Marco Rossi hat einen weiteren Schritt auf seiner Karriere-Leiter erklommen.
In der 23. Runde der Swiss League - vormals NLB - kam der 16-jährige Vorarlberger erstmals für die Senioren der GCK Lions zum Einsatz und feierte mit einem Assist promt einen sehr gelungenen Einstand (nachlesen!).
Nun stellt sich die Frage, wie es mit dem ÖEHV-Juwel weiter geht. LAOLA1 hat mit seinem Vater Michael Rossi, einst selbst Eishockey-Profi in Feldkirch, gesprochen und die brennendsten Punkte geklärt:
Warum wurde Rossi so früh zu den Profis hochgezogen?
Einfach erklärt: Im Nachwuchs dominiert der Stürmer nach Belieben. In seiner ersten vollen Saison in der Elite A (U20) hält Rossi bei 30 Scorerpunkten in 21 Spielen. Er ist damit bester Scorer seines Teams und auch ligaweit in den Top 5.
Dennoch kommt der Schritt in die zweithöchste Spielklasse der Schweiz äußert früh. Selbst Nico Hischier, Nummer-1-Pick im diesjährigen NHL-Draft, kam derart früh nicht zu seinem Profi-Debüt. "Es war bereits abzusehen, dass dieser Schritt früher oder später kommen wird", sagt Rossi senior. Der einstige Verteidiger erklärt die Entscheidung der Lions: "Es war eine Kraftprobe des Vereins, ob er dieses Level spielen kann. Man muss aufpassen, dass man Spieler nicht zu früh verheizt. In Zürich macht man da aber alles richtig."
Wie denkt Marco Rossi selbst über seine Situation?
"Ich war natürlich bei seinem ersten Spiel in der NLB dabei und habe davor mit ihm gesprochen", berichtet Michael Rossi. Seinem Sohn steigen die Vorschusslorbeeren keinesfalls zu Kopf: "Klar war er nervös. Er wusste aber, dass er das Level spielen kann. Er hat gesagt, dass er sich das zutraut." So agierte der Jungspund auch auf dem Eis, beeindruckte so Mitspieler und Trainer.
Generell beschreibt der Vater seinen Sprössling als "äußert zurückhaltenden Charakter": "In der Kabine ist er sicher einer der ruhigsten." Sein Junge lebe im Moment und nicht in der Zukunft: "Die ganzen Spekulationen interessieren ihn überhaupt nicht."
Wie geht es nun weiter?
Noch steht nicht genau fest, ob der Teenager fixer Bestandteil des NLB-Teams bleibt. "Der Trainer würde ihn sofort nehmen. Aber es entscheidet nicht ein Coach alleine sondern viele andere Leute im Verein. Es wird genau abgewägt, was für Marco am besten ist. Wir sind niemandem böse, sondern vertrauen der Organisation", erklärt der Vater.
Trainieren wird Rossi vorerst weiterhin beim U20-Team ("Das passt gut so"), weitere Einsätze in der Swiss League sind aber möglich. Trotz des starken Debüts müsse sein Sohnemann aber nicht auf Zwang beim Farmteam bleiben, die Elite A hat ebenfalls hohe Niveau und ihre Vorteile. "Es ist alles mit Vorsicht zu genießen. Ich weiß genau, was mit jungen Spielern passieren kann. Wichtig ist, dass man kleine Schritte macht. Lieber einmal einen zurück und dann zwei nach vorne", so die bodenständige Devise des Vaters und langjährigen Feldkirch-Cracks. Nachsatz: "Zürich macht das sehr gut, wir haben vollstes Vertrauen."
Was sind die nächsten Schritte bis zur NHL?
Auch, wenn es äußert vorzeitig ist: Für den NHL-Draft 2020 gilt Rossi bereits jetzt als einer der Top-Prospects. Die Eishockey-Plattform "eliteprospects" führt ihn als eines der vielversprechendsten Talente, in frühen Vorschauen auf den Draft wird der Vorarlberger als Top-5-Pick gehandelt. Sein Vater will davon nichts wissen: "Jetzt schon zu sagen, wo er in drei Jahren stehen könnte, ist nicht möglich. Man muss sehr gut aufpassen, behutsam sein und kleine Brötchen backen." Vergleiche mit Top-Draftpick Nico Hischier werden aufgrund der Parallelen in den Stats im Schweizer Nachwuchs bereits jetzt gezogen, auch davon hält Rossi senior wenig. "Jeder Spieler entwickelt sich anders. Hischier hat in Nordamerika noch einmal einen richtigen Sprung gemacht und sich den letzten Feinschliff geholt", hebt er den mahnenden Zeigefinger.
Ob Rossi den gleichen Weg wie Hischier einschlägt, wird sich erst zeigen. Der Schweizer wechselte von Bern in die kanadische Nachwuchsliga CHL, ehe er als Nummer-1-Pick in die NHL schaffte. Der Schritt nach Kanada ist für den gebürtigen Feldkirchner möglich ("Interesse gibt es bereits") aber keinesfalls fix. Es sei auch denkbar, dass sein Sohn in Europa bleibt, stellt Michael Rossi klar.
Zu weit will er aber nicht in die Zukunft blicken: "Es geht für Marco darum, jeden Tag an sich zu arbeiten. Er muss verletzungsfrei bleiben, das Umfeld muss stimmen, die Coaches müssen auf ihn bauen. Nur dann kann er sich weiterentwickeln." Sicher ist, dass demnächst ein Heimatbesuch ansteht. Nicht aber, um die Füße hochzulagern - ganz im Gegenteil: Rossi wird als einer der jüngsten Spieler für das ÖEHV-Team bei der U20-WM in Courchevel (10. bis 16. Dezember) auflaufen, zuvor stehen Testspiele in Wien am Programm. "Darauf freut er sich schon", ist Michael Rossi begeistert.
"Die Team-Trainer (Alexander Mellitzer, Philipp Pinter, Marco Pewal/Anm.) machen einen hervorragenden Job, die Jungs kommen wirklich gerne zum Team." Viel weiter in die Zukunft will man im Lager von Marco Rossi nicht blicken, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.