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Senna Peeters: Die vierte NHL-Drafthoffnung?

Senna Peeters hat seine Stärken, über die Freimüller berichtet. Reicht das?

Senna Peeters: Die vierte NHL-Drafthoffnung? Foto: © GEPA

Neben Marco Rossi, Thimo Nickl und Benjamin Baumgartner ist Senna Peeters die vierte Hoffnung für den anstehenden NHL-Draft in Montreal am 6./7. Oktober.

Nicht nur, dass der gebürtige Belgier erst im Dezember seinen österreichischen Pass bekam, war er selbst für Szenekenner und ÖEHV-Coaches bis dahin oft ein Unbekannter. Aktuell spielt Peeters gemeinsam mit Nickl in Südschweden für die Junioren von Rögle BK in Ängelholm nahe Helsingborg. Auch, weil die Einreise nach Kanada aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich ist.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller hat den 18-Jährigen (geboren am 14. Juni 2002) schon länger auf seinem Radar und wirft einen Blick auf über fast vier Jahre zurückgehende Reports.

Grundsätzlich schreibe ich im Nachwuchsbereich nur selten Berichte über ausländische Cracks – höchstens, sie ragen heraus wie über die Jahre etwa die Deutschen J.J. Peterka, Julian Lutz oder der erst 15-jährige Slowake Samuel Sisik.

Das tat für mich im November 2016 bei einem U16-Spiel der Salzburg Akademie in Wien bis zu einem gewissen Grad auch Peeters: "Kleiner Spieler mit guten Händen, kann Chancen auf engem Raum herausspielen." Den Zusatz "zu schwacher Gegner für große Erkenntnisse" muss ich leider bei vielen Nachwuchsspielen in Österreich anbringen.

Ein Jahr später, die gleiche Paarung, allerdings in der Altersstufe U18: "Wieder sehr gute Moves, kann Gegner dumm aussehen lassen. Konnte nicht scoren, hatte aber Unterhaltungswert. Sollte mittelgroßer Spieler mit sehr guten Händen werden."

Peeters: "Gottesgeschenk für den schlechten 2002er-Jahrgang"

Knapp ein Monat später war Peeters erstmals – noch ohne den für Freundschaftsspiele nicht notwendigen Pass – für Österreich im Einsatz. Bei einem U16-Nationalteam-Turnier in St. Pölten gehörte er gleich zu den positiven Erscheinungen: "Traf mit einem schnellen und genauen Wrister. Wie immer gute und sanfte Hände, versucht sich im Powerplay an One-Timern. Durchschnittliche Beinarbeit." Abzüge gab es aber in der B-Note: "Agiert öfters eigensinnig, müsste Mitspieler mehr einbinden."

Selbe Altersstufe, knapp drei Monate später, Spiele gegen Norwegen und Frankreich in Salzburg: "Ein Gottesgeschenk für den schlechten 2002er-Jahrgang. Gute Beinarbeit und genaue Pässe. Drehte Spiel gegen Frankreich fast im Alleingang – zwei späte Tore (Breakaway und harter Wrister), fast noch der Ausgleich. Kann vom Flügel aus vollem Lauf schießen."

Nach der Saison 2017/18 verließ Peeters die Salzburg-Akademie, schloss sich der Selects Academy in Connecticut an.

Ich kann das Spielniveau dort unmöglich einschätzen, seine 67 Punkte in 59 Spielen brachten ihm aber ein Engagement bei den Halifax Mooseheads in der QMJHL ein. Dort scorte er auch zu Beginn, vor allem aber gegen Ende der Saison, nachdem sich sein Team von fast allen Top-Spielern getrennt hatte.

Peeters för ÖEHV-Coaching-Staff ein unbeschriebenes Blatt

Dazwischen lag aber die U20-WM in Minsk. Während seiner Abwesenheit blieb der ÖEHV vor allem in Form von Nachwuchskoordinator Gerold Maier stets in Kontakt, sodass sich die Einbürgerung punktgenau für das Turnier ausging. Für den Coaching-Staff war Peeters ein eher unbeschriebenes Blatt, auch seine Persönlichkeit lernten sie erst im Schnelldurchlauf kennen.

Das war aber kein Hindernis, den Flügel in der Top-Linie mit Paul Huber und Center Benjamin Baumgartner aufzubieten. Er bewies, dass er seit seiner Zeit in Österreich gelernt hatte, seine offensiven Fähigkeiten auch auf einem höheren Niveau anzubringen. Vor allem sein Abfälscher-Tor im Entscheidungsspiel gegen Slowenien in Thomas-Vanek-Manier unterstrich wieder seine flinken Hände.

Reicht das für die NHL?

Mein Fazit nach den Vorbereitungs- und WM-Spielen: "Sowohl ein Torjäger als auch ein Vorbereiter. Geht trotz überschaubarer Statur vor das Tor, um dort per Rebound, Abfälscher oder mit Loose Pucks zu scoren. Schnelle Hände, kann aus dem Nichts Offensive kreieren. Irrsinning schnelle Reaktionen ums Tor herum. Genaue Pässe und gute Dekes. Wird nie großer Defensivspieler sein, fügte sich aber gut im Teamkonzept ein. Braucht mehr Stamina und Kraft für Pucksupport – wartet mehr auf Scheiben, als ihnen nachzujagen."

Der letzte Satz meines Reports für "Red Line Report" in Minsk ist für mich der Kernpunkt für seine Draft-Chancen: "Hat Scoring Upside – die Frage ist, ob für die NHL?". Ich bezweifle nicht, dass Peeters zeit seines Lebens ein Tor- und Punkte-Produzent sein wird. Die Frage ist aber - auf welchem Ligenlevel?

Warum er gezogen werden könnte

Die Absage der U18-C-WM brachte ihn noch um eine weitere Chance, sich in Europa zu beweisen. Ungewiss, ob er diese auch wahrgenommen hätte. Nationalcoach Roger Öhman rechnete jedenfalls mit ihm, und bei entsprechender Einstellung wäre er auf diesem Niveau auch ein Offensivgarant gewesen, so seine Mooseheads die Playoffs verpasst hätten (sah zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs danach aus).

Spieler wie Peeters sind für mich Kandidaten für die hinteren Draftrunden – Cracks, die kein "well-rounded package" sind, aber in einer Kategorie herausragen und bei längerer Entwicklung dies vielleicht auch auf NHL-Niveau rüberbringen können. Peeters, dem nie unterdrücktes Selbstvertrauen nachgesagt wurde, rechnet sich sogar einen Zweitrunden-Platz aus, was ich für sehr optimistisch halte. Er spaltet nicht nur die diversen Scouting Services, sondern sicher auch die NHL-Teams in ihren Meinungen. Einige haben ihn wohl mehr oder minder hoch gelistet, andere wiederum gar nicht.

Ich traue mir auch keine Vorhersage zu, ob und wo Peeters im Draft aufscheinen wird. Es bedarf ja nur eines Teams, das an dich glaubt, um gezogen zu werden, der Rest ist dann ohnehin Entwicklungssache.

Für den ÖEHV bleibt jedenfalls zu hoffen, dass Peeters den Nationalteams auch weiterhin zur Verfügung steht, an Scorern mangelt es nämlich immer...

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