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Pioneers: Steigerung da, aber reicht es für Pre-Playoffs?

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, die Karten für das Pre-Playoff scheinen nicht schlecht. LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit einer Analyse:

Pioneers: Steigerung da, aber reicht es für Pre-Playoffs? Foto: © GEPA

Eine Steigerung gegenüber der Vorsaison in der win2day ICE Hockey League ist unverkennbar - doch wohin bringt diese die Pioneers Vorarlberg?

In die Pre-Playoffs oder wieder verfrüht auf den Golfplatz?

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller analysiert die erste Saisonhälfte der Feldkircher:

Zahlen verdeutlichen Steigerung

Die Zahlen sprechen für sich - mit 28 Punkten nach 22 Spielen nähert man bereits sich dem Gesamtwert (33 Zähler) der Vorsaison an.

Die Anzahl der geschossenen Tore (3,1 im Schnitt im Vergleich zu 1,92) stieg drastisch, die Zahl der Gegentreffer (3,3/3,83) sank ebenfalls, befindet sich aber weiterhin im höheren Bereich (nur die Teams auf den letzten drei Plätzen ließen mehr zu).

Die Worte von Dylan Stanley, der im heurigen Sommer die Nachfolge des nach Wien abgewanderten und dort bereits entlassenen Marc Habscheid antrat, waren jedenfalls keine leeren: "Wir wollen ein aktiveres Eishockey spielen, den Gegner jagen und zu Fehlern zwingen."

Das gelang nicht immer, aber doch öfters: Zu den Highlights gehörten zwei Schützenfeste (7:2, 6:2) gegen Olimpija Ljubljana, also einen Konkurrenten um die Pre-Playoff-Plätze sowie ein 6:1 gegen den VSV. Die höchste Niederlage bisher ein 2:7 am letzten Freitag in Linz, als man gegen den damaligen Tabellenführer viel zu leicht Tore hergab.

Weitere Zahlen: Die längste Niederlagenserie dauerte fünf Spiele, sie folgte drei Siegen am Stück. In den letzten Wochen wechselten sich lange Zeit Siege und Niederlagen ab, ehe der Niederlage in Linz eine weitere in Bozen (1:4) folgte. Beide Teams gehören aber zu den formstärksten der Liga.

An einen Einzug unter die ersten Sechs, die Stanley durchaus mit einem Auge anpeilt, glaube ich nicht, aber die Pre-Playoff-Plätze sollten weiter in Reichweite bleiben. Was dafür spricht?

Ein breiterer Kader:

Letzte Saison mussten die Pioneers bei Verletzungen so manche Partie mit einem Schmalspur-Lineup absolvieren, das wurde heuer besser.

Mit Daniel Woger feiert ein Neuzugang seinen x-ten Frühling, mit Julian Payr kam ein österreichischer Defender dazu und mit Oskar Maier (nach zähem Entschädigungsringen mit Salzburg) ein ehemaliger U20-Nationalteamspieler, dem Stanley eine gute Rolle im ICE-Geschehen der nächsten Jahre zutraut ("Vor allem seine Dynamik kann eine Waffe sein").

Janick Wernicke kam auch noch als Viertlinien-Center dazu, der Österreicher-Kern der Vorsaison um Alexander Pallestrang, Patrick Spannring und Kevin Macierzynski wurde damit erweitert. Von den aus der AlpsHL mitgenommenen Eigengewächsen steht weiterhin Julian Metzler auf einem höheren Niveau als der Rest der Belegschaft.

Steven Owre

In Belfast hatte man über Owre nur Gutes zu berichten, sein Scoring-Ausbruch überraschte aber auch dort. Doch Stanley hatte den 27-jährigen keineswegs erst seit der Vorsaison am Radar - wie der Coach entstammt auch der Center/Winger der University of Alberta.

Owre gehört zu den wenigen Spielern der Liga, die dir sofort ins Auge stechen, selbst wenn du keinen der 40 Cracks auf beiden Seiten kennst. Samtene Hände, kann 1-1-Situationen gewinnen (nicht nur gegen den Goalie, wo er fast immer trifft) und dazu ein satter Handgelenksschuss.

Alleine und im Tandem mit Guus van Nes, der schon letzte Saison gute Ansätze zeigte, gehört Owre zu den Attraktionen einer heuer an solchen sicher nicht reichen ICE.

Clayton Kirichenko

Nach Kreuzbandriss konstant stark: Clayton Kirichenko
Foto: © GEPA

Wie Owre ein University-of-Alberta-Graduate, daher von Stanley früh gescoutet. Letzte Saison zog er sich im ersten Spiel einen Kreuzbandriss zu, die Spielzeit war damit beendet.

