14 Sekunden haben den Vienna Capitals gefehlt, um dem EC Red Bull Salzburg gleich zum Saisonauftakt der win2day ICE Hockey League zumindest einen Punkt abzuringen.
Ein bitterer Fehler in der Defensive der Wiener und eine schön ausgespielte Aktion von Thomas Raffl und Peter Schneider ließen den Titelverteidiger dann doch noch über einen verdienten 2:1-Erfolg (Spielbericht >>>) in der regulären Spielzeit jubeln.
Es war ein harter Kampf, den sich beide Mannschaften lieferten. Die "Eisbullen" waren zwar augenscheinlich das dominantere Team, doch die Caps hielten mit viel Leidenschaft dagegen und machten in Form von Niki Hartl die 1:0-Führung von Salzburgs neuem Star-Defender Chad Genoway wett.
Kurz vor Spielende war es dann ausgerechnet der ehemalige Caps-Crack, der für die Entscheidung sorgte. "Natürlich ein super Ende für uns, aber Hut ab vor der Wiener Mannschaft", wusste Schneider im "Puls24"-Interview, dass man am Ende das glücklichere Ende auf seiner Seite hatte.
"Wir müssen um einiges besser spielen"
"Sie haben gekämpft, gebissen und es uns das ganze Spiel über schwer gemacht", zollt der ICE-MVP Respekt. Head Coach Matt McIlvane ergänzt: "Es war ein großartiges Spiel für das Fernsehen und die Fans. Ich bin sicher, dass es sehr unterhaltsam war", lacht der Meistertrainer.
Der 36-jährige US-Amerikaner sah einen "guten Start" seiner Mannschaft, "im zweiten Drittel wurden wir nachlässig, aber das dritte Drittel war stark genug. Und am Ende geht es darum, einen Weg zum Sieg zu finden. Thomas und 'Schneids' (Anm.: Peter Schneider) haben am Ende einen tollen Spielzug gemacht", lobt McIlvane seine beiden Leistungsträger.
Doch vieles war noch nicht perfekt, zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison auch nicht unbedingt ein Wunder. Dass der Meister allerdings schon vier Pflichtspiele in der Champions Hockey League absolviert hat und eigentlich eher im Spielrhythmus sein sollte, war nicht zu sehen.
"Wir müssen um einiges besser spielen, das wissen wir aber auch", verrät Schneider. Vor allem die eigene Chancenverwertung bemängelt der ÖEHV-Spieler, dafür verantwortlich war aber auch Capitals-Goalie Bernhard Starkbaum. "Er hat auch super gehalten, das muss man sagen. Er hat eine unglaubliche Partie abgeliefert und es uns richtig schwer gemacht."
Freude über Auftaktsieg, doch es wartet bereits die Final-Neuauflage
McIlvane fügt an: "Wir können uns als Mannschaft noch entwickeln. Unser Start war fantastisch, und dann geht es darum, diese Art von Bemühungen fortzusetzen und nicht nachzulassen. Wir haben im zweiten Drittel drei Strafen kassiert. Das sind Dinge, die wir in den Griff bekommen müssen", findet er einige Kritikpunkte.
Aber: "Wir sind aber sehr froh, dass wir gegen eine so gute Mannschaft wie Wien einen Sieg einfahren konnten."
Schon am Samstag wartet mit Fehervar AV19 die nächste harte Aufgabe, geht es in der Neuauflage des Vorjahres-Endspiels um drei Punkte (ab 19:15 Uhr im LIVE-Ticker >>>).
Die "Teufel" starteten ihrerseits mit einem souveränen 4:1-Auswärtssieg beim HC Pustertal in die neue Spielzeit, mussten wohl weniger Körner lassen als die "Eisbullen". "Ich hoffe, sie haben ein bisschen weniger trainiert als wir im Sommer und sind morgen müde", lächelt Schneider, der eine "sehr enge Partie" erwartet. "Sie werden heiß sein."
Coach McIlvane ist ebenfalls gewarnt: "Sie haben ein Team, das über eine Menge offensiver Fähigkeiten verfügt. Sie sind extrem stark im Aufbauspiel, sehr gut organisiert und haben eine Menge Waffen. Wir wissen, wie gut sie sind, und es wird eine große Herausforderung für uns sein."
Hartl: "Das darf nicht passieren!"
Bei den Vienna Capitals ist der Ärger nach der bitteren Auftakt-Niederlage natürlich groß.
"Erstes Spiel hin oder her, das darf nicht passieren!", ist Niki Hartl über das späte 1:2 frustriert. "Durch Fehler entstehen Chancen und die kann Salzburg einwandfrei nützen. Es ist sehr frustrierend, weil wir wirklich hart arbeiten. Wir haben eine junge Truppe, aber 14 Sekunden vor Schluss - das tut weh."
Die Wiener sind "im ersten Drittel nur sehr langsam ins Spiel gekommen, haben einen gewissen Nachdruck vermissen lassen", analysiert Head Coach Dave Barr. "Wir haben dann im zweiten und dritten Drittel besser gespielt. In diesen Spielabschnitten haben wir viel Zeit in der Offensivzone verbracht."
Doch in der eigenen Defensive präsentieren sich die Caps "noch nicht ganz sattelfest, sind wir manchmal noch zu zögerlich", ärgert sich der Kanadier, der weiß: "Wir verlieren noch zu oft den Puck und das hat uns heute das Spiel gekostet."
Da hat es schlussendlich auch nur wenig geholfen, dass "Starkbaum ein sehr gutes Spiel gemacht, einige großartige Paraden gezeigt hat. Doch leider konnten wir ihm nicht genug Unterstützung bieten", so Barr.
"Die Kleinigkeiten nehmen wir mit"
Trotzdem können die Wiener viele Lehren aus der wackeren Leistung in der Mozartstadt ziehen.
"Die Kleinigkeiten nehmen wir mit. Wir haben sehr viele junge Spieler, die nachrücken. Für die ist es ein Prozess", betont Hartl. "Wir gehen als Mannschaft step-by-step, können nur daraus lernen. Wir haben dann wieder gute Video-Meetings, in denen es der Trainer einwandfrei erklärt."
Im Gegensatz zum Vorjahr, als der zweifache Champion nach drei Niederlagen zum Saisonstart in Folge nur auf dem letzten Platz lag, "müssen wir früh genug einen großen Schritt machen, weil das Ziel müssen die Playoffs sein", fordert der Stürmer.
Abschließend klingt bei ihm aber der Frust deutlich durch: "Wenn du solche Spiele dann hergibst, wo du spät den Ausgleich schaffst, kann das gleich nach hinten losgehen."