Schlussendlich war es nicht mehr als ein knallharter Bauchfleck, den die Vienna Capitals beim 3:9 im Innsbrucker Haifischbecken hinlegten.
Nur drei Tage später musste das Debakel wieder aus den Köpfen draußen sein, denn es wartete der Kracher gegen Red Bull Salzburg. Zwar hatten die Wiener zu Beginn Glück, dass der ICE-Meister mehrere Top-Chancen leichtfertig liegen ließ, letzten Endes steht aber trotzdem ein verdienter 3:0-Heimsieg (Spielbericht >>>) zu Buche.
Über 4.000 Zuschauer verwandelten die STEFFL Arena bereits in den Schlussminuten in ein Tollhaus und gaben ihrer Mannschaft die nötige Energie, um ein brenzliges 3-gegen-6-Unterzahlspiel eindrucksvoll zu überstehen.
"Das war toll für unsere Spieler", richtete Head Coach Dave Barr seinen Dank an die Fans aus. Um die es nach dem Empty Netter von Matt Bradley völlig geschehen war, die Spieler weit nach Spielende noch bejubelten. "Es war ein Spaß für die Fans", lächelte der Kanadier, der sich auch auf der Bank köstlich amüsierte.
Probleme im ersten Drittel
Trotz der Ausfälle von sieben Spielern, darunter den Top-Legionären James Sheppard und Alex Wall. Vielleicht auch deshalb kamen die Caps nur schwer in die Gänge, "hatten wir im ersten Drittel Probleme", so Barr. "Wir haben ein paar Fehler gemacht, waren meiner Meinung nach unterlegen. Wir hatten einige Turnover, die nicht hätten sein müssen."
Das Glück war den Capitals jedoch hold, mit Ablauf der ersten 20 Spielminuten netzte Chad Genoway zum vermeintlichen 1:0 für die Gäste ein. Ein Raunen ging durch das Publikum, wenig später machte sich aber Erleichterung breit. Der Puck überquerte nicht rechtzeitig die Linie, es blieb beim Gleichstand nach dem ersten Drittel.
Es war eine Art Initialzündung, denn während die "Eisbullen", bei denen ebenfalls sieben Spieler fehlten, dem CHL-Trip nach Schweden allmählich Tribut zollen mussten, legten die Donaustädter erst so richtig los.
Selbstvertrauen nach 1:0
Salzburg wurde in der eigenen Zone regelrecht eingeschnürt, der Treffer in Überzahl zum 1:0 durch Patrick Antal war die Folge. Danach herrschte mehr Ruhe auf der Spielerbank, sagte Barr. "Wir hatten ein gutes Gefühl, bei dem was wir dann gemacht haben. Wir haben einige offensive Chancen herausgespielt."
Eine solche nützte Max Zimmer nach ansprechendem Tic-Tac-Toe mit Lukas Piff und Matt Bradley zum zweiten Wiener Tor. "Ich denke, im zweiten Drittel waren wir fantastisch", schwärmte der Coach. "Wir haben das Spiel an uns gerissen und sie zu Fehlern gezwungen."
Nach einem schlechten Wechsel hatte Niki Hartl gar das 3:0 auf dem Schläger, schob den Puck aber freistehend am Tor vorbei.
Die jungen Cracks sprangen in die Bresche
Rächen sollte sich die vergebene Top-Möglichkeit allerdings nicht, auch weil die Defensive ohne Star-Abwehrspieler Wall trotzdem eine tadellose Leistung an den Abend legte.
"Wir hatten heute eine rein österreichische Abwehr", betonte Barr, der stolz war: "Es war eine sehr gute Leistung von allen." Angeführt von Kapitän Mario Fischer, der nach fast zweimonatiger Verletzungspause sein Comeback gab, spulten vor allem die jungen Piff, Bernhard Posch und Timo Pallierer eine grundsolide Performance ab.
Und in der Offensive sprangen die U20-Spieler Leon Widhalm, Mathias Böhm, Nils Granitz und Daniel Aschauer allesamt für ihre verletzten Teamkollegen in die Bresche und "haben größtenteils einen sehr guten Job gemacht", freute sich der kanadische Übungsleiter. "Wir haben einige unerfahrene Jungs, die heute viel Eiszeit bekommen haben."
"Diese Situationen kannten sie auf diesem Niveau noch nicht, es war für alle eine gute Erfahrung", ergänzte Barr.
Auf die Top-Linie war Verlass
"Ich schaute auf die Bank und sagte: 'Matt, bist du bereit? Und er nickte nur und lächelte."
Sonderlob erntete vor allem die Top-Linie rund um Max Zimmer, Matt Bradley und Rafael Rotter.
Alle drei "haben großartige Leistungen" gezeigt, sagte Barr, der sich "auf unsere drei besten Spieler" verlassen hat. "Wir haben sie praktisch in jedem dritten Shift eingesetzt, sie haben uns wirklich geholfen und ihre Einsätze verdient."
Den 25-jährigen Bradley streicht der Nordamerikaner besonders heraus: "Er war einfach unglaublich, ich hatte ihn in jeder Situation auf dem Eis. Ich schaute auf die Bank und sagte: 'Matt, bist du bereit? Und er nickte nur und lächelte", lachte Barr.
Die erste Angriffslinie, die durch die Verletzung von Sheppard nun von Rotter ausgefüllt wird, befindet sich nach schwachem Start in die Saison in den letzten Wochen in absoluter Top-Form. "Sie geben den Ton für die Spiele an", erklärte der Head Coach, dass Bradley und Co. die Leistungen des Teams mitbeeinflussen.
"Wenn sie auf die richtige Art und Weise spielen, was unsere Jungs in der Regel tun - wenig Puckverluste, gute Spielzüge, Offensivchancen, gute Defensivarbeit - dann geben sie den Ton für den Rest der Mannschaft an", erläuterte der Kanadier. Quasi nach dem Motto: "Wenn sie das tun, muss ich es auch tun."
Sie sind sehr wichtig für die Mannschaft und "wenn sie gut spielen, spielt unser Team in der Regel auch gut."
Der Teamspirit passt
Schlussendlich sind aber auch sie nur Teil des Teams. Und der Spirit, der passt.
"Die Jungs haben sich bei gelungenen Spielzügen gegenseitig angefeuert", freute sich Barr. Auch darüber, dass seine Mannschaft eine starke Reaktion auf die Klatsche in Innsbruck zeigte. "Es war schön, dass wir zurückgekommen sind."
Gegen ein der Meinung des Head Coachs nach "sehr gutes" Salzburger Team. "Sie sind auch hungrig, wollen in der Tabelle genauso wie wir aufsteigen."
Deshalb strahlte der 61-Jährige am Ende über einen "echten Mannschaftssieg" und "sehr wichtige drei Punkte für uns."