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Quo vadis VSV? So stehen die Chancen in der Saison 2023/24

Die Kärntner setzten im Sommer auf Kontinuität und nahmen nur gezielt Änderungen vor. Das ist vom VSV in der anstehenden Saison zu erwarten.

Quo vadis VSV? So stehen die Chancen in der Saison 2023/24

In der abgelaufenen Saison landete der VSV in der ICE Hockey League auf Rang vier. In den Playoffs war für die "Adler" gegen Erzrivale KAC jedoch im Viertelfinale Schluss.

Im Sommer wurde am Kader gebastelt, dabei lag der Fokus vor allem auf der Defensive. Insgesamt hielt man, insbesondere in der Offensivem, aber im Großen und Ganzen am bestehenden Personal fest.

Was ist dem VSV in der am Freitag beginnenden Spielzeit zuzutrauen? LAOLA1-Scout Bernd Freimüller nimmt die "Adler" unter die Lupe.

Sommeraktivitäten

In der Draustadt wurde vor allem die Abwehr als Schwachpunkt ausgemacht und dementsprechend gehandelt: Neben Layne Viveiros (verletzte sich abermals in der Vorbereitung) kamen mit Mark Katic, Alex Wall und Dylan MacPherson gleich drei neue Imports. Vorne wäre ausländermäßig alles gleichgeblieben, bis Chris Collins seine Ausstiegsklausel für Augsburg zog. Ihm folgte der Ex-Dornbirner Kevin Hancock. Dazu noch eine Rochade auf der Backup-Position, aber insgesamt hielten sich die Änderungen in Grenzen.

Ausrufezeichen des Kaders

Auch ohne Collins, dessen Motor und Speed sicher abgehen werden, verfügt der VSV weiter über große Tiefe im Angriff. Die ersten zwölf Stürmer haben sich schon in der Liga bewiesen, danach fällt die Tiefe allerdings abrupt ab. Hancock war in einer (reichlich schwachen) Dornbirn-Truppe vor zwei Saisonen mit seinem Schuss durchaus auffällig, sein Wert für den VSV ist aber noch unklar. Cracks wie John Hughes, Anthony Luciani, Robert Sabolic, Blaz Tomacevic und Alexander Rauchenwald sollten wieder genug produzieren, dazu kommen starke Rollenspieler wie Felix Maxa oder Alexander Rebernig (so seine Schulter hält).

Alex Wall ist seit Jahren aus der Liga bekannt, Marc Katic aus seinen Jahren in der KHL, Schweden und DEL. Trotz ihres Alters (32 bzw. 34) sind ihre Beine weiter die größten Stärken, sie können leichtfüßig die Scheibe aus dem Verkehr heraustragen. Beide sind mit ihren schwerfälligen Vorgängern Derek Joslin und Simon Despres nicht zu vergleichen. Wenn Defensiv-Defender wie Arturs Kulda, MacPherson oder Niklas Wetzl ihre Aufgaben dem Anforderungsprofil nach erledigen, sollten Wall und Katic trotz mangelnder Physis für bessere Transition und ein etwas stärkeres Powerplay sorgen können. In Überzahl wird allerdings die Schusskraft von Niklas Mattinen abgehen.

Die Zeiten, als der VSV finanziell und personell am letzten Zacken daherkam, sollten vorbei sein. Gerald Rauchenwald, Andreas Schwab und Andreas Napokoj führten den Traditionsklub wieder in ein ruhigeres Fahrwasser, sodass nicht jeder Tag ein neues Abenteuer verspricht. Ihre Aufgaben liegen jetzt darin, die Fanbase weiter anzulocken, die Ziele ambitioniert, aber doch realistisch abzustecken. Die Erwähnung des Meistertitels in der heurigen Saison scheint mir aber selbst in einer Playoff-Sportart gewagt.

Fragezeichen des Kaders

Ein Torhüterduo mit einem J-P Lamoureux als Fragezeichen? Das zu schreiben, hätte ich noch vor kurzem als unmöglich abgetan, aber die letzte Saison legt dies nahe. Erst schwach gestartet, dann erstarkt, danach jedoch blöde Aussetzer mit Sperren.

Die Soap Opera um Backup Ali Schmidt, bei dem sich alle Seiten (inklusive einer völlig überdrehten Medienszene) nicht mit Ruhm bekleckerten, ist vorläufig beendet. Ich bin schon lange im Business, aber an ein 74-jähriges Goalieduo wie mit Lamoureux und Rene Swette könnte ich mich nicht erinnern. Die Kombination eines 39-jährigen, der öfters ausflippt und eines 35-jährigen Lethargikers hat sicher keine Zukunft – ob es wenigstens heuer noch reicht?

In einer Liga, die nach Corona doch wieder etwas physisches Spiel zulässt (siehe Salzburg und Bozen in der Vorsaison), gehört der VSV sicher zu den softeren Teams. Allerdings: Selbst Defensivcracks wie Kulda, MacPherson oder Andrew Desjardins jagen niemandem Schrecken ein. Reine Goons können natürlich nicht die Lösung ein, aber etwas mehr Abrieb würde der Truppe guttun. Physis und defensive Stärke sind nicht unbedingt dasselbe (siehe KAC), beides fehlte dem VSV aber zuletzt.

Die Viertelfinale gegen den KAC war natürlich ein Tort für den Verein, legte aber die Schwächen wieder frei: Vorne zu wenig Produktion von eigentlichen Offensivspielern wie Luciani, Hughes oder Collins, hinten einige Fehler und ein ausflippender Goalie. Dagegen ein Mittel zu finden, wird darüber entscheiden, ob Coach Rob Daum über die Saison hinaus eine Zukunft an der Drau hat.

Hier könnte nachgerüstet werden

Der VSV legt während einer Saison eigentlich immer nach, vor allem bei Verletzungen. Seien wir uns ehrlich: Ohne einen Zweijahres-Vertrag (die werden in Villach relativ großzügig verteilt) hätte Andrew Desjardins den heurigen Sommer nicht überstanden. Jetzt kamen auch noch körperliche Probleme beim 37-jährigen dazu. Muss er früher oder später einem zusätzlichen Legionär weichen?

Ausblick

Der VSV verfügt über genügend Kadertiefe und auch Klasse, um die Top-6 zu schaffen, eher wie im Vorjahr in einer höheren Region. Die Schwächen der letzten Saison scheinen aber die gleichen zu sein, sodass ein langer Run in den Playoffs (in Villach auch als Jamie-Fraser-Comeback-Zeit bekannt) sehr vom jeweiligen Gegner abhängen wird…


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