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KAC: Was können die jungen Defender wirklich?

Eine Verteidigung ganz ohne Legionäre? Der KAC kommt derzeit damit durch, auch dank dreier Eigenbauspieler.

KAC: Was können die jungen Defender wirklich? Foto: © GEPA

Der KAC muss seit einigen Spielen ohne den einzigen Legionärsdefender Jesper Jensen Aabo sowie Routinier Steven Strong auskommen.

Mit Tobias Sablattnig, Maxi Preiml und Thomas Klassek stehen damit drei jüngere (für Österreich junge) Defender in den Klagenfurter Top-6. Das kann natürlich nicht gutgehen, außer es tut es, wie sechs Siege in den letzten sechs Spielen beweisen.

Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die drei Defender:

Neben Clemens Unterweger besteht die KAC-Defensive derzeit nur aus Eigenbauspielern. David Maier (2000), Sommer-Rückkehrer Thimo Nickl (2001), Sablattnig und Preiml (beide 2003) sowie Thomas Klassek (2005), der nach seiner Rückkehr von der U20-WM nahtlos ins Lineup einstieg.

Coach Kirk Furey teilt Sablattnig, Preiml und Klassek auf drei Pärchen auf, die Eiszeit dabei sollte ungefähr gleich sein, auch wenn Preiml im PK gesetzt ist. Im Powerplay, in das jetzt Maier aufrückte, kommt keiner der drei zum Einsatz. Lediglich in heiklen Phasen am Endes eines Drittels/Spiels spannt Furey etwa Unterweger und Nickl zusammen, sonst findet sich bei 5-5 immer einer der drei auf der Platte.

Diese Eigenbau-Defensive, die nach der Rückkehr von Strong und Jensen Aabo natürlich wieder aufgeweicht wird, ist auch das Resultat von Nicht-Verlängerungen von sehr verdienten Spielern wie Martin Schumnig oder Thomas Vallant. Der Aufschrei war jeweils groß, nur ohne solche zunächst unpopuläre Schnitte kann man den Nachwuchs gleich einstampfen. Gerade in der Defensive sieht es in der Zukunft für die Klagenfurter ausgezeichnet aus, mit Maxi Petritsch (2008) und Gabriel Holzer (2009) lugen schon weitere interessante Leute hervor. Allerdings: Sie können im Gegensatz zu ihren Vorgängern nicht vom sanften Übergang ins Erwachsenen-Eishockey per Farmteam profitieren.

Ein kurzer Blick auf die Stärken und Schwächen der drei KAC-Defender:

Tobias Sablattnig
Foto: © GEPA

Tobias Sablattnig

(1, 84 m/83 kg)

Letzte Saison Stammspieler, heuer verlor er diesen Status bei Vollbesetzung an Preiml, musste sogar ab und zu bei Personalnot als Verlegenheitsstürmer aushelfen.

Wie Preiml kostete ihm Corona die Teilnahme an (abgesagten) U18-WMs, seine U20-Turniere (zwei, bei Preiml nur eines) waren die A-Gruppen in Übersee, wo Österreich fast durchgehend im eigenen Drittel festgezurrt war. Das macht das internationale Scouting sehr schwierig, Beobachtungen beim Farmteam (das allerdings auch oft überfordert war) halfen da mehr. Bei Klassek wäre es heuer umgekehrt gewesen: Die U20-B-WM sagt viel aus, nationale Spiele in der U20-Liga sind dagegen fast wertlos, da es an starken Gegner mangelt.

Sablattnig bringt brauchbare Größe mit, bewegt sich auch gut, mehr Dynamik würde ihm aber gut tun. Ab und zu hat er heuer Probleme bei defensiven Zuteilungen, ist aber so schlau, dass er im Zweifelsfall die Scheibe Scheibe sein lässt, in seine Ausgangsposition zurückdriftet und versucht, einen Gegner mit dem Körper und dem Stock aus dem Spiel zu nehmen. Ein übermäßig physischer Spieler ist er nicht, aber seine Reichweite hilft ihm, Raum wegzunehmen. Für mich spielt er ein Stück größer, wenn auch nicht aggressiver, als seine Körpermaße aussagen.

Er geht auch nicht als Offensiv-Defender durch, in Wien trug er die Scheibe aber zweimal aus dem eigenen Drittel, kann also so den Druck wegnehmen. Umgekehrt muss er an seinen Clearing Attemps arbeiten, was aber auch routinierteren Defendern oft schwerfällt, gilt es doch die Balance zwischen Icings und leicht abzufangenen Pässen zu finden.

Sein Schuss ist nicht unbedingt eine große Waffe, aber doch kontrolliert, keinesfalls wild.  Wie schwierig es ist, im Erwachsenen-Eishockey eine PP-Rolle zu ergattern, sieht man an David Maier: Im Nachwuchs hier immer dabei, in der ICE oder im Nationalteam nur als Nachrücker. Dafür hat er sich eine kleine Nische als Teilzeit-Goon geschaffen, der im Bedarfsfall austeilen kann.

