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Vienna Capitals: Mit neuem Gesicht wieder in die Playoffs?

Die Wiener starten runderneuert in die Saison. Mittelfristig wird das Finale angepeilt, vorerst der Playoff-Einzug. Die Saisonvorschau von Bernd Freimüller:

Vienna Capitals: Mit neuem Gesicht wieder in die Playoffs? Foto: © GEPA

Die Vienna Capitals sind in der neuen Saison der win2day ICE Hockey League auf Wiedergutmachung aus.

Die vergangene Spielzeit soll schleunigst vergessen werden, in Kagran weht ohnehin ein neuer Wind. Der 68-jährige Schweizer Martin Reiss hat Langzeit-Präsident Hans Schmid abgelöst, der Vorstand und die sportliche Führung wurden umgekrempelt. Mittelfristig soll in Wien wieder um den Final-Einzug gespielt werden.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller geht in seiner Saisonvorschau der Capitals auf die Veränderungen ein:

Sommeraktivitäten

Die Amtszeiten von Präsident Hans Schmid und GM Franz Kalla gingen ausgerechnet nach der ersten desolaten Saison seit langem zu Ende. Mit Martin Reiss wurde nach langer Suche ein Nachfolger für den 84-jährigen Schmid gefunden, der Schweizer wird sein Amt aber meist in absentia ausüben.

Mit Christian Dolezal - von der Fron des letztjährigen Interimscoach-Amtes erlöst - wurde endlich ein sportlicher Leiter installiert, er musste das letztjährige Team natürlich völlig erneuern. Mit Gerry Fleming holte er einen Coach, der über AHL-, DEL- und NL-Erfahrung verfügt und bis jetzt bei den Spielern sehr gut ankam.

Das Damoklesschwert der altersschwachen Eisanlage in Kagran schwebt bis zum nächsten Sommer weiter über der Organisation, das Testspiel gegen Kometa Brno musste wegen der hohen Temperaturen abgebrochen werden.

Ausrufezeichen des Kaders

Das Duo Stefan Steen/Sebastian Wraneschitz war der Aufgabe hinter einer ohnehin schon fragilen Truppe in der Vorsaison einfach nicht gewachsen. Steen ließ immer wieder leichte Gegentore zu, Wraneschitz stand viel zu selten zur Verfügung.

Mit Tyler Parks kommt nun eine neue Nummer eins. Seine Größe (fast zwei Meter) sollte schon einmal helfen. Sowohl in Straubing und Bratislava hatte er gute Phasen und noch bessere Stats, für Anschlussverträge reichte es aber nicht. Sieht er seine Zukunft jetzt realistisch in Europa? Backup Wraneschitz überstand wenigstens die Vorbereitung gesund.

Mit Willie Raskob, Dominique Heinrich und Seamus Donohue stehen am Papier drei spielstarke Defender für das Powerplay zur Verfügung. Allerdings muss sich Raskob nach einer Hüftoperation erst langsam herantasten, Heinrich kommt aus einer Saison zum Vergessen. Aber zumindest zwei Point Men bzw. Halfwall-Players sollten sich hier doch finden lassen.

Die Caps gehen mit 10 & 1 Legionären an den Start, der aus Ljubljana gekommene Aljaz Predan bekam eine in der Liga so beliebte Ausnahmegenehmigung und wird dem "Domestic Player"-Kontingent zugerechnet. Auch die finanziellen Mittel stiegen wieder an, im Gegensatz zur Vorsaison musste nicht mit AlpsHL-Geldern nach Legionären gesucht werden.

Natürlich kommen Leute wie Peter Krieger, Rückkehrer Jeremy Gregoire oder Evan Jasper nicht gerade nach ihren besten Saisonen nach Wien (sonst wären sie ja in der tschechischen Extraliga oder Finnland geblieben), haben aber in Europa davon schon ihre Leistung abgerufen. Krieger ist ein wendiger Center mit guten Faceoff-Fähigkeiten, Jasper ein sehr arbeitsamer Flügel.

Winger/Center Brett Kemp sollte sich durch den Verkehr fräsen können, Jack Dougherty einen soliden Defender-Part runterspielen. Zane Franklin zeigte in der Schlussphase der letzten Saison wenigstens Energie und durfte daher mit Donohue zurückkehren. Einziger Schuss in Blaue könnte der aus dem kanadischen College gekommene Center Jason Willms sein.

Auch wenn nicht jeder Ausländer das Zeug zum Star haben wird, sollten sie als Paket doch besser entsprechen als die traurige Legionärsauswahl (Oskar Drugge! Stefan Warg! Evan Wardley!) der letzten Saison.

Fragezeichen des Kaders

Findet sich im Kader der eine andere Abschlussspieler? Oder gelingt wenigstens das "Scoring by committee"?

Die Vorbereitungsspiele werfen diese Fragen auf, ein High-Scoring-Team zeichnete sich bisher nicht ab. Das kann so manche knappe Spiele ins Negative drehen, allerdings auch bei verbesserter Defensive und Torhüterleistungen nicht so ins Gewicht fallen. Allerdings könnte es dem Team auch etwas an Muskelmasse mangeln.

Weniger Legionäre als erlaubt und die mit fürchterlicher Qualität - das war das Hauptproblem der Caps in der letzten Saison. Aber auch die Österreicher konnten sich nicht positiv absetzen, egal ob Routiniers wie Heinrich, Mario Fischer (oft auf der sinnbefreiten Suche nach Hits), Niki Hartl oder auch die jüngere Garde.

Die Flut sollte alle Boote heben, Heinrich und Hartl müssen sich einfach besser präsentieren. Von den jüngeren Cracks bleibt zu hoffen, dass Patrick Antal, Leon Wallner oder Mathias Böhm etwas Skills einbringen oder Armin Preiser sich als Energiespieler wieder fangen kann.

Acht Defender (entweder ligaerfahren oder Legionär) sollten eigentlich ausreichen, können aber auch schnell zur Neige gehen. Heinrich und Dominic Hackl konnten in den letzten Jahren nie verletzungsfreie Saisonen bestreiten, da müssen dann Leute wie Lukas Piff oder Bernhard Posch fix ran.

Im Angriff stehen überhaupt nur 13 Mann zur Verfügung. Natürlich kann jederzeit einer der Leihgaben aus Zell zurückgeholt werden, aber die wären bestenfalls nur Systemerhalter.

Hier könnte nachgerüstet werden

Im Gegensatz zur Vorsaison, wo die Lücken klar ersichtlich waren, sollte jetzt noch kein Legionär angezählt sein, im Österreicher-Segment könnte früher oder später noch eine Ergänzung kommen. Der Einstieg in die Saison wird wohl richtungsweisend sein...

Ausblick

Die letzte Saison sollte ein Ausreißer gewesen sein, weiter nach unten kann es ja kaum mehr gehen. Ein Platz in der Mitte der Tabelle mit Blick auf die Top-6 könnte machbar sein...



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