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ICE-Viertel-Fazit: Wer überzeugt, wer hinkt nach?

Bernd Freimüller bewertet nach 1. Saison-Viertel Leistungen aller Teams:

ICE-Viertel-Fazit: Wer überzeugt, wer hinkt nach? Foto: © GEPA

Bereits 91 Spiele sind gespielt, wir halten genau bei einem Viertel des Grunddurchgangs in der bet-at-home ICE Hockey League. Zeit für ein Zwischen-Fazit bei den einzelnen Teams sowie ein Blick auf deren Stärken und Schwächen.

Noch steht die spielintensive Zeit rund um Weihnachten bevor, wo sich die Spreu vom Weizen trennt. Doch ein Zwischenstand mit einer Tabellenspitze Ljubljana-Fehervar-Innsbruck zu diesem Zeitpunkt hätte hohe Wett-Quoten mit sich gebracht.

Auch wenn es weder die Liga noch TV-Partner Puls24 zugeben würden: Ein ähnlicher Endstand - drei ausländische Teams fix in den Playoffs dabei, zwei weitere auf den Pre-Playoff-Plätzen - wäre für sie wohl der Super-GAU.

1. Olimpija Ljubljana (32 Punkte/13 Spiele)

Tabellenführer und das noch mit großem Abstand auf die Verfolger – das hätte von den Slowenen keiner erwartet. Die Stärken des Klubs aus der Hauptstadt Sloweniens: Coach Mitja Sivic rollt vier Linien, die alle eisläuferisch stark und gute Qualitäten an der Scheibe mitbringen. An der Einstellung der slowenischen Cracks war ja sogar in unbezahlten Zeiten nie etwas auszusetzen.

Auch wenn die Toplinie um den französischen Topscorer Guillaume Leclerc heraussticht: Bei keinem anderen Liga-Team ist der Unterschied zwischen dem stärksten und schwächsten Spieler so gering wie bei Olimpija. Überraschend auch: Die starken Goalie-Leistungen, Zan Us hat sich seit seinen Junioren-Jahren immens entwickelt.

2. Fehervar AV19 (27 Punkte/13 Spiele)

Diese Top-Platzierung ist keine Überraschung, Fehervar arbeitete über den Sommer an den Schwachstellen der Vorsaison. Vier starke Linien, Neuzugang Istvan Terbocs (zuletzt aber verletzt) entpuppte sich als ganz starker Power-Winger, Defender Josh Atkinson wartete mit überraschend viel Offensive auf.

Was den Ungarn aber spätestens im Playoff Sorgen bereiten wird: Die Goalie-Position mit Rasmus Tirronen und Daniel Kornakker kann mit dem Niveau der Skater nicht mithalten.

3. HC Innsbruck (24 Punkte/14 Spiele)

Eine Siegesserie spülte die Haie zuletzt immer mehr nach oben, "making hay while the sun shines" sagen die US-Amerikaner dazu. Wie immer definieren sich die Innsbrucker über eine starke Offensive, zum Duo Dostie-Huntebrinker kam zuletzt auch die zweite Reihe um McGauley und Leavens besser in Fahrt.

Coach Mitch O'Keefe kann sich wieder eine starke Legionärsauswahl mit bescheidenen Mitteln anrechnen lassen, er muss weiter hoffen, dass sein Team gesund bleibt. Durch den Ausfall von Daniel Jakubitzka steht er bereits jetzt nur mehr mit fünf Defendern da.

4. EC Red Bull Salzburg (22 Punkte/14 Spiele)

Trotz des stark reduzierten Aufgebots (bis zu zehn Cracks out) punkteten die "Eisbullen" fast in jedem Spiel, schön langsam komplettiert sich das Aufgebot wieder. Der nachverpflichtete Goalie Atte Tolvanen sorgte für Ruhe im Kasten, Offensiv-Defender T.J. Brennan für die wichtigen Tore (HIER geht es zum Scouting Report >>>).

Die Rückkehr einiger Stützen wie Ty Loney, Ali Wukovits oder Dominique Heinrich könnte - so verrückt es klingt - für einige holprige Spiele sorgen, müssen sie doch erst wieder auf Betriebstemperatur kommen.

Doch auf lange Sicht ist Salzburg das Team, das es in der Liga zu schlagen gilt. Von Center Jan-Mikael Järvinen hätte ich mir mehr erwartet, ein weiterer Stürmerzugang wäre früher oder später keine Überraschung.

5. KAC (22 Punkte/13 Spiele)

Ab und zu mit Aussetzern (wie beim 0:6 bei den unberechenbaren Znaimern), aber doch auf absehbarem Top-6-Kurs: Der KAC ruht sich nicht unbedingt auf den Titel-Lorbeeren aus, hat aber doch mit einer gewissen Inkonstanz zu kämpfen.

Schmerzlich der langfristige Ausfall von Nick Petersen, vor allem im Powerplay: Seine Fähigkeit, bei eigener Torgefährlichkeit alle Pässe von der linken Halfwall (hinter das Tor, zu Postma an der blauen Linie, in und durch die Box) spielen zu können, wird im Powerplay sicher abgehen.