Zurück zu Sablattnig: Er sollte sich in Klagenfurt als eine Art „In-betweener“ etablieren, könnte sich dabei aber weiter einen Kampf mit Maxi Preiml liefern.

Maxi Preiml
Foto: © GEPA

Maxi Preiml

(1, 87 m/86 kg)

Heuer in seiner ersten Saison als Stammspieler und das seit der Vorbereitung. Sein Profil ist vielleicht das klarste dieser drei Spieler: Ein großer, physischer Defensiv-Defender, der den gegnerischen Stürmen das Leben schwer machen soll. Allerdings stehen für ihn heuer auch schon zwei Sperren zu Buche – beides für mich keineswegs bösartige oder ausgeflippte Attacken, aber doch Beweise dafür, dass er an seinem Winkelspiel arbeiten muss.

Zu oft visiert er den Gegner noch „heads on“ an, macht sich daher für schnelle Richtungsänderungen verwundbar. Seine Beinarbeit war im Nachwuchs immer ein Problem, er hat hier aber große Fortschritte gemacht und 86 Kilo sind in Zweikämpfen sicher ein Vorteil, beim Eislaufen weniger.

Der erste Wiener Treffer war ein Beispiel dafür, aber auch mit einem Fehler eines Mitspielers  verbunden: Am Ende eines Shifts deutet er einen Wechsel an, bewegt sich aber etwas zu langsam zur Seitenbande. Nach einem Turnover durch Hundertpfund muss er am Eis bleiben (sein Ersatz Nickl hüpft wieder zurück), kann nur etwas Richtung Scheibe stochern, die Caps scoren kurze Zeit später.

Beim zweiten Treffer konnte er im Nahkampf um das Tor herum Jaspers Stock nicht kontrollieren – im heutigen Eishockey kannst du in solchen Situationen selbst bei körperlicher Überlegenheit den Gegner nicht traktieren, musst eben zu solchen subtileren Mitteln greifen. Da besteht noch Aufholbedarf, aber Defender mit Größe und Gewicht musst du in Österreich trotzdem hegen und pflegen.

Zu Preimls Stärken gehörte im Nachwuchs auch ein harter, ab und zu etwas wilder Schuss, sicher der härteste unter den drei Defendern hier. Allerdings hat er meines Erachtens auch einen längeren Wind-Up. Wo sich heute Schusslinien nur selten öffnen und prompt wieder schließen, kann ein schneller „Muffin“ aus dem Handgelenk, der durch den Verkehr geht, wertvoller sein als ein wuchtiger Slapper, der als Abpraller gar Richtung eigenes Tor gehen kann.

Ein kleiner Vorteil für Preiml: Er ist ein Rechtsschütze, mit ihm, Maier und Nickl kann Furey drei Links-Rechts-Paare bilden.

Thomas Klassek
Foto: © GEPA

Thomas Klassek

(1, 82 m/83 kg)

Hat im Gegensatz zu Sablattnig und Preiml große internationale Nachwuchserfahrung: Zwei U18-WMs und zwei mit der U20, wo er sich zuletzt als Kapitän in Bled auf und abseits des Eises Höchstnoten verdiente.

Durch die Personalnot an der blauen Linie kam er in Klagenfurt danach fast nahtlos zum Zug und agiert für mich überhaupt nicht überraschend immens solide. Sein Beinarbeit hat sich in den letzten Jahren verbessert und sollte das auch weiterhin, hat er doch gegenüber Preiml und Sablattnig zwei Jahre Rückstand, befindet sich in seiner letzten Junioren-Saison.

Ganz wichtig für einen jüngeren Defender: Klassek hat kein Angst vor der Scheibe, wirft sie nicht blind weg. Ein Move wie im ersten Drittel hinter dem eigenen Tor, der zu einer Strafe von Wallner führte, zeugt von großem Selbstvertrauen und eben starken Beinen und Händen. Klassek kann – das hat er gerade in Bled oft bewiesen – das Spiel schnell umdrehen, seine Pässe sind hart und zielgenau („crisp“ wäre hier der Scouting-Fachbegriff).

Klassek verteidigt mehr mit Gehirn und Positionsspiel als mit Muskelkraft, kann die Räume daher früh und effektiv schließen. Er passt damit punktgenau in das KAC-System, wo Spieler nur höchst selten alleine eine Insel bilden, vielmehr stets Unterstützung durch nahe Mitspieler bekommen.

Der 19-jährige wird wohl bei der Rückkehr von Jensen Aabo und Strong wieder aus dem Lineup kippen, könnte dann seine Saison bei der U20 beenden, hat aber zumindest für die nächste Spielzeit genügend Gutpunkte angesammelt.

Wo andere Teams einheimische Spieler, vor allem Defender, mit der Lupe suchen müssen (beim gestrigen Gegner Wien sieht es etwa zappenduster aus), steht der KAC mit seinem Verteidigungs-Nachwuchs ligaweit am besten da. Das wird wohl bedeuten, dass Steven Strong über kurz oder lang gehen muss, einen Legionärsdefender für das PP wird man sich wohl immer leisten (müssen).

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