Die Vertragsverlängerung war nach guter Genesung nur Formsache und das zahlt sich aus: Der 27-jährige besticht in seiner ersten Profisaison durch einen immens niedrigen Ruhepuls, gerät fast nie in Panik und findet unter Druck mit und ohne Scheibe meist die richtigen Lösungen.

Im PP sowieso erste Wahl, auch im PK stets mit dabei – alleine durch seine Eiszeit entlastet er etwas Christian Bull, dessen Fähigkeiten denen eines Einser-Defenders in der ICE (wie von ihm letztes Jahr verlangt) nicht entsprechen können. Hinter den beiden würde ein dritter Defender mit guten Skills verdammt guttun.

Was könnte die Pioneers aus den Top-10 raushalten?

Die Torhütersituation

Alex Caffi wartete im Alter von 32 Jahren mit einer guten Debütsaison im Oberhaus auf, versäumte aber heuer die ganze Vorbereitung. Kaum genesen, der nächste Ausfall wegen Krankheit, insgesamt bestritt der Italiener heuer erst sieben Spiele und die nicht auf dem Niveau der Vorsaison.

Daniel Madlener etablierte sich erst einmal als Nummer 1, doch gerade in der spielintensiven Phase des Dezembers werden die Pioneers zwei solide Torhüter benötigen.

Verletzungen

Ja, der Pioneers-Kader wurde breiter, doch bei mehreren Ausfällen sieht das schnell anders aus. Auf der Legionärspositionen praktizierten die Pioneers bisher eine "Loch-auf-Loch-zu"-Politik.

Olli Vanttaja wurde nach seiner Gehirnerschütterung für ein Monat mit Matic Podlipnik ersetzt, der wiederum dann durch Bobbo Petersson (Kurios: Alle drei brachten es zusammen noch auf keinen Scorerpunkt). Vanttaja würde nach seiner Genesung wiederum Petersson ersetzen.

Doch Ausfälle von Österreichern schmerzen da noch mehr: Alex Pallestang fällt auch schon länger mit einer Gehirnerschütterung aus, die Absenz von "Mr. Solid" (O-Ton Stanley) tut am meisten weh. Als vor dem Break auch noch Payr kurz ausfiel, versuchte sich Stanley mit einer 4+1+1-Variante durchzufretten.

Von Mark Mussbacher und Tobias Reinbacher (Aron Sommer hat im Gegensatz zur Vorsaison an Terrain verloren) ließ er immer nur einen mit einem etablierten Defender antreten, die Eiszeit für die Top-4 stieg dadurch ins Unangenehme an.

Bleibt die Scorerausbeute so wie bisher?

Solange Owre, Van Nes und Woger ihre Form behalten, verfügen die Pioneers über eine starke Top-3. Doch dahinter ist noch Luft nach oben.

Ich habe Stanley letzten Freitag gefragt, ob Cedric Lacroix bisher mehr Schaden als Nutzen angerichtet habe. Stanley schwärmte vom Ex-ECHLer: „Er übernimmt Aufgaben an der Bande und im Slot, die andere nicht übernehmen wollen.“ Auch seine bisherigen Scorerzahlen (6G/5A) sind ansehnlich, nur: Sonntag kassierte er für einen Kopfstoß in Bozen eine 5 & Spieldauer, wurde für in der Liga unübliche sechs Spiele gesperrt. Seine Umstellung auf das europäische Eishockey dauert weiter an, er wird sicher ein Loch im Lineup hinterlassen.

Beim Brüderpaar Pastujov wird die Zukunft zeigen, ob sie eine Stufe höherschalten können. Nick sorgte bereits für einige gute Momente, Michael, der nach langer Verletzung auch nur einen Teil der Vorbereitung mitmachen konnte, sollte seinen Speed noch besser einbringen können.

Bei Spannring und Macierzynski tendiert die Offensive heuer Richtung Null, bei den jüngeren Semestern kann einzig Metzler für den einen oder anderen Treffer eingeplant werden. Die Pioneers werden sich nicht leicht tun, die bisherige offensive Ausbeute aufrechtzuerhalten.

Können die Pioneers ihre bisher gute Saison bestätigen oder geht ihnen in der spielintensiven Weihnachtszeit die Kraft aus? Die Konkurrenz um die Top-10 dürften Ljubljana, Asiago und Wien bleiben, zwei Plätze sind hier zu vergeben. Die Pioneers haben hier sicher nicht die schlechtesten Karten…



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