Phillip Bruggisser gab nur ein Kurz-Gastspiel, der Verteidiger präsentierte sich aber genau so wie erwartet. Sollte die Torausbeute zu sehr absinken, steht sicher ein neuer Legionär vor der Tür und sei es nur, um für die nächste Saison vorzuspielen.

6. HC Znojmo (21 Punkte/13 Spiele)

Wer über Coaches stöhnt, die fast überall Defensive vor Offensive einzuimpfen versuchen, sollte nach Znojmo kommen - wie so viele österreichische Fans: Das Team präsentiert sich von taktischen Zwängen unbeeindruckt, es geht rauf und runter.

Keine andere Mannschaft setzt so auf Stretchpässe, Stürmer wie Luciani oder Fejes setzen sich gerne vorzeitig aus dem eigenen Drittel ab. Das Resultat davon Odd-Man-Breaks oder alternativ Breakdowns im eigenen Drittel.

Sehr attraktiv alles für die Fans, aber ob das die ganze Saison über aufrechterhalten werden kann? 6:0- und 9:3-Triumphe sind da ebenso drinnen wie 1:6-Debakel, überhaupt wechseln sich Siege und Niederlagen im Zwei-Tage-Rhythmus ab. Potential für eine Playoff-Teilnahme haben die Adler aber sicher.

7. Bratislava Capitals (20 Punkte/13 Spiele)

Auch die Slowaken finden keine Konstanz, mehr als zwei Siege am Stück gelangen noch nie. Im Gegensatz zur Vorsaison präsentierten sich die Capitals aus Bratislava aber zumindest personell ohne große Varianz, auch wenn mit dem Norweger Thomas Valkvae Olsen jetzt der erste Legionär gehen musste. Ganz stark dagegen Center Marc-Olivier Roy, der sich mit seinen Playmaker- und Puckträger-Fähigkeiten für ein besseres Team qualifizieren könnte.

Wie in der letzten Saison verzichtet Bratislava in einigen Spielen auf den Heimvorteil – ein in der Eishockey-Welt einzigartiges Phänomen. Ein Kandidat auf einen Pre-Playoff-Platz bleiben sie aber trotzdem.

8. Dornbirn Bulldogs (18 Punkte/13 Spiele)

Drei Siegen in Serie folgten zuletzt vier Niederlagen, vor allem die beiden gegen den Westkonkurrenten aus Innsbruck warfen die Bulldogs in der Tabelle zurück. Dabei blieben sie von Verletzungen bis jetzt fast verschont, aber einige Legionäre wie Vladimir Ruzicka oder Colton Beck müssen offensiv mehr zeigen.

Pavel Padakins Präsenz um das Tor herum zu Saisonbeginn ist auch etwas verschwunden. Ebenfalls ein Fragezeichen: Kann einer der beiden Goalies Lukas Herzog oder David Madlener enge Spiele entscheiden? Derzeit sieht es nach einem gutem Beginn der beiden nicht danach aus.

Wie immer präsentiert sich ein von Kai Suikkanen gecoachtes Team als gut organisiert – der Unterschied etwa zu den zeitweise vogelwilden Znaimern ist wie Tag und Nacht. Aber Qualität kann auch Suikkanen nicht herzaubern. Am konstantesten bisher noch die Einheimischen-Linie Macierzynski-Häussle-Schwinger.

9. HC Bozen (18 Punkte/12 Spiele)

Sechs Siege, sechs Niederlagen – sicher nicht das, was man in Bozen gewohnt ist und Coach Doug Mason steht wenig überraschend schon in der Kritik. Allerdings: Die Tiefe des Vorjahres ist durch die neue Legionärs-Regel beschränkt (bis jetzt vor Gericht noch nicht bekämpft, Anm.), bei Verletzungen dünnt sich das Aufgebot schnell aus.

Und auf der Goalie-Position – jahrelang bei Leland Irving in ausgezeichneter Hand – konnte Kevin Boyle bis jetzt nicht überzeugen. Er präsentiert sich so wie Ryan Zapolski vor Jahren in Wien: Technisch eigentlich korrekt, aber über seine Grundposition hinaus mit keinerlei Extensions oder gar Desperation.

Ein großer Aufschwung ist mit dieser Besetzung vor und hinter der Bande eher nicht abzusehen, personelle Änderungen würden nicht überraschen.

10. VSV (17 Punkte/12 Spiele)

Nach schwachem Beginn mit Aufschwung, zuletzt aber wieder mit einem Rückfall. Der VSV präsentiert sich besser als vor einem Jahr um diese Zeit, die Pre-Season hätte aber mehr erwarten lassen. Die Adler sind eines der vielen Teams mit Goalie-Problemen, Andreas Bernard wirkt ziemlich träge und tapsig.

Der Langzeit-Ausfall von Rick Schofield schmerzt, mit Travis Oleksuk (wie der 34-jährige Kanadier ein Zwei-Wege-Stürmer, allerdings auf geringerem Level) und Alexander Rauchenwald kam jedoch gleich doppelter Ersatz. An Mangel an Offensive scheitert das Team von Rob Daum aber ohnehin eher selten, Joel Broda blühte unter ihm wieder auf.

