Der EC Red Bull Salzburg befindet sich in einer veritablen Krise.
Die 2:3-Niederlage am Stefanitag bei den Vienna Capitals (Spielbericht >>>) war die vierte aus den letzten fünf Spielen, seit dem 3. Dezember steht nur ein Overtime-Sieg in Klagenfurt zu Buche.
Damit ist der amtierende Meister der win2day ICE Hockey League momentan das formschwächste Team der Liga und hat Spitzenreiter Fehervar AV19 vorerst aus den Augen verlieren - bei zwei Spielen weniger fehlen zehn Punkte.
Stattdessen befinden sich die "Eisbullen" in einem engen Rennen um die Playoff-Plätze, Tabellenplatz acht - aktuell vom HC Innsbruck gehalten - ist nur acht Zähler entfernt.
Hinzu kommt, dass es in den kommenden Wochen Schlag auf Schlag geht, bis zum 14. Jänner stehen acht Spiele in 19 Tagen an. Zeit für Schwächephasen bleibt praktisch keine, den Kredit ihres bärenstarken Saisonstarts (13 Siege aus den ersten 16 Spielen) haben die Salzburger bald aufgebraucht.
Das Ruder muss also bald herumgerissen werden, wenn der Blick in den verbleibenden zwei Monaten des Grunddurchgangs nach oben statt unten gerichtet werden soll.
Peter Schneider meint nach der Niederlage in Wien gegenüber LAOLA1: "Wir müssen an vielen Dingen arbeiten, es liegt nicht nur an irgendeiner Sache - es läuft viel falsch im Moment."
Offensive oder Defensive - welches ist das wahre Problem?
Besonders das Toreschießen fällt den Mozartstädtern seit einigen Wochen schwer, in den letzten 15 Liga-Spielen hat kein Team weniger Treffer (38) erzielt. Im selben Zeitraum haben Bozen, Fehervar, Klagenfurt und Linz jeweils über 50 Tore verbucht.
Bezeichnend: Schneider ist mit 14 Treffern der einzige Salzburg-Crack, dem mehr als zehn Saisontore gelungen sind. Kapitän Thomas Raffl folgt mit acht, danach die Defender Chay Genoway und Ryan Murphy mit sieben bzw. sechs. Mario Huber, der 2022/23 25 Tore schoss, hält heuer erst bei fünf Treffern - Ali Wukovits ist gar noch torlos.
Doch Schneider sieht das Grundübel gar nicht in der Offensive, speziell im Vergleich zu den Vorjahren. "Ich glaube nicht, dass wir in den letzten Saisons mehr Tore geschossen haben, wir kriegen heuer einfach mehr", sagt der 32-Jährige und hat damit nicht Unrecht.
97 Gegentore mussten die Red Bulls im letztjährigen Grunddurchgang hinnehmen, nach 29 Partien in der laufenden Spielzeit sind es bereits deren 71. Der Schnitt ist von 2,02 auf 2,45 Gegentore pro Spiel angestiegen.
"Das ist das Problem, früher haben wir vielleicht auch nicht so viele Tore geschossen, aber viel, viel weniger bekommen. Die Defense war komplett intakt, im Moment schießen wir die Tore nicht, bekommen aber mehr. Das ist kein Rezept, um erfolgreich zu sein", weiß der mit Abstand beste Scorer im Salzburger Team.
Capitals bleiben ein Angstgegner
So auch nicht in Wien, wo man sich nicht von der 1:7-Klatsche gegen den HC Pustertal rehabilitieren konnte.
"Wir spielen im Moment einfach schlecht."
Head Coach Oliver David freute sich nach dem knappen 2:3 über den "deutlich besseren Einsatz" seiner Mannschaft, die aber im dritten Duell mit den heuer schwächelnden Capitals zum dritten Mal den Kürzeren gezogen haben.
Darauf angesprochen, glaubt Schneider an das Zufallsprinzip. "Ich glaube nicht, dass das mit den Capitals zu tun hat", betont er. "Wir spielen im Moment einfach schlecht. Vielleicht haben sie ein gutes Rezept gegen uns, das kann schon sein. Aber ich denke eher, dass es an unserem eigenen Unvermögen liegt."
Denn Chancen hatten die "Bullen", genauso wie auch die Caps, zur Genüge. "Wir haben ein paar Sachen richtig gut gemacht, viel Druck auf sie ausgeübt." Doch Fehler, wie ein schlechter Wechsel vor dem 1:2, haben zu Gegentoren geführt.
"Gleichzeitig haben wir es nicht geschafft, den Puck oft genug im gegnerischen Tor unterzubringen", so Schneider, der fordert: "Wir müssen aus unseren Zeiten in der offensiven Zone mehr rausholen."
Gute Erinnerungen an Ljubljana
In weniger als 48 Stunden bietet sich bereits die Chance dazu, wenn Olimpija Ljubljana (Donnerstag, 19:15 Uhr im LIVE-Ticker >>>) im Salzburger Volksgarten gastiert.
Gutes Omen für den Meister: Auch nach der 0:4-Niederlage am 22. November in Wien folgte das Duell mit den "Grünen Drachen", welches mit 4:1 souverän für sich entschieden werden konnte. Die folgenden drei Spiele wurden ebenfalls glatt gewonnen, ehe die derzeitige Negativmisere ihren Lauf nahm.
Die Salzburger werden hoffen, wie schon vor gut einem Monat mit einem Heimsieg eine Erfolgsserie einzuleiten.