Erst die Pre-Playoffs erreicht und überstanden, dann den KAC gefordert - die zweite ICE-Saison der Pioneers Vorarlberg war ein Riesenfortschritt gegenüber der ersten.
Ein Blick auf Erfolgsfaktoren, aber auch Lücken im Kader von LAOLA1-Scout Bernd Freimüller:
Die Saison
Mit Dylan Stanley statt des nach Wien abgewanderten Marc Habscheid stand ab Sommer ein neuer Mann hinter der Bande. Wobei "neu" relativ ist, Stanley ist als Spieler, Nachwuchs- und Assistant Coach eigentlich schon ein Faktotum in Feldkirch. Das Gleiche gilt auch für Steve Birnstill, der nach einer Verletzung in die Assistentenrolle schlüpfen musste.
Die Hälfte der Legionäre war neu, nur Alex Caffi, Christian Bull, Luka Maver und Guus Van Nes wurden aus der Vorsaison bestätigt. Das würde auch für Defender Clayton Kirichenko gelten, der in der Vorsaison wegen eines frühen Kreuzbandrisses allerdings nur ein volles Spiel bestreiten konnte.
Wie Kirichenko brauchte auch Michael Pastujov nach einer Operation noch etwas Anlaufzeit, bildete aber mit seinem Bruder Nick danach ein laufstarkes Duo. An der Spitze der Legionärshierarchie fand sich aber bald Steve Owre wieder - der aus Belfast gekommene rechtsschießende Center (ein begehrtes Gut) bestach mit großartigen Dekes und einem der besten Handgelenksschüsse der Liga.
Etwa um die Weihnachtszeit herum zeichnete sich der Endrang der Pioneers ab - für eine Top-6-Platzierung sollte es an Kaderdichte und Defensivstärke mangeln, besser als die drei reichlichen Nicht-Playoff-Teams aus Wien, Asiago und Graz waren sie aber allemal.
Rückschläge waren nur durch Verletzungswellen bedingt, bei Vollbestand der Kräfte konnte Stanley ein laufstarkes Team mit einem guten Skillset aufs Eis schicken.
Im Tor zeigte David Madlener, der die Einserrolle des im Sommer verletzten Alex Caffi übernahm, eine Leistungssteigerung gegenüber der Vorsaison.
Die Playoffs
Zuerst Innsbruck in zwei Spielen ausgeschaltet, dann zwei Siege gegen den souveränen Grunddurchgangs-Sieger KAC - das ist zumindest einer mehr, als ich ihnen zugetraut hätte. Vor allem das 6:1 in Klagenfurt erschütterte die österreichische Eishockey-Szene, wurde aber von den Klagenfurter mit einem 5:1 gleich wieder zurechtgerückt.
Haben die Pioneers in dieser Serie wirklich eine Chance aufs Weiterkommen gehabt? Eher nein, auch die beiden Auswärtssiege entsprachen Spielverläufen und Ereignissen (Sebastian Dahm mit einem so schwachen Abend, wie er bei ihm vielleicht einmal pro Saison vorkommt), die nicht ewig wiederholbar sind.
Wie dünn die Personalkonstrukte der Pre-Playoff-Teams ausfallen können, zeigt die Defensive der Vorarlberger. Julian Payr war - nicht unerwartet - über den Großteil der Saison verletzt, Mark Mussbacher und Aron Summer (in der Vorsaison noch Stammspieler) von Stanley nie so recht als Alternativen angesehen.
Dadurch blieb Tobias Reinbacher als sechster Defender über und das meist auf dem Papier - seine Eiszeit in der KAC-Serie betrug mit Ausnahme des 0:7 um die drei Minuten herum. Nachdem auch Ivan Korecky und Nachverpflichtung Bobo Petersson bestenfalls Tiefendefender waren, mussten Christian Bull und Alexander Pallestrang (auch er mit seiner jährlichen Verletzungspause) mehr Eiszeit schultern, als ihnen guttun konnte.
Aber lange nicht so viel wie Kirichenko: 25 Minuten waren das Minimum, 30 Minuten kein Einzelfall - da muss sich keiner wundern, dass ihm ab und an Fehler unterliefen.
Ausblick
Den Kader auf etwas breitere Beine zu stellen, muss das Hauptziel der Pioneers in der Off-Season sein. Pallestang (34), Patrick Spannring (34) und der seinen xten Frühling ausrufende Daniel Woger (36) sind noch dazu in einem Alter, wo höchstens Leistungserhaltung und nicht -steigerung zu erwarten ist. Jüngere Österreicher (wie im letzten Sommer Oskar Maier) an Land zu ziehen, wäre wünschenswert, redet sich aber leichter als es auszuführen ist.
Owre und Kirichenko (seine Ruhe unter Druck qualifiziert ihn auch für höhere Aufgaben) werden sich ihre Eiszeit und Leistungen mit besseren Verträgen in- oder außerhalb der Liga vergüten lassen können.
Ob sich Interessenten vom exotischen Pass von Guus van Nes abschrecken lassen, bleibt abzuwarten, auch Nachverpflichtung Joonas Oden hat aufgrund seines Speeds sicher Wert für andere Ligen.
Die Pioneers werden sicher einige schmerzliche Verluste hinnehmen müssen, was aber nur der logische Preis für eine gelungene Saison wie die heurige ist...