Auch wenn er seine letzten beiden Tore am 12. Oktober erzielt hat, führt Mathias From mit acht Treffern weiter die Torschützenliste der win2day ICE Hockey League an.
Ein Scouting Report über den dänischen Neuzugang des KAC:
Klub-Karriere
Wie so viele dänische Cracks wechselte auch From (mit 17 Jahren) nach Schweden. Nach einer Anfangssaison im Nachwuchs arbeitete sich der Winger bei Rögle in die SHL vor, wo er in knapp 70 Spielen am Spielbericht aufschien.
Danach begann seine Profi-Karriere eine Stufe tiefer in der Allsvenskan: Södertälje, AIK, MODO und Västeras waren seine Stationen, unterbrochen durch die Corona-Saison 20/21, die er in Düsseldorf in der DEL verbrachte.
Nach Verletzungen wechselte er noch während der Spielzeit 2022/23 von Västeras in die dänische Liga nach Herning, dort beendete er die Saison als Punkt-pro-Spiel-Spieler, die Anschlusssaison dann als Liga-Topscorer mit 62 Punkten, was ihm den Vertrag in Klagenfurt einbrachte.
Nach einer schwierigen Endphase in Västeras, wo ihn auch Gehirnerschütterungen zurückwarfen, startete er als Scorer in der Metal Ligaen wieder durch.
Nationalteam-Karriere
Natürlich war From U18- und U20-Teamspieler, spielte danach auch regelmäßig im Nationalteam.
Zur WM schaffte es der heute 26-Jährige viermal, 15/16 noch ohne Spiele, zuletzt in Prag als Stammspieler. Der große Scorerausbruch bei diesen Turnieren gelang ihm bis heute aber nicht.
Stärken
Die stechen sofort ins Auge, egal ob man ihn live oder auf Video betrachtet: Skating und sein Schuss.
From ist ein leichtfüßiger Skater mit einem großartigen Antritt, kann innerhalb kürzester Zeit auf Top-Speed beschleunigen. Er verbraucht nicht viel Energie in seiner Beinarbeit und kann die Scheibe in voller Bewegung verarbeiten, sie auch mit den Schlittschuhen kontrollieren, ohne seinen Stride zu brechen.
Der Däne kann - mit Scheibe oder ohne - auch schnell die Richtung wechseln (sein "Edgework" ist hervorragend), die Scheibe abdecken und sie in alle Richtungen tragen, seine Drehungen erfolgen in kürzester Zeit. Mobilität, Agilität, Explosivität - alles im hohen Bewertungsbereich. Ihm beim Skating zuzusehen macht genauso Spaß wie bei Bozens Dustin Gazley, ebenfalls ein spielerischer Eisläufer, der die Scheibe in allen Situationen kontrollieren kann.
Froms zweite große Stärke - sein Schuss - profitiert auch von seinem Eislaufen. Seine Beweglichkeit auf engem Raum ermöglicht es ihm, Shotblocker auszutanzen oder mit Geduld und Dekes auszuschalten, wodurch er freie Schusslinien vorfindet.
Als rechtsschießender Right Wing bespielt er im Powerplay die linke Halfwall, findet sich (natürlich) auch bei Offensiv-Faceoffs auf der linken Seite ein. Einige seiner Tore kommen dann auch aus dieser Position, wo er sich von der linken Bande über den Faceoff-Punkt zur Mitte bewegt, dann vorzugsweise Blocker-side abschließt.
Er ist nicht unbedingt ein One-Timer-Spezialist wie Peter Schneider, der so einfach durch Goalies durchschießt, obwohl er auch so ab und zu auf diese Weise trifft. Er vertraut mehr auf seinen kontrollieren Wrist-Shot als auf eine große Direktabnahme oder Slapshots, die heute ohnehin kaum noch zu sehen sind.
From schafft es auch, sich im Slot nahe ums Tor freizustehlen, vorzugsweise hinter den Defendern. Er ist kein Front-Net-Player, in diesem Bereich eher ein "Sneaky Player", fühlt sich etwas weiter weg vom Tor offenbar wohler. Bei Breakaways geht er nach einer einfachen Deke gerne auf seine Backhand.
Als "Volume Shooter", also einen Spieler, der sich über die Anzahl seiner Schüsse definiert, würde ich ihn nicht sehen, aber sicher noch eher als Vorbereiter. Insgesamt ist From ein Abschluss-Spieler, weniger ein Playmaker, seine Pässe sind die, die man erwarten kann, aber keineswegs außergewöhnlich.
