Kilian Zündel wechselte Anfang der Woche zu den Vienna Capitals, um wieder Spielpraxis zu sammeln.
Sein Debüt war bereits für das Duell mit dem KAC (2:5) geplant - doch nicht einmal zwei Stunden vor Spielanpfiff erfuhr der 22-Jährige, dass er nicht spielen wird.
Eine fehlende Transferfreigabe war schuld. Doch nicht etwa aus Ambri, wo der Nationalspieler während seiner Leihe nach Wien weiterhin offiziell unter Vertrag steht, sogar vom Schweizer National-League-Klub versichert und bezahlt wird, sondern aus Salzburg.
Ein Gentlemen's Agreement sorgt für reichlich Ärger
Die Red Bulls verlangen für ihren ehemaligen Verteidiger eine Stange Geld, berufen sich auf ein Gentlemen's Agreement der österreichischen Klubs, dass noch aus Zeiten der EBEL (!) stammt. Damals wurde eine Vereinbarung zur Ausbildungskostenentschädigung von Nachwuchsspielern (23 oder jünger) aufgesetzt, die nie außer Kraft getreten ist.
Wenn ein Spieler unter 23 Jahren in eine andere Liga wechselt, dann aber wieder in die EBEL zurückkehrt, müssen die Ausbildungskosten an jenen Verein der EBEL bezahlt werden, von dem er erstmalig in eine andere Liga gewechselt ist. In besagtem Fall ist das der amtierende Meister der win2day ICE Hockey League, für den Zündel zwischen 2016 und 2022 auflief.
Aber: Die Capitals haben Zündel eigentlich nur ausgeliehen. Da Ambri sämtliche Kosten stemmt, würde der Fall gar nicht unter das Agreement fallen. Des guten Willens wegen war Capitals-GM Franz Kalla trotzdem zu Gesprächen mit seinem Salzburger Pendant Helmut Schlögl bereit.
"Ich habe gegen 17:30 Uhr erfahren, dass ich nicht spielen darf."
Da bislang aber kein gemeinsamer Nenner gefunden wurde, wird der österreichische Eishockey-Verband wohl einschreiten und die Freigabe erzwingen müssen, sofern die Eisbullen bis dahin keinen legitimen Grund für die Verweigerung liefern können.
Das kann allerdings erst nach acht Tagen passieren, Zündel könnte somit ausgerechnet das kommende Auswärtsspiel in Salzburg sowie das Heimspiel am Sonntag gegen den HC Bozen verpassen.
Keine zwei Stunden vor Spielbeginn kam die Hiobsbotschaft
Eine Situation, die dem Vorarlberger natürlich nicht behagt. "Ich habe gegen 17:30 Uhr erfahren, dass ich nicht spielen darf", war Zündel am Mittwoch nach dem KAC-Match konsterniert.
Er hätte sich sehr darauf gefreut, zu spielen - "leider wurde daraus nichts." Dennoch seien die ersten Tage in Wien äußerst positiv verlaufen, "es war richtig cool am Eis - die Mannschaft hat mich toll aufgenommen", sagt der Rechtsschütze.
Die ersten Eindrücke der Mannschaft, vor allem von der Niederlage gegen Klagenfurt, lauten wiefolgt: "Durch die Systemumstellung waren vielleicht ab und zu Lücken da, wo der Gegner zu viel Zeit gehabt hat. An sich finde ich aber, dass kämpferisch viel da war. Das Ergebnis ist nicht so, wie wir es gerne hätten, aber wir können viel mitnehmen."
"Ich wollte wollte so nicht mehr weitermachen"
Den Entschluss, Stammklub Ambri-Piotta vorübergehend zu verlassen, um wieder Spielpraxis zu erhalten, fasste der ÖEHV-Teamcrack selbst.
Zündel erzählt: "Ich war öfter auf der Tribüne und wollte so nicht mehr weitermachen. Ich wollte unbedingt spielen. Dann habe ich mit meinem Agenten zusammen die Entscheidung getroffen, Ausschau zu halten."
Erst zwei Einsätze hat der Defender heuer in seiner Vita stehen. Eine in der Preseason erlittene Muskelverletzung im Bauchbereich setzte Zündel für den Saisonstart außer Gefecht, danach musste er auf der Tribüne Platz nehmen, ehe am 30. September beim 2:4 gegen den HC Davos sein Comeback folgte.
"Ich habe das Comeback nur gegeben, weil ein Spieler verletzt war. Sonst wäre ich wahrscheinlich ebenfalls auf der Tribüne gesessen", offenbart der Dornbirner, der wenige Tage später beim Auswärtsspiel in Biel erneut zum Zug kam, auf LAOLA1-Nachfrage - seitdem wurde jedoch auf seine Dienste verzichtet.
Er hätte in diesen zwei Partien eigentlich gut gespielt, "doch die verletzten Spieler waren wieder gesund und ich bin wieder auf der Tribüne gelandet." Die Gründe des Vereins: "Sie haben nur gesagt, dass die Verteidiger aktuell gut spielen und ihre Leistungen schätzen wollen. Deswegen wollten sie nichts ändern."
"Konnte nicht viele schöne Erinnerungen machen"
Dafür strebte der 22-Jährige nach einer Veränderung. Vor seinem leihweisen Transfer nach Wien erkundigte er sich beim aktuell verletzten Verteidiger Dominique Heinrich, mit dem er in Salzburg einige Jahre zusammenspielte.
Zündel erzählt mit einem Lächeln: "Ich habe mit ihm telefoniert und gefragt, wie er die Chancen sehen würde, dass ich hier spiele und ob ich in die Mannschaft reinpasse. Er hat gesagt, es wäre auf jeden Fall cool, wenn ich komme."
Die Erinnerungen an seine Zeit bei Red Bull Salzburg seien "schon noch sehr präsent, auch dadurch, da ich die letzten eineinhalb Jahre nicht viele Glanzleistungen hatte und nicht viele schöne Erinnerungen machen konnte", meint Zündel.
Wobei: Ende 2022 gewann er gemeinsam mit Landsmann Dominic Zwerger und Ambri-Piotta den Spengler Cup. Das muss doch eine schöne Erinnerung sein. "Auf dem Papier ist es eine schöne Erinnerung, aber ich habe auch nur ein Spiel gespielt. Deshalb ist der Wert nicht ganz so groß", betont er.
Nun bewegt sich Zündel im "Hier und Jetzt", will in Wien neue Erinnerungen schaffen. Umso mehr hofft der Nationalspieler, dass die Transferfreigabe möglichst bald eintrifft - idealerweise natürlich bis Freitagabend, um beim Duell mit seinem Ex-Klub dabei sein zu können. Für Zündstoff wäre jedenfalls gesorgt.