"Die Atmosphäre hat sich bereits wie in den Playoffs angefühlt!"
Vienna-Capitals-Coach Dave Barr hatte nicht unrecht. Der Nachtrag-Kracher in der bet-at-home ICE Hockey League gegen Tabellenführer EC Red Bull Salzburg wurde seinem Namen gerecht. Nur zwei Tage nach dem Duell in Salzburg ging es in der Wiener STEFFL Arena heiß her - mit dem besseren Ende für die Hausherren (Alle Infos >>>).
Dabei sah es nach 50 absolvierten Spielminuten alles andere als nach einer erfolgreichen Revanche für die 2:3-Overtime-Pleite in der Mozartstadt aus. Die Schlüsselspieler Niki Hartl und Mario Fischer sowie Youngster Fabio Artner führten die Wende nach 0:2-Rückstand herbei und ließen, in den Worten von Ex-Capitals-Trainer Jim Boni, "die Halle beben."
"Es ist ein großartiges Gefühl", meinte Barr nach dem Comeback-Erfolg. "Wir haben die gesamte Begegnung über gut gespielt, waren aber nach dem 1. Drittel 0:2 zurück. Ich denke aber, dass wir das bessere Team waren", erklärte der Kanadier weiter.
Barr zufrieden: "Jeder Spieler hat großartig performt"
(Artikel wird unter den Spiel-Highlights fortgesetzt)
Dass die Wiener nach dem ersten Drittel mit zwei Toren zurücklagen, war unter anderem einer schier unglaublichen Sequenz geschuldet, in welcher der Puck einfach nicht über die Linie wollte. Die Caps haben binnen weniger Sekunden fünf Top-Chancen vorgefunden, Joel Lowry, Charlie Dodero und Patrick Antal hämmerten die Scheibe allesamt ans Gestänge. Zuvor packte Ex-Caps- und nunmehriger Salzburg-Torhüter Jean-Philippe Lamoureux zwei starke Saves aus.
Dennoch haben die Donaustädter nie aufgegeben. "Wir haben Chancen kreiert, jeder Spieler hat heute großartig performt. Alle waren auf ihrem höchsten Level. Es war leicht, die Linien aufs Eis zu schicken", so Barr, der ein Sonderlob an Verteidiger Alex Wall verteilte.
"Unsere Elite-Verteidiger, die wir auf diesem Niveau brauchen, waren sehr stark. ‚Walli‘ (Alex Wall, Anm.) hat fantastisch gespielt. Er hat hart verteidigt, den Puck gut verteilt und tolle Spielzüge kreiert. Er hätte in zwei, drei Tore involviert sein können."
Lobende Worte hatte der 61-Jährige auch für Gamewinner Fabio Artner übrig, bei dem die Erleichterung nach seinem Tor zum 3:2 "natürlich sehr groß war."
"Es ist großartig, wenn Spieler wie Fabio Artner den Gamewinner erzielen. Er spielt in der vierten Linie, ist ein Rollenspieler, macht einen großartigen Job im Penaltykilling. Luke Moncada hat ihm einen perfekten Pass serviert und er hat getroffen", sagte Barr.
2.000 Fans peitschten Caps zu womöglich "sehr wichtigen drei Punkten"
In Hinsicht auf die angepeilten Playoffs, wofür die Wiener mit ihrem sechsten Platz aktuell ein Fix-Ticket hätten, sei es "extrem wichtig, von jedem Spieler einen gewissen Beitrag zu bekommen. Du brauchst vier Linien, sieben bis acht Verteidiger, die alle positiv zum Spiel beitragen", erläuterte Barr.
Ebenso wichtig ist die Unterstützung der eigenen Anhänger. Zum ersten Mal seit mehreren Wochen waren wieder 2.000 Zuschauer in Wien-Kagran zugelassen, die Halle war unter den behördlichen Richtlinien sogleich ausverkauft.
Ich spürte richtig, wie meine Spieler von den Fans nach vorne getrieben wurden. Im Schlussdrittel wurde es mit jedem Spielzug, jedem Tor lauter.
"Es war ein super Gefühl", meinte etwa Artner. "Natürlich kriegen wir die größere Unterstützung auch mit. Die Fans pushen uns, egal wie der Spielstand lautet."
Auch der Capitals-Coach zeigte sich von der Atmosphäre "beeindruckt. Ich spürte richtig, wie meine Spieler von den Fans nach vorne getrieben wurden. Im Schlussdrittel wurde es mit jedem Spielzug, jedem Tor lauter. Es war großartig, den Sieg heute einzufahren", war Barr sichtlich erleichtert und zugleich euphorisiert.
Denn: "Die drei Punkte können sehr wichtig sein. Es ist im Kampf um die Playoffs sehr eng", hielt der ehemalige NHL-Spieler fest. Rund um den ominösen Playoff-Strich gehe es heiß her, "viele Teams mischen noch mit. Gewinnst du zwei Spiele in Folge, bist du schnell oben. Verlierst du zwei, geht es steil bergab. Daher sind solche Siege sehr wichtig."
Essenziell ist in der Endphase des Grunddurchgangs auch die Regeneration. Daher "haben die Spieler morgen frei, am Donnerstag bereiten wir uns auf Linz vor", so Barr. Denn am Freitag gastiert das klare Schlusslicht in Wien-Kagran - mit Rafael Rotter, der nur 18 Tage nach seiner Knie-Operation beim heutigen 1:4 in Klagenfurt sein Comeback gab.
Salzburg: "Das hat den Unterschied ausgemacht"
Der Tabellenführer aus Salzburg hat hingegen eine etwas längere Verschnaufpause vor sich, muss erst am Sonntag zuhause gegen Olimpija Ljubljana ran. Bis dahin wird Ursachenforschung betrieben und gehofft, dass Head Coach Matt McIlvane sowie die Leistungsträger Peter Schneider und Mario Huber aus ihren Corona-Quarantänen zurückkehren.
Denn der Trainer sowie die beiden Spieler haben den Mozartstädtern gefehlt, wie Assistant Coach Ben Cooper nach dem Spiel erklärte: "Wir vermissen sie natürlich. Vor allem Matt, jeder Crack liebt es unter ihm zu spielen."
Zum Spiel meinte der schon am Sonntag als Head Coach eingesprungene Cooper: "Es war von beiden Teams ein gutes Spiel, jeder wollte das Spiel gewinnen. Die Spieler haben hart gekämpft, es hat sich bereits wie ein Playoff-Spiel angefühlt."
Es seien kaum Fehler erlaubt gewesen "und wir haben mehr als die Capitals gemacht." Ein Faktor waren die nicht verwerteten Überzahlspiele, insbesondere jenes zu Beginn des Schlussabschnitts. "Wir konnten im Powerplay nicht treffen. Wenn wir im dritten Abschnitt auf 3:0 stellen, geht das Spiel anders aus", war sich der US-Amerikaner sicher.
Cooper konsternierte: "Das war ein Faktor, aber wir hatten auch ein paar große Fehler, die beispielsweise zum 1:2 führten. Das hat den Unterschied ausgemacht."