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Viertelfinale in der ICE: Das sind die Schlüsselfaktoren

Die Viertelfinal-Paarungen der win2day ICE Hockey League stehen fest. Bernd Freimüller analysiert die einzelnen Paarungen und beschreibt die Schlüsselfaktoren:

Viertelfinale in der ICE: Das sind die Schlüsselfaktoren Foto: © GEPA

Auf geht’s in die Playoffs der win2day ICE Hockey League!

Das Picken der jeweiligen Vereinsmanager brachte keinerlei Überraschungen. Was könnten die Schlüsselfaktoren in den vier Viertelfinalserien sein? LAOLA1-Experte Bernd Freimüller gibt eine erste Einschätzung.

KAC – HC Pustertal

Klassenunterschied

Der Erste des Grunddurchgangs gegen den Neunten, 38 Punkte Differenz nach 48 Spielen – das sagt schon alles über den Unterschied zwischen den beiden Teams aus. Sowohl die Qualität der Einzelspieler als auch die Quantität im Kader (so überstand der KAC heuer einige Verletzungen) sprechen deutlich für die Klagenfurter.

Dazu kommt: Cracks wie Thomas Hundertpfund, Matt Fraser oder Steven Strong (selbst nach einer schwächeren Saison immer noch ein Warrior) haben schon unzählige Playoff-Serien hinter sich, sollten auch von Rückschlägen nicht aus der Ruhe zu bringen sein. Eine oder gar zwei Niederlagen sind drinnen, aber eine verlorene Serie ist kaum vorzustellen.

Tempo und Pinball-Spiel

Was den KAC gemeinsam mit Salzburg von Rest des Feldes absetzt: Ein Tempo-Spiel über 60 Minuten und vier Linien, wo die Abstände von einem zum anderen Spieler nie zu groß werden. Ein Pinball-Spieler wie Finn Van Ee hat dabei einen ebensolchen Wert wie ein Nick Petersen oder Mathias From, Letztere haben halt dann einen weit höheren Wert in der offensiven Veredelung.

Aber die KAC-Trefferquote (Ligabestwert mit 183 Toren) zieht sich heuer durch alle Linien, die Zeiten, als unter Petri Matikainen das Toreschießen manchmal so qualvoll ausfiel wie eine Wurzelbehandlung, sind vorbei.

Der HC Pustertal verfügt auch über eine durchaus brauchbare Offensive, vor allem im Powerplay durch Leute wie Jason Akeson, Brett Findlay und Alex Petan, dazu kommt Tommy Purdeller, der erwartungsgemäß nach seiner Rückkehr aus Nordamerika zu den besten jüngeren Spielern der Liga gehört. Aber das Lineup dünnt sich weit früher aus als beim KAC, dazu kommt noch ein vergleichbarer Mangel am Speed, vor allem in der Defensive, aber auch bei Spielern wie Akeson.

Goaltending und physisches Spiel

Eddie Pasquale war ein guter Nachkauf für den HCP, er ist vor allem dafür verantwortlich, dass die Wölfe jetzt auch einige Low-Scoring Games (wie gegen Ljubljana) gewinnen konnten. Ob Sebastian Dahm, der ab und zu schwächelte, noch zu alter Form auflaufen kann, wird sich wohl erst ab dem Halbfinale herausstellen.

Der KAC hat vor allem durch Thimo Nickl auch physisch zugelegt, früher war oft nur Steven Strong für das Körperspiel zuständig. Pustertal ist alles andere als eine übermäßig physische Truppe, die wenigen Irrlichter wie Cedric Lacroix (zuletzt verletzt) sollten keine Rolle spielen

Red Bull Salzburg – Fehervar

Formkurven

Vielleicht auch durch die CHL oder einige Verletzungen bedingt fanden die Roten Bullen heuer keine Konstanz, der KAC zog ab Mitte der Saison an ihnen vorbei, eine Aufholjagd blieb aus. Auffallend die zahlreichen Gegentore (130), oft aus Kontern oder Odd-Man-Breaks. Ein relativ schwaches PK (10. in der Liga) weist auch darauf hin, dass es ab und zu etwas an Hingabe fehlte.

Fehervar brach in der zweiten Saisonhälfte so ein wie noch kaum ein anderes ICE-Team zuvor, vom ersten Platz purzelten die Ungarn am letzten Spieltag sogar aus den Top-6. Die Leistungen in der Serie gegen die in ihrer (schwachen) Form wesentlich konstanteren Wiener ließen auch keine Hoffnungen auf Besserung zu.

Speed

Wenn Salzburg ins Skaten kommt, dann aber richtig, nur der KAC kann hier mithalten. Fehervar ging schon mit einigen fragwürdigen Skatern (Martin Stajnoch, Chase Berger, Istvan Bartalis, Chris Brown, Balint Magosi, Kristof Nemeth) in die Saison, sie und andere verloren gegen Saisonende vollends ihre Beine.