"Solo Performer" ist ein Vokabel, das ich mir bei Spielern wie ihm notiere, was nicht unbedingt negativ behaftet ist. Er kann die Scheibe mit Rushes übers Eis tragen, nach solchen Soli sogar selbst treffen, was ihm aber in Dänemark leichter fiel.
Derzeit führen ihn seine Rushes eher in den Verkehr als um ihn herum, er verpasst es hier öfters, die Situationen einfach zu gestalten...
Schwächen
(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
Physisches Spiel gehört nicht zu seinem Repertoire, auch wenn er mit 1,86 Metern und 85 Kilogramm einen guten Körper mitbringt.
From kann sich passiv Attacken durch seine Beinarbeit entziehen oder den Puck abdecken, indem er dem Gegner seine Rückennummer zeigt. Ein Mann für den Nahkampf ist er sicher keiner, sucht das aktive Körperspiel überhaupt nicht, was bei Goalgettern aber auch nicht unbedingt verlangt wird.
Dass er am Dienstag in Wien seine ersten beiden Strafminuten in dieser Saison ausfasste, passt hier ins Bild, an einigen Rangeleien in Wien beteiligte er sich auch eher widerwillig, was ich ihm aber nicht negativ ankreiden würde. Seine Reputation als körperloser Spieler aus Schweden dürfte aber stimmen.
Talent > Hockeysense, wäre eine Notiz von mir gewesen. From ist für mich ein Spieler, dem vor allem in der Defensive die Entscheidungen nicht immer leicht fallen. Durch seine Beinarbeit kann er gut als Shotblocker agieren, geht mit den (angedeuteten) Schüssen mit. Im Defensivdrittel sucht er jedoch öfters seine Aufgaben, nimmt aber meist die Position zwischen der blauen Linie und down low ein.
Beim Übergang von Offensive zur Defensive kann es aber wild werden. From versucht doch ab und zu, ein eventuelles Turnover abzuwarten, ehe es nach hinten geht. Durch seinen Speed kann er auch im Backcheck Meter gutmachen, gerät aber auch leicht in Panik. Ich erinnere mich an eine Szene früh in der Saison, wo er im Rückwärtsgang zweimal in die Knie ging, um so Pässe oder Schüsse abzufangen, die dann nie kamen. Das zeugt zwar von Engagement, aber nicht von großem Instinkt in solchen Szenen.
Auch eine Szene wie gestern in Wien, als er nach einem langen Shift wechseln wollte, die Scheibe aber nicht in die nähere rechte Ecke dumpte, sondern nach links schoß, von wo sie in die Wechselzone prallte, ließ mich etwas an seiner Spielintelligenz zweifeln.
Dass er nicht im PK zum Einsatz kommt, kostet ihm natürlich viel Eiszeit und Rhythmus, vor allem wenn man ihn mit seinen derzeitigen Linienkollegen Bischofberger und Hundertpfund vergleicht.
Bei einem Spiel wie in Wien, wo der KAC öfters in Unterlegenheit agierte, muss er daher lange von draußen zusehen, sieht oft über Minuten das Eis nicht. Solange er nicht auch im PK eine Option ist, wird er doch ein etwas einseitiger Spieler bleiben, der sich vor allem über seine Scorerpunkte definiert.
Ein DEL-Team, das From in der letzten Saison in Dänemark bezüglich eines (abermaligen) DEL-Engagements beobachtete, berichtete mir von negativer Körpersprache. Eine solche hätte ich in Klagenfurt bis jetzt nicht gesehen, kann mir aber vorstellen, dass er aufgrund seiner (offensiven) Überlegenheit in der dänischen Liga ab und zu frustriert war.
Vom Auftreten im Spiel würde ich ihn weder als Leader noch als Problem ansehen. Abseits des Eises präsentierte er sich in Västeras, deren Scouting Report mit der Realität in Klagenfurt übereinstimmte, als positiver Mensch.
Fazit
From ist ein schuss- und vor allem eisläuferisch starker Crack, der dadurch zu seinen Toren kommt.
Wie weit seine Mängel im Defensiv- und physischen Spiel seine Effektivität einschränken werden, sollten die nächsten Wochen zeigen, nachdem die meisten Teams ihn jetzt schon besser als zu Saisonbeginn einschätzen können.