"Wir sehen uns morgen zum Shutout-Interview wieder", kündigte Sebastian Wraneschitz dem Pressesprecher der Vienna Capitals am Dienstag beim Pre-Game-Gespräch an.
Der 21-jährige Wiener sollte damit nicht zu viel versprechen - die Prophezeiung trat tatsächlich ein, der Keeper stand nach dem fulminanten 4:0-Heimsieg der Wiener über Meister EC Red Bull Salzburg (Spielbericht >>>) natürlich im Fokus.
18 Schüsse parierte das Talent, als erster Caps-Torhüter in dieser Saison konnte Wraneschitz die Null halten.
"Wie wir defensiv gespielt haben, war unglaublich"
Das war aber nicht sein Verdienst, wie er nach Spielende versucht zu betonen. Seine eigene Leistung sei "ganz solide" gewesen, "aber meine Vordermänner haben es mir heute sehr leicht gemacht."
Deshalb zog Wraneschitz auch seinen Hut vor der Mannschaft. "Wir haben wirklich brav gekämpft. Es war eine super Teamleistung, das war nicht ich ganz alleine. Wie wir defensiv gespielt haben, war unglaublich."
Tatsächlich strahlten die nach der Länderspielpause schwächelnden "Eisbullen", die mit einer 1:8-Klatsche im Gepäck nach Wien gekommen sind, nie wirklich große Gefahr aus, die heuer viel gescholtene Abwehr der Donaustädter lieferte über 60 Minuten ein lupenreines Spiel ab.
"Das Shutout ist sicher geil, aber..."
Wraneschitz wurde von den Fans nach dem Sieg gegen Salzburg zum "Cap of the day", dem Caps-Spieler des Tages, gewählt und heizte die Stimmung in der Fankurve im Nachgang auch nochmal an.
"Das Shutout ist sicher geil, aber am Ende des Tages ist der Sieg definitiv wichtiger", ist sich der 21-Jährige der Bedeutung des Erfolgs bewusst. Spielpraxis braucht er offenbar keine, der Schlussmann hütete nach über einmonatiger Verletzungspause erstmals wieder das Tor.
Doch es sei ohnehin jedes Spiel gleich. "Ich gebe einfach nur mein Bestes, um dem Team zu helfen", betont der Wiener.
Körperlich und mental gereift
Wraneschitz' erstes Shutout in der win2day ICE Hockey League war es indes nicht, diesen Meilenstein hat er schon am 16. Oktober 2020 abgehakt, als die Dornbirn Bulldogs auswärts ebenfalls 4:0 besiegt wurden.
Über drei Jahre sind seitdem vergangen, die letzten zwei spielte er in Übersee bei den Victoria Royals aus der Western Hockey League (WHL) sowie Tri-City Storm, die in der United States Hockey League (USHL) beheimatet sind.
"Ich bin hierher gekommen, um der Einser-Torhüter zu sein."
In dieser Zeit sammelte Wraneschitz viele Erfahrungen, augenscheinlich ist aber, dass der 21-Jährige nicht nur mental, sondern auch körperlich reifer nach Wien zurückgekehrt ist.
Er habe seit seinem Profi-Debüt bei den Capitals "ein bisschen zugelegt", sei generell stärker geworden, meint er. Das hilft ihm auch am Eis, außerdem arbeitete der Keeper an seiner Ausdauer. "Ich bin vielleicht auch noch ein paar Zentimeter gewachsen. Keine Ahnung, was die Amis drüben essen", lacht Wraneschitz.
"Ich bin hierher gekommen, um der Einser-Torhüter zu sein"
Mit solch souveränen Leistungen wie gegen den amtierenden Champion bringt er sich über kurz oder lang auch in die Position, Ansprüche auf die Nummer-eins-Position im Capitals-Tor machen zu dürfen.
Wie sieht das Wraneschitz selbst? "Ich bin hierher gekommen, um zu spielen. Für mich war von Anfang an klar, dass wir einen guten Torhüter (Stefan Steen, Anm.) haben, jetzt haben wir sogar zwei gute Torhüter (Steen und Adam Ohre, Anm.), zwei schwedische Imports", erklärt er auf LAOLA1-Nachfrage.
Das schrecke ihn "aber überhaupt nicht ab. Wir fordern uns im Training heraus, versuchen gegenseitig täglich besser zu werden. Aber ich bin auch hierher gekommen, um der Einser-Torhüter zu sein", ist der 21-Jährige von seinen eigenen Fähigkeiten überzeugt.
Das Selbstvertrauen stimmt, die Statistik gibt ihm auch recht. Zwar kam Wraneschitz gegen Salzburg erst zum vierten Mal in der laufenden Spielzeit zum Einsatz, eine Fangquote von 94 Prozent sowie lediglich 1,48 Gegentore pro Spiel sprechen aber deutlich für den ÖEHV-Tormann. Steens Save Percentage liegt etwa bei 86,7, jene von Widhalm bei 87,4.
"Wir wissen, wie gut wir spielen können"
Vorteil Wraneschitz also, der das 4:0 gegen Salzburg durchaus als Initialzündung für die kommenden Wochen sieht.
Er betont: "Wir müssen einfach aus unseren Fehlern lernen und so weiterspielen. Wir wissen, wie gut wir spielen können. Ich glaube, dass wir etwas Schwung mitnehmen und am Freitag in Villach wieder unser Bestes zeigen können."