare Puckskills verfügt.

Defensiv-Verhalten

Hier hat Sivic, der im Sommer aus Jesenice zu den Drachen kam, seine größte Aufgabe gesehen: "Es war eine Kulturumstellung, denn das Team kann nur über eine funktionierende Defensive erfolgreich sein."

Eine Umstellung war das deshalb, weil Ljubljana die AlpsHL in den letzten Jahren fast immer dominierte, die meiste Zeit im Drittel des Gegners verbrachte. Sivic: "Der Unterschied zwischen ICE und AlpsHL ist immens – alles ist größer, stärker, intensiver. Da nur nach vorne zu denken, wäre nicht gutgegangen."

Mit den Erfolgen des Saisonbeginns stieg natürlich auch die Glaubwürdigkeit des neuen Coaches, dessen Trainerkarriere 2015/16 in Lyon gleich im Anschluss an seine letzten Spiele als Legionär begann. Danach folgten zwei Jahre in Jesenice, ehe er im Sommer Meistercoach Raimo Summanen beerbte.

Als Morgengabe brachte er aus Jesenice – die heuer Ljubljanas dominante Rolle in der AlpsHL übernahmen – mit Goalie Zan Us, Jaka Sodja, Jaka Sturm, Blaz Tomacevic und Zan Jezovsek gleich fünf Spieler mit, was dem Kader auch die notwendige Tiefe zuführte. Auch mit dem Klubarzt und Goalie-Coach brachte Sivic Vertrauensleute aus Jesenice mit.

Breaks gaben die Slowenen auch gegen Znojmo, die ihr Spiel genau darauf anlegen, nur wenig her. Sie verzichteten dabei auf einen tiefen Forecheck, sodass die Tschechen im Spielaufbau fast immer fünf Gegner vor sich hatten, ihre Stretchpässe daher nicht so leicht anbringen konnten. Probleme zeigte Olimpija aber in gewissen Druckphasen im eigenen Drittel, wo die Zuordnung nicht immer stimmte und Us öfters retten musste.

Goaltending

Apropos Zan Us: Ich erinnere mich an ihn aus seinen Zeiten im slowenischen U20-Team bzw. bei Znojmo (wo er allerdings nur im Juniorenteam zum Einsatz kam) als einen sehr unruhigen Goalie. Die letzten Jahre in der AlpsHL – von Gastspielen in der slowenischen Liga und in Frankreich unterbrochen – dürften ihm aber sehr gutgetan haben.

Der heute 25-jährige präsentiert sich sowohl reflexstark als auch technisch solide, Hände bzw. Beine kickt er dann raus, wenn sie gebraucht werden und findet nach Saves auch schnell wieder in die Ausgangsposition zurück.

Torhüter Zan Us
Foto: © GEPA

Ljubljana gehört damit zu den wenigen Teams ohne Goalieproblemen, der Finne Paavo Hölsä – der einzige der Vorjahreslegionäre, der mit aufsteigen durfte – spielt nach einigen Krankheiten derzeit nur die zweite Geige, kann aber jederzeit einspringen.

Wenn Us und Hölsä – in welcher Arbeitsteilung auch immer – ihr Niveau halten können, können die Slowenen auch in der zweiten Saisonphase so manche Schwächephase übertauchen.

Die Legionäre

Ich habe die einheimischen Kräfte vor der Saison als durchaus ligatauglich, vielleicht mit etwas wenig Offensive eingestuft. Die vier neuen Legionäre haben als letzte Stationen IPK (Finnische Mestis), Valerenga (Norwegen), Rodovre (Dänemark) in ihrer Vita stehen, nur Sebastien Piche war ein ligabekannter Wert.

Der 33-jährige Piche hat seine offensiven Hochzeiten sicher hinter sich, wird aber von Sivic wegen seiner Routine und Ligaerfahrung ("Er kennt die Gegner ziemlich genau") geschätzt. Erving ist ein laufstarker Defender, bei Murphy behalte ich mir eine Beurteilung noch vor.

Trumpfass unter den Legionären: Der Franzose Guillaume Leclerc, den Sivic noch aus seiner Zeit in Frankreich kennt. Ich kenne Leclerc aus diversen Turnieren mit Frankreich, darunter zuletzt ausgerechnet in Ljubljana im Mai.

Leclerc war immer ein offensiv begabter Spieler mit der Fähigkeit, sich in engen Lagen durch seine Technik und Agilität fast schlangenartig ("very slippery player") um die Gegner winden zu können. Der 25-jährige kleingewachsene Flügel hat bei Sivic mehr Freiheiten als andere Spieler, verlässt dadurch die Defensivzone etwa vorzeitig, was zuletzt gegen Znojmo im zweiten Drittel gleich zu drei Breakaways führte.

Keines davon konnte er verwandeln, er gibt aber Spielzüge nicht einfach auf und ist dann in der zweiten Welle oft effektiv wie bei einem Assist kurz nach seinem dritten Alleingang. Leclerc wird nach der Saison sicher gute Angebote bekommen – aber auch das Verständnis und die gemeinsame Historie wie bei Sivic?

Nicht nur die Legionäre kommen aus wenig prominenten Teams: Das Stürmerduo Gregor Koblar-Luka Kalan spielte letzte Saison noch in Polen, Kristjan Cepon in Nizza, der junge Tiefenverteidiger Timo Klofutar für Narvik in Norwegen. Das heißt natürlich für alle, dass ihre Gehaltsvorstellungen überschaubar waren, was aber für alle slowenischen Legionäre der zweiten oder gar dritten Garnitur gilt.

Wie die Letten gelten die Slowenen als sofort verfügbare und leicht zu integrierende Legionäre ohne große Egos und vor allem ohne Sprachprobleme – Englisch kann man fast immer voraussetzen. Große Angebote werden allerdings im nächsten Sommer ausbleiben, trotzdem wird Präsident Miha Butara das Budget vielleicht etwas erhöhen müssen.

Sehr positiv: In Zeiten, wo fast alle Teams über leere Hallen klagen, steigerte Olimpija zuletzt ihre Zuschauerzahlen von Spiel zu Spiel, gegen Fehervar knackten sie mit 2343 Zuschauern erstmals die 2000er-Marke.

Die weiteren Aussichten

16 Spiele sind nicht 52 und die spielintensive Weihnachtszeit steht noch bevor. Doch Olimpija präsentiert sich so gefestigt, dass ich mir einen großen Abfall nicht mehr vorstellen kann, ein Top-6-Platz (derzeit elf Punkte Vorsprung auf den Siebten VSV) sollte allemal drinnen sein, aber wahrscheinlich auch mehr.

Das Team ist derzeit fast vollzählig, gegen Znojmo fehlte nur Defender Miha Stebic, Miha Zajc schied während des Spiels nach einem harten Check aus. Gegen Ende des Monats wird noch Routinier Anze Ropret nach einer Schulteroperation im Sommer zurückerwartet – mit acht Defendern und 15 Stürmern sind die Slowenen dann gut aufgestellt.

Die Tiefe in der Grundformation ist auch beeindruckend – so bildete das Trio Koblar-Kalan-Cimzar die nominell vierte Linie, erzielte heuer aber bereits 12 Treffer, wobei nur Cimzar im Powerplay zum Einsatz kommt.

Die Tiefe und Ausgeglichenheit im Kader dürfte auch in den nächsten Wochen weiter zu Erfolgen führen, niemand macht derzeit aus wenig (oder ist es nur auf dem Papier wenig?) so viel wie das Sensationsteam aus Ljubljana.

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