Auftakt in die Playoffs der win2day ICE Hockey League – Zeit für Phrasen ("Die schönste Zeit für Eishockey-Fans"), Aufregungen (Jede Strafe in einem TV-Spiel wird wie der Zapruder-Film seziert) und Erkenntnisse, die oft schon nach den ersten zehn Minuten von Spiel 1 gezogen werden, die Serien aber kaum überdauern.
Einen Ausblick auf die Viertelfinal-Duelle gibt LAOLA1-Scout Bernd Freimüller.
In Teil 1 dreht sich alles um den Schlagabtausch zwischen dem KAC und den Pioneers Vorarlberg und jenem zwischen Fehervar AV19 und dem HC Pustertal.
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KAC – Pioneers Vorarlberg
Tempo, Tempo, Tempo
Die Vienna Capitals hielten sich vor einiger Zeit bei der 1:2-Heimniederlage gegen den KAC wacker, aber mir gingen fast die Augen über: Ich hatte die Klagenfurter davor einige Zeit nur im TV gesehen, das Tempo in Realgeschwindigkeit war beeindruckend. Wohlgemerkt, das galt auch unter Petri Matikainen, ehe seine Arbeitszeit in Erstarrung zu Ende ging, aber die Furey-Truppe hetzt den Gegner wie die Hasen und das schon im Aufbau.
Die Pioneers verfügen durchaus über einige schnelle Leute (Steve Owre mit der Scheibe, Daniel Woger, die Pastujov-Brothers), doch das Tempo über vier Linien wie der KAC werden sie nicht gehen können.
Dazu kommt, dass Coach Dylan Stanley durch den Langzeitausfall von Julian Payr seine Top-4-Defender sehr fordciert, was in einer solchen Serie kein Vorteil ist.
Ein Mangel an Härte
Beim KAC fällt mir kein einziger Spieler ein, der den Gegner zum Bibbern bringen könnte, Steven Strong bringt aus dem Spiel heraus wohl noch am ehesten Härte ein. Ein Nachteil in einer Liga, wo die Refs in den Playoffs gerne die Pfeife zur Seite legen und mitunter das Gesetz der Prärie agiert?
Ich glaube nicht, zumindest gegen die Pioneers. Das effektivste physische Spiel im heutigen Eishockey ist das Pinball-System – sprich, die Räume werden so verkleinert, dass du unweigerlich von einem Gegenspieler auf den anderen geschleudert wirst, ohne dass diese harte Checks austeilen müssen.
Bestes Beispiel für einen KAC-Vertreter dieser Schule: Finn van Ee – wurde übermäßig hart noch mit großem Talent ausgestattet, für Fureys System aber wie geschaffen.
Goalieduell
Nach einem guten Vorjahr versäumte Alex Caffi die Vorbereitung, wirkte danach bei seinen Einsätzen meist so angespant wie Lena Schilling bei einem Peter-Klien-Interview.
David Madlener musste daher ran und präsentiert sich so, wie ihn auch Ex-Arbeitgeber KAC kennt: Ok für den ersten Save, aber mit Schwierigkeiten in der Recovery und bei Lateral Moves.
Kann sich wirklich jemand vorstellen, dass ein ohnehin schon besseres Team mit Sebastian Dahm im Kasten an der Kombination Madlener/Caffi scheitert?
Fehervar AV19 – HC Pustertal
Das Personalkostüm
Je nach Betrachtungsweise verfügt Fehervar über sieben bis neun ligataugliche Defender, im Angriff über zwölf routiniertere Cracks. Dazu kommen bei Bedarf noch Farmteamspieler, die vor allem in den früheren Phasen mit vielen Verletzungen erfolgreich aushalfen.
Das sieht bei Pustertal schon anders aus, bereits eine Verletzung wie die von Dante Hannoun reißt eine Lücke in ein Lineup, das schon bei Vollbestand einige Fragezeichen (drittes Defenderpärchen) aufweist.
Nicht immer entscheidet der größere Kader über ein Weiterkommen (nämlich, wenn alle gesund bleiben und die Stammspieler mit der Eiszeit gut umgehen können), doch in dieser Serie könnte das sicher ein Faktor werden.
Und schon bei Vollbestand verfügen die Italiener mit Joel Messner nur über einen Puckträger in der Defensive, der aber gleichzeitig viele Risiken nimmt.
Goalieduos
In Fehervar streut man dem Duo Olivier Roy und Dominik Horvath Rosen, vor allem wegen ihren guten Stats. Trotz schlechterer Zahlen wird Roy wohl der Starting Goalie sein. Ich bin von beiden in puncto Titelambitionen nicht ganz so überzeugt, finde, dass sie ziemlich von ihren Vorderleuten profitieren. In dieser Runde sollten sie aber im Vergleich zu ihren Gegenübern im Vorteil sein.
Jake Smith und Andreas Bernard sind zwei von vier italienischen 1b/2er-Goalies in der Liga (neben Justin Fazio und Gianluca Vallini). Schon in den Pre-Playoffs wechselte Coach Kasper Vuorinen hin und her. Können der kleine, hypere Jake Smith oder der größere, tapsige Andreas Bernard wirklich zu einem Faktor werden?
Routine
Bernard (33), Ryan Stanton (34), Jason Akeson (33), David Morley (33), Zach Sill (35) und der unverwüstliche Rick Schofield (36) – der HCP setzte von Saisonbeginn an auf Routine, die aber zu Lasten des Tempos geht. Morley wird bei einer härteren Gangweise schnell verweht, Akeson sucht sich gerne seine Spots (vor allem im PP) und Sill verfügt halt über sehr limitierte Skills.
Ein Mehr an guten Einheimischen wie Matthias Mantinger täte gut, der 27-Jährige spielte auch ohne seinen Highlight-Reel-Treffer gegen Olimpija eine starke Saison, setzt sich von einem Crack wie Simon Berger (24) vor allem durch seine Beinarbeit ab.
Bei Fehervar ist der Spread zwischen den Top-Leuten und Rollenspielern im Kader wesentlich kleiner, noch dazu, wo Winger Balint Magosi heuer eine unerwartet starke Saison spielt.