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Ljubljanas Sensationstransfer: Das steckt hinter Nick Bonino

Der 36-jährige Ex-NHL-Crack konnte von den Slowenen sensationell verpflichtet werden. Was von ihm zu erwarten ist, analysiert LAOLA1-Scout Bernd Freimüller:

Ljubljanas Sensationstransfer: Das steckt hinter Nick Bonino Foto: © getty

Nick Bonino zu Olimpija Ljubljana – "Kracher", "Sensationstransfer", "Hammerwechsel", so die Medien-Bewertungen dieses Signings. Was ist wirklich vom 36-Jährigen zu erwarten?

Seine Karriere

Der in Hartford geborene US-Amerikaner wurde quasi ohne großes Profil gedraftet - er spielte nur in der Nachwuchsliga USHS, die nicht einmal die größte Zubringerliga für das College darstellt. San Jose draftete ihn 2007 in der sechsten Runde an 173. Stelle, alleine deshalb schon ist seine Karriere mehr als nur bemerkenswert.

Nach zwei Jahren an der Boston University gaben die Sharks seine Rechte nach Anaheim weiter, ein weiteres Jahr im College sollte folgen, bevor er am Ende der Saison 09/10 sein NHL-Debüt gab. Es folgten zwei Saisonen zwischen NHL und AHL, das Lockout-Jahr darauf begann er in der zweiten italienischen Liga in Neumarkt, wo er natürlich Playstation-Stats (52 Punkte in 19 Spielen) hinlegte.

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt) 

Dieser Abstecher nach Südtirol dürfte ihm gutgetan haben, es sollten danach in seiner Karriere nur mehr NHL-Spiele folgen. Nach seiner bis dahin besten Saison für die Ducks 13/14 tradeten sie ihn zu den Vancouver Canucks, Ryan Kesler ging dafür in die andere Richtung.

Ein Jahr später der nächste Trade: Die Pittsburgh Penguins sollten seine nächste Destination werden. Pens-GM Jim Rutherford schwärmte von seinem Hockey Sense und seiner Fähigkeit, in allen Situationen spielen zu können.

Im Laufe der Saison sollte er die HBK-Linie mit dem schnellen Carl Hagelin und Finisher Phil Kessel bilden, die bis zum Stanley-Cup-Sieg (ausgerechnet gegen Boninos Draft-Team, die San Jose Sharks) wichtige Dienste leisten sollte.

Von Umzügen und Free-Agent-Verträgen

Die HBK-Linie zerfiel zwar in der Saison 16/17, es folgte aber auch so ein weiterer Stanley-Cup-Sieg - diesmal gegen die Nashville Predators, den Bonino wegen einer Verletzung aber nur von der Tribüne aus mitfeiern konnte.

Nach zwei Stanley-Cup-Siegen en suite cashte Bonino im Sommer 2017 seine Beiträge dazu nun mittels eines Free-Agent-Vertrags ein, der ihm in Nashville über 16 Millionen Dollar für vier Jahre einbringen sollte. Nach zwei Jahren tradeten ihn die Predators allerdings nach New Jersey, im Oktober 2020 folgte ein weiterer Umzug nach Minnesota.

2021 war für den damals 33-jährigen wieder Free Agency angesagt, die Sharks signierten ihren einstigen Draftpick (zwei Jahre über knapp vier Millionen gesamt). Wieder sollte sein Vertrag allerdings bei einem anderen Team enden, nämlich den Pittsburgh Penguins, die ihren einstigen Erfolgsgaranten zurückholten. Nach drei Spielen war für Bonino verletzungsbedingt allerdings Schluss.

Boninos letzter NHL-Vertrag: 23/24 mit den New York Rangers für 800.000 Dollar. Seine Karriere befand sich damals schon im Sinkflug und wurde dann auch unzeremoniell beendet: Nach 45 Spielen mit lediglich einem Treffer wollten ihn die Rangers zu ihrem Farmteam schicken (ausgerechnet in Boninos Heimatstadt Hartford). Der Center weigerte sich jedoch, der Vertrag wurde danach per "Unconditional Waivers" beendet.

Boninos Erfolge und Stats

Inklusive Playoffs kam Bonino auf 973 NHL-Spiele mit 178 Toren und 228 Assists.

2x Stanley-Cup-Siege mit den Pittsburgh Penguins (2016 und 2017)

Drei WM-Teilnahmen mit dem Team USA (2015, 2018 und als Kapitän 2023) – 2x Bronze

NCAA-Champion mit der Boston University (2009)

Boninos Stärken und Schwächen

Der Center war immer ein intelligenter Spieler, der im PP, PK und von der ersten bis zur vierten Linie zum Einsatz kam. Über die Jahre war Bonino vielleicht im Schnitt ein "Middle-Six"-Center. Kein Playmaker per se, aber mit gutem Gefühl fürs Spiel. Seine Offensive sollte sich im Laufe der Jahre reduzieren, aber seine Faceoff-Qualitäten und vor allem seine Willigkeit, Schüsse zu blocken, machte ihn zu einem Liebling seiner Coaches.

Eislaufen war nie seine Stärke, das machte er jedoch mit gutem Positionsspiel weg. Allerdings verlor er in den letzten Jahren seine Beine völlig und das in einer Liga, die immer schneller wurde. Bei den Rangers kam er ausschließlich in der vierten Linie und im PK zum Einsatz.

Was ist von Bonino zu erwarten?

Er hat nicht nur 36 Jahre am Buckel, sondern die kamen auch mit einem Preis: Mehrere Verletzungen, vor allem auch eben beim Schüsseblocken. Sein Comeback in Pittsburgh sollte mit einer Nierenverletzung enden.

Schwer zu sagen, wieviel Benzin er noch im Tank hat, sein letztes Spiel datiert vom 24. Jänner. Hat er danach trainiert, wie oft war er am Eis und was geben seine Beine noch her? Bonino wurde schon seit Wochen in Europa angeboten, ohne dass größere Ligen auf ihn reflektieren.

Ganz ohne Speed geht es auch in der ICE nicht, allerdings scheint unvorstellbar, dass Bonino, der immer ein Charakterspieler war, sich gehen lässt. Ob er Laibach offensiv helfen kann, ist sicher offen, bei Faceoffs und im PK sollte er aber weiter eine Bank sein. Immerhin war Bonino noch vor weniger als zwei Jahren bei der WM auf europäischem Eis im Einsatz.

Bonino ist sicher einer der interessantesten Namen, die in den letzten Jahren in die ICE kamen. Natürlich passiert so etwas immer im gehobenen Alter, aber sein Engagement wird zu Beginn Olimpija und der Liga sicher gut tun…


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