Fünf Woche ist die neue Saison in der win2day ICE Hockey League mittlerweile alt.
Welche Schlüsse lassen sich aus neutraler Sicht bisher ziehen? Was fiel auf und wo können die Teams sich verbessern? Eine Analyse:
Zwei Spiele in Wien und eines in Linz – ein volles ICE-Wochenende brachte neue Erkenntnisse. Warum man sich in Wien offensive, andere Teams defensive Defizite aufweisen...
Gründe zur Sorge in Wien
Die Vienna Capitals führen die ICE an – allerdings nur in absolvierten Spielen. Nur Samstags-Gegner HC Pustertal hat ebenfalls elf Spiele absolviert, die Findungsphase der Liga und der Teams geht immer mehr in eine Erkenntnislage über.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Und die besagt in Wien, dass eine weitere Zittersaison bevorsteht, vor allem wegen der mangelhaften Offensive. 19 Tore sind Ligatiefstwert, mehr als drei Treffer pro Spiel gelangen bisher nie. Dass die Scorer-Beiträge der Einheimischen beschränkt sein würden, war von Beginn an klar, aber die Legionäre lassen fast völlig aus.
Peter Krieger wirkt von Spiel zu Spiel mutloser, Evan Jasper gehört zwar zu den dynamischten Skatern der Liga, seine Rushes tragen ihn aber meist hinter das Tor. Brett Kemp hat die Scheibe noch am meisten am Stock, kann auch im Cycling Game Gegner verlieren, ein großer Finisher ist er auch aber auch nicht. Jason Willms centert die vierte Linie, da bleibt nur Zane Franklin über, der wenigstens ab und zu trifft, allerdings mehr ein Energiespieler ist.
Der Verletzungsteufel wütet
Dazu kommen jetzt auch immer mehr Verletzungen: Nach Jeremy Gregoire und Jack Dougherty fielen zuletzt in Folge Lukas Piff und Dominique Heinrich aus, Kemp ging in der Schlussphase gegen Pustertal nach einer Ringereinlage mit Jason Akeson völlig benommen vom Eis. Im Caps-Kader stehen am Papier inklusive des nach Zell verliehenen und zurückbeorderten Timo Pallierer neun Defender, am Ende gegen den HCP blieben nach der Spieldauerdiszi gegen Mario Fischer genau noch fünf Mann über.
Die Caps haben einfach keinen Spielraum bei Verteidigungsfehlern (weniger als im Vorjahr, aber immer noch genug) und weichen Gegentoren, die sowohl Sebastian Wraneschitz als auch Anders Lindbäck trotz guter Leistungen ab und zu einstreuen. Es droht, wenn sich kein Offensivaufschwung einstellt (der kann wohl nur von außen kommen), eine ähnlich zähe Saison wie im Vorjahr, obwohl die Plätze 7 – 10 eigentlich die logische Heimat dieses Teams wäre. Ewig werden auch die Fans nicht mehr freundliche Nasenlöcher machen.
Pustertal und Villach dagegen löchrig
Die beiden Caps-Wochendgegner haben dagegen auf der anderen Seite des Eises Probleme, nämlich beim Toreverhindern. 44 (Pustertal) und 35 (VSV) sind die Ligahöchstwerte, gegen die Caps reichte es zwar zu Auswärtssiegen, gegen schwerere Gegner wirken sich die Defensivschwächen eher letal aus. Beide Teams verfügen über Goalies der Marke "ok" (Oliver Roy bzw. J-P Lamoureux, der mit 40 halt nicht mehr der Jungspund ist, der er mit 37 war), aber geben viel zu viele Chancen her.
HCP-Neuzugang Viktor Svedberg brachte keinen großen Mehrwert mit, wäre aber am Papier der einzige richtigen Defensiv-Defender, Austin Osmanski dreht nur deshalb in diese Richtung, weil seine Hände jegliches Offensivspiel mit der Scheibe unmöglich machen. Die Pusterer müssen halt hoffen, dass sie die schwächeren Gegner ab und zu outscoren können und gesund bleiben.
