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Innsbruck leckt seine Wunden: "Es war sicher ein Weckruf"

Die Klatsche in Bozen war die Krönung einer bisher verkorksten Preseason. Sportchef Max Steinacher will die Ergebnisse nicht überbewerten und fordert Geduld.

Innsbruck leckt seine Wunden: Foto: © GEPA

Beim HC Innsbruck ist bereits vor dem Start in die neue Saison der win2day ICE Hockey League Feuer am Dach.

Die "Haie" haben im vorletzten Testspiel der Preseason bei ICE-Konkurrent HC Bozen eine empfindliche 0:10-Klatsche (Spielbericht >>>) kassiert. Es war die sechste Niederlage im sechsten Vorbereitungsspiel, zugleich die höchste Pleite in der Vereinsgeschichte.

"Es ist schwer, das in Worte zu fassen und schönzureden. Wir sind massiv unter die Räder gekommen, ich war selbst noch nie in so einer Situation. Wir haben einen rabenschwarzen Tag erwischt", muss Sports Manager Max Steinacher am Tag danach im Gespräch mit LAOLA1 feststellen.

"Das einzig Positive: Es war ein Test", schreibt der HC Innsbruck in seinem Spielbericht auf der Vereinswebsite.

Niederlagen sind erlaubt, aber "nicht in der Höhe"

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Die Stimmung im Lager des letztjährigen CHL-Achtelfinalisten ist angespannt, die Tiroler präsentierten sich in Bozen nicht reif für den Liga-Auftakt in zwei Wochen.

Daran ändert das Fehlen der beiden Legionäre Garrett McFadden und Corey Mackin sowie des 21-jährigen Klagenfurters Stefan Klassek wenig. Es könne und dürfe schon mal passieren, dass man verliert, sagt Steinacher, aber "nicht in der Höhe."

Der HCI war offensiv harmlos, defensiv desorientiert wie fehlerhaft und ließ den 20-jährigen Markus Gratzer im Tor viel zu oft im Stich. Eine entsprechende Reaktion der Mannschaft während des Spiels blieb aus, die Cracks boten wenig Gegenwehr und ließen das Spiel praktisch über sich ergehen.

Vorwürfe wollte der Sportchef der Mannschaft keine machen und sieht "natürlich Optimierungsbedarf: "Von der vierten bis zur ersten Linie betrifft das jeden Spieler. Man hat an gewissen Spielern eine höhere Erwartungshaltung, zumindest für den offensiven Output. Wenn man über 60 Minuten kein Tor schießt, ist das überschaubar."

Nicht alles war in der Preseason bisher schlecht

Steinacher wollte nicht zu viel in das Ergebnis hinein interpretieren, man hätte beispielsweise beim nach zwei Dritteln und dem Spielstand von 0:0 abgebrochenen Test gegen die Kölner Haie gut mitgehalten, im danach abgehaltenen Shootout verloren die Tiroler knapp.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch "ein katastrophales erstes Drittel beim Vinschgau-Cup gegen Olten", merkt Steinacher an. Die Partie wurde 2:6 verloren.

Tags darauf warteten die Iserlohn Roosters. "Wir hatten uns eine Reaktion erwartet, die geglückt ist." Gegen den DEL-Klub waren die "Haie" bis zur 55. Minute mit 2:1 in Führung gelegen und mussten sich noch 2:4 geschlagen geben.

"Dann sind wir ohne sieben Stammspieler und einigen angeschlagenen Cracks nach Lugano (2:6, Anm.) gefahren, haben uns relativ teuer verkauft und super mitgehalten", erzählt der 36-Jährige und will sich die Vorbereitung daher nicht schlechtreden lassen.

Großer Umbruch: "Man muss dem Ganzen auch Zeit geben"

Im Sommer war Innsbruck gezwungen, einen Umbruch zu vollziehen.

Urgestein Martin Ulmer ist nach dem Pre-Playoff-Aus gegen die Pioneers Vorarlberg zurückgetreten, dazu wurden mit Kevin Roy, Nick Albano (beide Graz99ers), Gordie Green (Dukla Trencin), Senna Peeters (KAC) und Adam Rockwood (Asiago Hockey) fünf der sechs Spieler verloren, die im Vorjahr über 30 Scorerpunkte gesammelt hatten.

Außerdem verabschiedete sich Mitch O'Keefe nach vier Jahren als Innsbrucker Head Coach in die DEL und steht fortan bei den Nürnberg Ice Tigers an der Bande. Als neuer Trainer wurde der 38-jährige US-Amerikaner Jordan Smotherman an den Inn geholt, der vierfache NHL-Spieler leitete zuletzt den ECHL-Klub Worcester Railers.

Auf der Zugangsseite stehen neben sechs Importspielern - drei von ihnen spielen erstmals in Europa - vier Österreicher: Zintis Zusevics, Stefan Klassek, Devin Steffler und Jonas Dobnig. Während Zusevics vor allem Erfahrung in den jüngsten Kader der Liga bringt, soll das junge Trio den nächsten Entwicklungsschritt machen.

"Es weht ein frischer Wind, man muss dem Ganzen auch Zeit geben", fordert Steinacher und erklärt: "Wir haben versucht, aus dem was wir haben, das Maximale herauszuholen."

Eine Ohrfeige zum richtigen Zeitpunkt?

"Es war für den einen oder anderen sicher ein Weckruf, dass man nur mit harter Arbeit und einer soliden Teamleistung bestehen kann."

Max Steinacher

Die Kritik, dass der Stamm an einheimischen Spielern zu schwach sei, will sich der Sportchef nicht gefallen lassen.

Man hätte nicht die finanziellen Mittel gehabt, "bei einem Wettrüsten in der Liga um die Österreicher" mitzubieten. "Wir gehen den Tiroler Weg, haben junge und erfolgshungrige Cracks, die den nächsten Schritt machen wollen." Dies sei über die letzten Jahre gut gegangen "und ich bin optimistisch, dass es wieder gutgehen wird."

Wenn die Pleite in Bozen etwas Gutes hatte, dann war es die Ohrfeige zum richtigen Zeitpunkt. "Es war für den einen oder anderen sicher ein Weckruf, dass man nur mit harter Arbeit und einer soliden Teamleistung bestehen kann", betont Steinacher.

"Wir wissen, wo wir in den nächsten zwei Trainingswochen die Hebel ansetzen müssen, haben am Mittwoch gegenüber den eigenen Fans zum Glück die Möglichkeit, uns zu entschuldigen", verweist der Sports Manager auf das "Rückspiel" daheim gegen die "Foxes", die er übrigens als heißen Titelkandidaten sieht.

Der 36-jährige Tiroler will sich den Teufel nicht an die Wand malen lassen, noch sei ja nichts passiert. "Wir müssen bereit sein, wenn die Liga startet. Wir hatten Vorbereitungen, da haben wir jedes Spiel gewonnen und haben in der Liga dann nicht performt."

Jeder im Verein sei positiv gestimmt und freue sich auf den Liga-Start am 20. September gegen die Pioneers Vorarlberg (19:15 Uhr im LIVE-Ticker >>>). Das Saisonziel bleibt unverändert: "Wir wollen in die Playoffs, ganz klar."


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