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Rossi-Coach: "Marco ist ein echter Leader!"

Der Trainer von Marco Rossi im Interview über Österreichs NHL-Hoffnung:

Rossi-Coach: Foto: © getty

Andre Tourigny ist seit drei Jahren der Head Coach der Ottawa 67's in der Ontario Hockey League und damit auch "Chef" von Österreichs NHL-Hoffnung Marco Rossi. Im Jänner gewann der 45-Jährige als Assistant Coach des kanadischen U20-Nationalteams WM-Gold in Tschechien.

Davor war er auch zwölf Jahre bei den QMJHL-Teams Rouyn-Noranda und Halifax tätig, dazu kommen noch drei Saisonen als Assistant Coach in der NHL bei der Colorado Avalanche und den Ottawa Senators.

Kaum jemand kennt das nordamerikanische Junioren-Eishockey besser. Seine Meinung zu den letzten eineinhalb Saisonen mit seinem Vorarlberger Stürmer Marco Rossi und dessen Zukunft verrät der Coach im Interview mit LAOLA1-Experte Bernd Freimüller:

LAOLA1: Andre - wenn wir in den Sommer 2018 zurückgehen - was waren die Erwartungen an Marco Rossi, als ihr ihn gedraftet habt?

Andre Tourigny: Wir haben ihn ja zuvor beobachtet und daher gewusst, dass wir einen sehr talentierten Spieler bekommen werden, der uns offensiv weiterhelfen sollte. Was wir nicht genau abschätzen konnten und erst im Laufe der Zeit genau verfolgen konnten, sind seine Arbeitsmoral und sein Impakt auf unser Spiel. Er hat unsere Erwartungen, die ohnehin schon hoch waren, sicher übertroffen.

LAOLA1: Wie haben sich diese während der letzten zwei Saisonen präsentiert?

Tourigny: Marco hat kaum eine Anlaufphase gebraucht, hat sich schnell an die Liga gewöhnt. Das ist etwas, was man bei Imports nie genau abschätzen kann, aber das war für ihn überhaupt kein Problem. Er war gleich präsent, hat nie von uns großen Anschub gebraucht und sich schnell zurechtgefunden.

LAOLA1: Wie sehr hat sich seine Rolle gewandelt?

Tourigny: Er war für uns immer ein Top-6-Spieler und ein wichtiger Faktor in der Offensive. Aber sein Spiel hat sich weiterentwickelt, seit heuer bringe ich ihn auch im Penaltykilling zum Einsatz und er ist inzwischen ein unumstrittener Leader. Sein Wert für unser Team geht noch weit über die erzielten Punkte hinaus. Sein Spiel ist auch physischer geworden. Das heißt nicht, dass er großen Hits nachjagt, aber er geht zum Tor, bildet dort Screens oder scort selbst. Das Defensivspiel fällt ihm im Gegensatz zu anderen Scorern auch nicht schwer.

LAOLA1: Ich sehe bei ihm im Spiel kaum große Emotionen, selbst nach erzielten Toren bleibt er ruhig. Ist das bezeichnend für ihn?

Tourigny: Ja und nein. Grundsätzlich ist er ein ruhiger Typ, der keine großen offiziellen Reden hält oder sonderlich laut wird. Aber er spricht viel mit seinen Linemates oder jüngeren Spielern, geht das Spiel mit ihnen durch, gibt ihnen Tipps. Alles sehr ruhig und professionell, er ist sicher kein Blender oder Lautsprecher.

LAOLA1: Wie schaut seine Arbeit abseits des Eises aus?

Tourigny: Marco ist kein Spieler, den man etwa in der Kraftkammer oder im Trockentraining antreiben muss. Das kommt alles von ihm selbst. Sein Fitness-Level ist immer besser geworden, er hat im letzten Sommer auch sechs Wochen hier an sich gearbeitet, vor allem auf der Treadmill.

"Er erinnert mich unter den NHL-Spielern etwas an Pavel Datsyuk. Marcos Spiel ist ebenfalls sehr detailbezogen und er ist ein All-Around-Player."

Andre Tourigny

LAOLA1: Wie hat sich das in seinem Spiel ausgewirkt? Ist seine Beinarbeit besser geworden?

Tourigny: Er ist ohne Zweifel schneller und beweglicher geworden, das ist augenscheinlich. Aber das Eislaufen ist etwas, woran jeder Spieler über Jahre jeden Sommer arbeiten muss, das gilt etwa auch für einen Spieler wie Auston Matthews. Was sich bei Marco auch stark verbessert hat, ist sein Schuss, vor allem von der Härte her.

LAOLA1: Wie sehr könnte seine eher durchschnittliche Größe in der NHL eine Rolle spielen?

Tourigny: Ich glaube, dass die Größe eher für Arbeiter, Grinder eine Rolle spielt. Spieler mit gutem Eishockey-Verstand und Händen können auch so brillieren, das hat sich über die letzten Jahre gewandelt. Ich habe gerade eine Story gelesen, dass 25 NHL-Spieler, die um die 5'9" (ca. 175 cm) oder darunter groß sind, in der NHL auf 50 Punkte kommen. Und Marco ist zwar nicht der Größte, dafür aber sehr kräftig. Er erinnert mich unter den NHL-Spielern etwas an Pavel Datsyuk. Marcos Spiel ist ebenfalls sehr detailbezogen und er ist ein All-Around-Player.

LAOLA1: Wie sehr besprichst du mit ihm den Draft? Und was würdest du aufgrund deiner langjährigen Erfahrung erwarten?

Tourigny: Nein, darüber sprechen wir eigentlich nicht, das bringt auch nicht viel. Derzeit stehen noch sehr viele Spiele an, da kann sich noch einiges ändern. Ich weiß, es gibt viele Leute, die glauben zu wissen, wie alles ausgeht, in Wirklichkeit wissen sie es aber nicht. Sich da groß den Kopf zu zerbrechen, würde Marco nicht weiterbringen.

LAOLA1: Wird er von den Interviews, für die sich die NHL-Teams bei den 67's anmelden müssen, irgendwie abgelenkt?

Tourigny: Den Eindruck habe ich nicht, dazu ist er zu sehr geerdet. Das Ganze läuft von beiden Seiten sehr professionell ab. Aber klar ist: Sobald die Playoffs beginnen, ist das vorbei, da gibt es keine Ablenkung mehr und wir schotten uns hier ein wenig ab. Unser Team ist vielleicht etwas weniger tief besetzt als letzte Saison, aber wir wollen wieder ähnlich weit kommen (OHL-Finale).

LAOLA1: Was siehst du in der nächsten Saison auf Marco zukommen? Eine Part-Time-Rolle in der NHL oder gar den Abschied für immer?

Tourigny: Auch das ist halt Spekulation, aber es geht für ihn alles in die richtige Richtung. Schauen wir einmal, was der Sommer für ihn bringt. Natürlich wünschen wir ihm alle das Beste und einen guten und schnellen Übergang in die NHL.

LAOLA1: Aber du würdest ihn schon noch für eine Saison zurücknehmen?

Tourigny (lacht): Was glaubst du?

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