Der HC Innsbruck hat gekämpft und gebissen - muss letztendlich aber frühzeitig den Urlaub antreten.
Nach einer 1:5-Niederlage in Wien - dem einzigen Heimsieg der gesamten Serie - ist für die "Haie" schon im Viertelfinale der win2day ICE Hockey League Endstation. Vor knapp 5.000 Zuschauern erwiesen sich die Vienna Capitals als ausgefuchsteres Team und zogen am Ende wohl auch verdient ins Halbfinale ein.
"Die Niederlage ist natürlich sehr bitter", ist HCI-Stürmer Martin Ulmer nach dem Saisonaus enttäuscht, weiß zugleich aber: "Wir waren in den ersten vier Spielen die bessere Mannschaft, haben aber nur zwei gewonnen. Wenn man drei Mal zuhause verliert, wird es sehr schwer."
Im eigenen "Haifischbecken" hat man die Serie mutmaßlich verloren, wodurch der Schmerz noch tiefer sitzt. "Wir waren in der Regular Season daheim richtig gut", trauert Ulmer der verloren gegangenen Heimstärke nach.
Capitals überrollten Innsbruck anfangs
In Wien stimmte zumindest in Spiel zwei und vier die Performance, durfte jeweils mit einer kleinen HCI-Anhängerschaft einen Auswärtssieg bejubelt werden. Doch diesmal wurde das erste Drittel zum Sargnagel, nach dem man bereits 0:2 zurücklag und sich nicht beschweren hätte dürfen, wenn zumindest ein weiterer Treffer mehr auf Seiten der Caps gestanden wäre.
"Sie hatten einen großartigen Start. Sie haben uns ein paar Mal vor dem Tor entblößt, wo wir viel besser hätten sein müssen", meint ein sichtlich niedergeschlagener Head Coach Mitch O'Keefe.
Jeremy Gregoire und Matt Bradley brachten die Wiener sicher in Führung, hinten hielten die Mannen rund um Torhüter Stefan Steen dicht. "Sie haben sich wirklich zusammengerissen und defensiv sehr gut gespielt", zollt O'Keefe dem Kontrahenten Respekt.
"Haie" bissen sich an Steen die Zähne aus
In den folgenden 40 Spielminuten warfen die Tiroler nochmal alles in die Waagschale, doch das nötige Glück war Innsbruck nicht hold. Sowohl Corey MacKin (23.) als auch Tyler Coulter (42.) konnten Steen im Eins-gegen-Eins nicht überwinden. Stattdessen sorgte Gregoire (34./SH) in Unterzahl für das 3:0.
"Wir konnten daraus kein Kapital schlagen, ihr Torwart hat großartig gespielt und einige Großchancen von uns verhindert", so O'Keefe. Auch Ulmer war vom Schweden im Tor der Capitals beeindruckt: "Er hat unglaublich gehalten."
Beim zwischenzeitlichen 1:3 durch Simon Bourque (50.), der Fortuna bei einem doppelt abgefälschten Handgelenksschuss doch auf seiner Seite hatte, war Steen dagegen machtlos.
Es hätte nochmal eine Initialzündung für eine heiße Schlussphase werden können, doch die Hausherren hatten in Form von Maxwell Zimmer etwas dagegen und stellten 46 Sekunden später auf 4:1. Der Top-Torschütze der Liga war es auch, der dem HCI per Empty-Netter (59.) den Todesstoß versetzte.
Enttäuschung groß, aber Innsbruck wird trotzdem stolz sein
Damit ist die Saison des Grunddurchgangs-Dritten schon im Viertelfinale vorbei - für den Geschmack der Beteiligten viel zu früh.
"Wir wollten ein bisschen mehr, natürlich ist es im Moment scheiße", ist die Enttäuschung bei O'Keefe deutlich spürbar. Und überwiegt kurz nach Spielende auch noch deutlich dem Stolz, der sich in den nächsten Wochen in Innsbruck zurecht breit machen wird.
Die Saison 2022/23 wird als die bislang wohl beste in der heimischen Eishockey-Liga in die Annalen gehen, nach wie vor besteht die Chance, nächstes Jahr in der Champions Hockey League zu spielen. Fix qualifiziert sind bislang der HC Bozen und Red Bull Salzburg, gewinnt eines der beiden Teams den Titel, erhält Innsbruck das letzte CHL-Ticket.
Es werde zwar etwas dauern, die Spielzeit angemessen zu reflektieren, sagt O'Keefe. Er ist sich aber sicher, "dass es viele Dinge gibt, auf die wir als Verein stolz sein können."
Er ist zudem "sehr stolz auf die Jungs, wir haben in diesem Jahr eine Menge großartige Dinge erreicht. Wir haben uns in den letzten Jahren auf positive Weise weiterentwickelt", freut sich der Kanadier. Gibt aber im selben Atemzug zu, dass "Situationen wie diese schwer zu schlucken sind."
Wer bleibt, wer geht?
Vermutlich auch angesichts der Tatsache, dass den "Haien" ein größerer Aderlass droht.
Einen festen Vertrag für die kommende Saison haben bislang nur Thomas Mader, Senna Peeters, Topscorer Brady Shaw, Martin Ulmer und Dario Winkler. Adam Helewka, der die Spielzeit genauso wie Shaw mit 72 Scorerpunkten abschließt, soll bereits bei einem finnischen Team unterschrieben haben. ÖEHV-Spieler Nico Feldner dagegen in Linz.
Auch Daniel Leavens (60 Scorerpunkte aus 48 Partien) oder Defender Jamal Watson (32 Punkte aus 54 Spielen) dürften wie einige weitere Spieler Begehrlichkeiten geweckt haben. Dem ist sich O'Keefe bewusst: "Viele Jungs hatten eine großartige Saison, sie werden große Angebote von verschiedenen Teams und Ligen bekommen."
Ulmer offenbart sogar: "Leider werden uns wahrscheinlich ein paar Spieler verlassen, die extrem wichtig sind. Wir hoffen, dass wir sie irgendwie ersetzen können." Der Coach würde am liebsten aber kaum einen aktuellen Spieler im nächsten Jahr missen: "Wenn wir können, werden wir einige von ihnen behalten."
Warum? "Weil wir wissen, dass sie nächstes Jahr wieder in diese Situation kommen und ein besseres Ergebnis erzielen wollen", hofft der 38-Jährige, den einen oder anderen Leistungsträger bei Gesprächen in den kommenden Wochen doch von einem Verbleib in Tirol überzeugen zu können.