Mit besseren Goalie-Leistungen könnten die Adler sicher weiter nach oben schielen, so wird das Playoff-Rennen wieder zu einem Zitterspiel.

11. Vienna Capitals (17 Punkte/13 Spiele)

Nach den Irrungen und Wirrungen des Sommers komplettierten sich die Capitals erst während der Saison, zeitweise präsentierten sie einen Neuzugang pro Woche. Jetzt dürfte der Kader einmal stehen, bei Vollbestand der Kräfte sollte Coach Dave Barr wenigstens zwei Scorerlinien aufs Eis schicken können, wobei aber James Sheppard und Nicolai Mayer (etwas ein Zirkus-Spieler) die Hauptlast der Offensive tragen müssen.

Ganz wichtig in den letzten Wochen: Egal wer im Tor stand (Kickert, Starkbaum oder Steen) – sie alle gaben dem Team in jedem Spiel eine Chance, dieses zu gewinnen.

Auch aus Mangel an pucktragenden Defendern wird die Offensive weiter etwas limitiert sein, aber das Ärgste (auch durch Ausfälle bedingt) sollten die Caps hinter sich haben. Starke Defensive, gute Special Teams sowie viel Size vor dem Tor (noch die größte Stärke von Brody Sutter) könnten die Wiener in der Tabelle noch etwas nach oben bringen.

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12. Graz 99ers (14 Punkte/13 Spiele)

Weit von den großen Erwartungen entfernt, dazu zwei Debakel (3:9 in Znojmo, 3:8 in Villach) – wieder droht eine Saison der 99ers mit einer Riesenenttäuschung zu enden. Die Probleme ziehen sich durch alle Mannschaftsteile und Spielphasen, vor allem im Penalty-Killing lassen die Grazer völlig aus (knapp 72 Prozent).

Das groß angekündigte Duo Hjalmarsson-Gordon wurde von Coach Jens Gustafsson schon früh gesprengt, ohne dass die Perfomance besser wurde. Peters-Ersatz Niklas Lundström im Kasten ist auch alles andere als ein Rückhalt, Baustellen also vorne und hinten.

Während bei den Vienna Capitals etwa die Stärken und Schwächen und damit das Auftreten des Teams evident sind, konnte ich die Frage eines Coaches eines Liga-Konkurrenten auch nicht beantworten: "Was sind die Grazer eigentlich für ein Team?" Nach 13 Spielen steht noch keine Endtabelle fest, aber auch nach der Rückkehr einiger verletzter Spieler finden die 99ers einfach keine (positive) Konstanz…

13. Black Wings Linz (11 Punkte/13 Spiele)

Ich habe in Linz einen Fehlstart wie vor einem Jahr ausgeschlossen, typischer Fall von "Denkste!".

Die Problemfelder sind offenkundig: Wieder keine Offensive außerhalb der Toplinie, wie zu erwarten schwaches Goaltending von Coreau und dazu noch verdammt wenig Speed. Dass zuletzt auch noch späte Gegentreffer mehrere Punkte kosteten, kommt dann natürlich auch noch dazu.

Der Ausfall von Kai Kantola, der als Power-Flügel für Präsenz vor dem Tor hätte sorgen sollen, war ein arger Rückschlag. Der spät verpflichtete Center Andris Dzerins verhält sich bezüglich defensives Coverage zwar vorbildlich, bietet aber kaum Offensive an.

Defender Josh Roach ist seit seiner Rückkehr auch nur mehr ein Schatten von einst (noch ohne Treffer!), die Österreicher mit wenig Offensiv-Ausbeute – alles zusammen ein toxisches Gemisch. Geht wieder eine Saison die Donau(lände) hinunter?

14. HC Pustertal (10 Punkte/13 Spiele)

Der Saisonbeginn sah noch gut aus, doch mittlerweile seit sieben Spielen ohne Sieg: Pustertal ist spätestens seit der Derby-Heim-Niederlage gegen Bozen am Boden der Realität angekommen. Zu Beginn sorgte wenigstens noch das Duo Harju-Bardaro für die wichtigen Tore, doch mit den beiden alleine und mit Abstrichen Ikonen ist halt offensiv wenig Staat zu machen.

Flops bisher Zach Budish und der allerdings durch eine Handverletzung gehandicapte Brad Morrison. Auch Jakob Stukels Sololäufe gehen zwar ab und zu auf, Teamplayer ist er aber keiner.

Die Positiva: Goalie Tomas Sholl sowie Defender Emil Kristensen, einer der besseren Puckträger der Liga. Immerhin kann man die Saison dazu verwenden, die einheimischen Kräfte auf ihre Liga-Tauglichkeit zu durchleuchten. Wenn zum Duo Traversa-Hannoun auch noch Stephen Deluca einmal dazukommt, könnte das die irrlichtendste Reihe der Liga werden.

Das Hauptproblem bleibt weiter die mangelnde Torausbeute – Ein-Linien-Teams tun sich in der ICE seit jeher schwer…


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