Das nämlich gelang dem VSV bisher nicht, mit Mark Katic, Alex Wall und Ersatz-Defender Daniil Kulintsev waren zuletzt drei Legionärsdefender out of order. In ihrer Abwesenheit fällt noch mehr auf, wie solide Dylan MacPherson seine Spiele runterspielt. Auffällig in Wien auch der 20-jährige Julian Raspotnig, der keine Angst vor der Scheibe zeigte, mit guter Beinarbeit sehr (fast zu) oft auch aktivierte. Aber auch für ihn gilt, dass das Kerngeschäft (Defensive und Zweikämpfe) noch Luft nach oben haben. Bei offensiven Freigeistern wie John Hughes oder Nikita Scherbak, der nur ab und zu zum Leben erwacht, tun sich von Haus aus mehr Löcher als bei anderen Teams auf.
Wie die Caps sind der HCP und der VSV Anwärter auf die Pre-Playoff-Plätze, allerdings immer mit sorgenvollen Blicken nach unten.
Aufs und Abs in Linz
Vier Niederlagen zu Saisonstart (Tordifferenz 1:12), danach vier Siege (19:7 Tore) – welche Linzer Mannschaft würde sich am Sonntag gegen Fehervar zeigen? Ein Mittelding, in den engen Phasen gelangen den Ungarn die Tore, der Drei-Tore-Rückstand war dann unüberwindbar.
Auffällig: Graham Knott, Shawn St-Amant und Brian Lebler sind von ihren Vorjahresversionen zu diesem Saisonzeitpunkt weit entfernt, das reduziert das Offensivpotential dieses Teams natürlich gewaltig. Von den beiden slowenischen Nachverpflichtungen kommt nur Ken Ograjensek im Powerplay (als Bumper) zum Einsatz, Luka Maver schafft es aber auch bei 5-5 wie bei seinem Treffer gestern, kraftvoll zu wirken. Die beiden stellen Tiefenscoring bereit, die großen Pferde müssen den Karren aber schon selbst ziehen. Wie die Caps haben auch die Black Wings bei weichen Gegentoren wie von Rasmus Tirronen gestern wenig Puffer.
Mit Fehervar stellte sich aber auch eine sehr kompakte Truppe an der Donaulände vor und das ohne die einheimischen Spielträger Balazs Sebök und Istvan Bartalis. Mit Goalie Rasmus Reijola dürften die Ungarn einen guten Griff gemacht haben. Ab und zu etwas ausrechenbar (sehr viel und verfrüht "inverted VH" auf seiner rechten Seite), aber beweglich und doch ruhig. Ohne CHL-Belastung sollte Fehervar in nächster Zeit die Top-6 absichern können. Mit fünf Legionärs-Defendern sowie Teamspieler Bence Stipsicz lassen auch Reijolas Vorderleute nur wenig anbrennen.
Andere Liga-Auffälligkeiten
Nicht nur, dass das heurige Grazer Team sich gegenüber den Vorgängerversionen wie Licht und Schatten verhält, verzichten sie in ihren Spielen auch nicht auf Spannung. Mehr als zwei Tore Differenz verzeichneten die 99ers nie in ihren Spielen und von fünf Siegen und einer Niederlage in dieser Kategorie wurden vier per Emtpy-Netter entschieden.
Die Truppe von Harry Lange hat aber noch in allen Mannschaftsteilen Luft nach oben, in Villach zeigte die Reihe um Casey Bailey, Marcus Vela und Kevin Roy erstmals gemeinsam mit drei Treffern auf.
Zu Saisonbeginn auf der Liga-Agenda und zumindest zeitweise durchgezogen, jetzt wieder vernachlässigt – die Sweater stecken bei vielen Spielen weiter in der Hose, machen damit (Fehervar gestern als Beispiel) eine Identifikation per Rückennummer oft unmöglich.
Was ebenfalls für die Liga-Offiziellen ein Thema werden müsste: Sie legen zwar auf kurze Spiele großen Wert, lassen den Refs und den Teams aber viel zu viel durchgehen. Die Schiris greifen weiter viel zu oft von sich aus auf Videoreviews zurück, Coaches Challenges kommen damit nur selten zur Anwendung.
Ein weiteres häufiges Problem: 17 Minuten Pause sollten eigentlich mehr als genug sein, um danach gleich wieder spielen zu können. Aber Publikumsspiele zögern die Eisaufbereitung minutenlang hinaus, Teams und Refs stehen dann – wie in Linz gestern – vor dem geplanten Faceoff in einer Suppe, die Pause dauert dann fast 20 Minuten. Zwei Minuten gegen das Heimteam in solchen Fällen wären zumindest eine Überlegung wert...