Zuletzt war es fast schmerzhaft, ihnen zuzusehen, sie konnten weder das eigene Drittel mit Speed verlassen, noch ins gegnerische eindringen. Das wird auch in der Serie gegen die Roten Bullen wohl der größte Unterschied sein.

Goaltending

Beide Teams verfügen über Pärchen, wobei sich nach einem Wechselspiel die Nr. 1 in den Playoffs absetzt. Atte Tolvanen legte als Neo-Österreicher keine fehlerfreie Saison hin, sollte aber jetzt wieder zu einem Erfolgsfaktor werden.

Sein (Teilzeit-)Landsmann Rasmus Reijola baute im Laufe der Saison eher statistisch denn leistungsmäßig ab, war gegen die Caps aber ein sicherer Wert. Ein guter Handschuh, viel (zu viele?) Slides und seine Größe können den Ungarn doch vielleicht einen oder zwei Siege einbringen.

HCB Südtirol – VSV

Kaderdichte

Beide Teams schlagen über der Kadergrenze an: Der HCB verfügt über zehn Legionäre und 13 Ü24-Spieler, die Villacher über zwölf Legionäre und zehn Ü24-Cracks. Das heißt, es müssen jeweils drei bzw. zwei Spieler zusehen, allerdings muss der HCB wohl durchgehend auf Kapitän Daniel Frank verzichten, für den Nick Saracino einspringen könnte. Es sollte aber nicht überraschen, wenn die Füchse einen oder zwei Plätze am Spielbericht leer lassen, da nur Pascal Brunner als U24-Spieler durchgeht.

Beim VSV könnten sich J-P Lamoureux auf seiner Abschiedstournee und Joe Cannata abwechseln, Rene Swette wird die Playoffs sitzend bestreiten. Daniil Kulintsov könnte der weitere überzählige Legionär sein.

An oder über der Grenze?

In der letzten Saison wollte der VSV das harte Spiel der Bozner mit gleicher Münze heimzahlen, was aber aufgrund des ungeeigneten Personals dafür nur in Sperren endete. Auch heuer wären die Villacher bei einer von den Refs in den ICE-Playoffs oft goutierten „Anything Goes“-Atmosphäre sicher im Nachteil, können aber umgekehrt hoffen, dass etwa der idiosynkratische Braden Christoffer auf den Selbstvernichtungsknopf drückt. Gesperrte Legionäre können grundsätzlich nicht 1:1, aber durch Ü24-Spieler ersetzt werden.

Black Wings Linz – Graz 99ers

Heimvorteil

Auch wenn Graz auswärts durchwegs gute Leistungen hinlegte – der Heimvorteil für Linz ist ein gewichtiger Faktor. Seitdem Fehervar in die neue Halle übersiedelte, ist die LIWEST Arena sicher die oppressivste Atmosphäre für Gästeteams. Selbst bei Schockstille nach Rückständen kann die Halle bei eigenen Treffern schnell wieder aufwachen. Der “He!-Faktor” (Ausrufe des Publikums, wenn ein eigener Crack die Horizontale aufsucht) ist sicher der höchste der Liga, kann so für das eine oder andere Powerplay sorgen.

Schlüsselspieler

Zu Saisonbeginn sah es mau aus, aber in der zweiten Saisonhälfte kamen die offensiven Schlüsselspieler der Linzer wie Brian Lebler, Graham Knott oder Shawn St-Amant wieder auf gewohnte Touren, schossen die Linzer damit noch unter die Top-4.

In Graz geht Korbininan Holzer natürlich stark ab, andere Cracks zeigten immer wieder punktuell, aber nicht durchgehend auf. Kann Nick Bailen (bis jetzt ein Treffer) das eine oder andere Powerplay-Tor erzielen?

Sind Kevin Roy, Trevor Gooch oder Casey Bailey für den einen oder anderen entscheidenden Treffer gut? Diese Fragen werden in den zu erwartenden knappen Spielen den Ausschlag geben.

Torhüter

Ein finnisch-schwedisches Duell zwischen Rasmus Tirronen und Jonas Gunnarsson zeichnet sich ab, wobei Tirronen noch mehr gesetzt ist als Gunnarsson, der von Niklas Wieser öfters solide vertreten wurde. Tirronen ist ein großer, gewichtiger Goalie, der spektakuläre Saves, aber auch einige schwerfällige Momente in seinem Spiel hat.

Gunnarsson als der Kleinere der beiden wirkt immer relativ solide, technisch gut, aber die Frage bei ihm über die Saison war, ob nicht der eine oder andere Treffer von weit außen vermeidbar gewesen wäre. Kann er diese Vorbehalte in dieser Serie wegwischen?


ICE: Das Power Ranking vor den Playoffs

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