Dienstagvormittag, Wien-Donaustadt.
LAOLA1 trifft sich mit Dominique Heinrich in einem erst kürzlich eröffneten Lokal zu einem Frühstück.
Der Wiener macht einen entspannten Eindruck, brachte zuvor noch seine beiden Kinder in die Schule. Die vergangenen Wochen nutzte er vorrangig, um viel Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Diese kommt während der Eishockey-Saison in der Regel viel zu kurz.
Doch Heinrich befindet sich seit 28. Februar sozusagen auf Urlaub, vor rund einem Monat schieden die Vienna Capitals in den Pre-Playoffs der win2day ICE Hockey League gegen Fehervar AV19 aus.
Nie wirklich zueinander gefunden
Damit war sein zweites und zugleich letztes Jahr beim zweifachen Meister beendet, die Capitals haben sich nach der nächsten enttäuschenden Saison für einschneidende Veränderungen im Kader entschieden.
Mittels Ausstiegsklausel wurde Heinrichs Vertrag vorzeitig beendet, es hätte die Option auf eine weitere Spielzeit in Wien bestanden, die jedoch nicht gezogen wurde.
Der Defender war überrascht, dass seine Zeit bei den Schwarz-Gelben frühzeitig zu Ende geht, gesteht er im Gespräch.
Heinrich konnte mit diesem Kapitel aber schnell abschließen, erklärt, dass sich wohl beide Seiten mehr von diesem Engagement erwartet, aber nie wirklich zueinander gefunden hätten. Das soll im Sport, und gerade im Eishockey, schon einmal vorkommen.
Lebensmittelpunkt bleibt in Wien
Der 870-fache ICE-Crack steht damit wieder vor einem neuen Lebensabschnitt.
Im Frühling 2023 war es noch der EC Red Bull Salzburg, der den Cut vollzog und sich vom langjährigen Nationalspieler trennte. Nach 16 Jahren in der Mozartstadt – nur unterbrochen von einer Halbsaison in Schweden bei Örebro HK – war auf einmal Schluss.

Noch heute spricht Heinrich davon, dass ihn diese Nachricht aus heiterem Himmel erwischte und lange beschäftigte. Schließlich musste er von heute auf morgen gemeinsam mit seiner Familie eine neue Heimat suchen.
Und fand diese in Wien, seinem Geburtsort – den er auch nicht mehr verlassen wird. Unabhängig davon, ob und wie es nächstes Jahr weitergeht.
Sollte er nochmal bei einem neuen Klub unterschreiben, müsste dieser in der Nähe von Wien liegen. Die potenziellen Kandidaten auf ICE-Niveau sind damit natürlich überschaubar.
Den Lebensmittelpunkt nochmal zu verändern, kommt für ihn aber nicht infrage. Das wolle er vor allem seinen Kindern kein weiteres Mal zumuten.
WM-Teilnahme eigentlich nicht geplant
Im Vordergrund steht jetzt erst einmal die Eishockey-Weltmeisterschaft in Stockholm.
Sollte er sich in den kommenden Wochen nicht verletzen, wird Heinrich aller Voraussicht nach in seine siebte WM in der Top-Division und seine zehnte WM insgesamt gehen.
Dabei war das so gar nicht mehr geplant, offenbart der Wiener. Er wollte die diesjährigen Titelkämpfe eigentlich auslassen, äußerte seinen Wunsch auch bereits vor einigen Wochen gegenüber Teamchef Roger Bader.
Der Schweizer sieht in Heinrich allerdings weiterhin einen unverzichtbaren Teil der Mannschaft, nicht nur aufgrund seiner spielerischen Stärken, sondern vor allem der Erfahrung, die der 34-Jährige nach all den Jahren mitbringt.
Die Überzeugungsarbeit des Teamchefs zeigte Wirkung: Heinrich stellt sich der fünfwöchigen Vorbereitung und der WM.
Die letzten Wochen als Profi?
Vielleicht auch deshalb, weil es seine letzten Wochen als Profi überhaupt werden könnten.
Die WM wäre eine würdige Bühne für seinen endgültigen Abschied. Verdienstvollen Spielern, wie Heinrich es allemal ist, sei es vergönnt, dass sie ihre Karriere so beenden können, wie sie es wollen.
Und für die Karriere danach sorgt der Wiener bereits. Im vergangenen Jahr startete Heinrich an der Fachhochschule Burgenland seinen MBA in Sportmanagement und Unternehmensführung.
Diesen Lehrgang schlossen bereits unzählige (Ex-)Sportler ab, darunter Stefan Schwab, Daniel Habesohn oder Clemens Doppler.
Es sei wichtig, sich etwas für die Zukunft aufzubauen, betont Heinrich. Er könne sich vorstellen, später einmal als Klub-Manager oder Geschäftsführer eines Vereins zu arbeiten, will in Zukunft etwas bewegen können.
Bis dorthin ist es noch ein Stück, doch nach 870 Einsätzen in Österreichs höchster Spielklasse und bisher 117 Länderspielen im ÖEHV-Trikot könnte dieser Tage womöglich das letzte Kapitel einer großen Karriere aufgeschlagen werden.
Heinrich wurde jüngst als Spieler mit den meisten Playoff-Einsätzen seit 2003/04 abgelöst: