Noch knapp ein Monat bis zur IIHF-Trading Deadline, der 17. Februar gilt auch für die win2day ICE Hockey League, andere Ligen greifen wieder auf andere Stichtage zurück.
Und bis dahin wird sich noch einiges tun, obwohl viele Sportmanager über den "toten" Markt stöhnen. Ist er das wirklich?
LAOLA1-Experte Bernd Freimüller schätzt ein:
Teams ohne Hoffnungen oder Ambitionen
Das werden immer weniger, da heuer auch die finnische Liiga die Relegation wieder eingeführt hat.
Zwar ist Jukurit Mikkeli abgeschlagener Letzter, spielt noch gegen den Liiga-15., bevor die eigentliche Relegation ansteht. Dazu kommen erweiterte Pre-Playoffs (acht statt vier Teams), wodurch die Szenarien der letzten Jahre, als einige Mannschaften nur auf das Saisonende warteten, länger hinausgeschoben werden.
In der Schweiz war der Aufstieg zuletzt auch fast ausgesetzt, da sich kaum aufstiegswillige oder -fähige SL-Teams fanden. Heuer wäre das realistisch nur La Chaux-de-Fonds, auf deren Schicksal muss der stete Letzte Ajoie noch warten. Die NL ist aber immer eine Liga gewesen, die Spieler spät aufnimmt und nicht abgibt.
DEL, SL, tschechische Extraliga - dort steht überall noch eine Relegation oder ein Direktabstieg an, es geht also noch für alle Teams um etwas und das wird auch Mitte Februar nicht viel anders sein.
Nove Zamky und Innsbruck haben den Ausverkauf eröffnet
Derzeit gibt es zwei europäische Teams, bei denen der Ausverkauf schon gestartet hat: Innsbruck, wo Corey Mackin (Crimmitschau) nicht der letzte Abgang bleiben wird, und Nove Zamky.
Der Tabellenletzte der slowakischen Extraliga wirft alle nachverpflichteten Legionäre (hier nachlesen >>>) wieder auf den Markt, hat den Abstiegskampf bereits aufgegeben. Will Rapuzzi (Zvolen) und Jayce Hawryluk (Kloten) haben bereits neue Arbeitgeber gefunden, der Ex-Bozner Christian Thomas wird bald folgen. Am Ende der Saison könnte der kuriose Fall auftreten, dass alle 18 (!) Gastarbeiter, die heuer für Nove Zamky spielten, nicht mehr im Aufgebot stehen.
Ob Asiago dem Beispiel dieser Teams folgen wird, ist noch offen. Carter Turnbull verließ den Klub jedenfalls vorzeitig und kehrte in die Slowakei zu HC Banska Bystrica zurück. Im Kampf um die Ligazugehörigkeit, die ohnehin an einem seidenen Faden hängt, wäre ein großer Ausverkauf auch kein gutes Zeichen für die Teams vor der Abstimmung.
Allerdings trat heuer auch so schon öfters nur mehr ein Rumpfteam an, in Graz fehlten am Sonntag etwa sechs Spieler.
Quantität ist immer vorhanden
Wenn Sportmanager vom "toten" Markt reden, fehlt natürlich immer der Hinweis, dass sie von tatsächlichen Hilfen reden. Jeder, der will, kann schon morgen neue Spieler vorstellen, aber da hapert es dann halt an der Qualität.
Das gilt schon für Einzelverpflichtungen, bei mehr als einem neuen Crack wird es natürlich noch fragwürdiger. Das musste in der Vorsaison etwa der VSV feststellen, die Deadline-Zuzüge Ethan Cap, Maxim Golod und Tyler Steenbergen (körperlich am Ende) halfen den Adlern überhaupt nicht weiter.
Woher kommt Qualität?
Vereinzelt poppen Spieler auf, die mit ihren Rollen oder dem Umfeld nicht zufrieden sind. Vor allem in der Slowakei kommt das öfters vor, diese Liga weist überhaupt am meisten Kommen und Gehen in Europa auf.
So wurden die DEL-Teams Schwenningen (Brett Ritchie) und Mannheim (Austin Ortega) in der Tipos-Extraliga fündig, wobei beide Spieler für ihre bisherigen Teams Nitra bzw. Slovan Bratislava durchaus scorten, aber auch nicht unverzichtbar waren.
Ein baldiger Abgang könnte auch bei Mitch Hults (ehemals Bozen) anstehen - zuletzt nur mehr 13. Stürmer beim Jagr-Klub Kladno und schon seit Wochen angeboten. Josh Melnick, bei Kärpät ebenfalls gefühlt schon seit Saisonbeginn auf der Transferliste, fand gerade mit Straubing einen neuen Klub.
ECHL-Player können immer aus ihren Verträgen aussteigen, der eine oder andere wird auch noch den Weg nach Europa finden. Dazu kommen AHL-Cracks auf Tryout-Verträgen oder die im AHL-Kader überzählig wurden wie zuletzt Defender Layton Ahac, der in Liberec anheuerte.
Qualität aus Übersee wird überhaupt von vielen sabbernden Interessenten herbeigesehnt. Insgesamt gilt etwa - auf zehn Teams, die suchen, kommt ein Spieler mit Qualität.
Der schnöde Mammon
Natürlich hängt auch im Eishockey fast alles von den bestehenden Mitteln ab. Wenn du eben mit 5.000 Euro oder weniger pro Monat suchst (ein öfters genannter Betrag), wirst du halt im untersten Preissegment fündig. Wie mir ein DEL-Manager vor Tagen erschüttert sagte: "Jetzt rufen Spieler 50.000 Euro bis Saisonschluss auf und bekommen sie auch."
Das können sich eben nur Top-Teams leisten und da ist es dann auch schon egal, ob eine kleine Ablöse (etwa für die mitgebrachte Ausrüstung) oder die Agentengebühr inkludiert ist.
Rental Player - die etwa erst im Herbst in den Spielbetrieb einsteigen - können oft unter mehr Interessenten auswählen als im Sommer. Jetzt wird aber ein Spieler, der die ganze Saison pausiert hat, wohl kaum noch einen Arbeitgeber finden, bei Spielpraxis sieht es aber ganz anders aus.
Auch in der ICE suchen Teams noch Verstärkungen, auch wenn sie das nicht gerne an die große Glocke hängen, stehen aber finanziell natürlich nicht in vorderster Reihe. Gleiches gilt - in verminderter Form - auch für Abstiegskandidaten in der DEL.
KHL-Spieler würden auf der Hand liegen, dort geht es für viele Teams bereits um nichts mehr. Finnland oder Schweden machen um Cracks aus diesen Ligen einen weiten Bogen, woanders kümmert man sicher weniger um moralische Bedenken wegen des Ukraine-Kriegs.
Nur gilt auch hier: Wer kann die noch ausstehenden KHL-Gehälter stemmen, vielleicht sogar noch einen Anschlussvertrag anbieten? Wohl nur wenige Teams, daher ist die KHL kein großer Faktor im späten Transferrennen.
Der Markt lebt immer, auch wenn er oft totgesagt wird. Allerdings müssen Medien und Fans wissen, dass die meisten Cracks, die jetzt noch wechseln, wohl eher zu Mitläufern denn Spielträgern werden...