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ÖEHV-Team: Welche Lehren der Deutschland-Cup brachte

Überbewertet sollte das Turnier-Abschneiden nicht werden, trotzdem gibt es einiges aufzuarbeiten - positiv, wie auch negativ.

ÖEHV-Team: Welche Lehren der Deutschland-Cup brachte Foto: © GEPA

Drei Spiele, drei Niederlagen und ein Torverhältnis von 5:18.

Der Deutschland-Cup war für das österreichische Eishockey-Nationalteam nicht von Erfolg krönt, für viele Spieler aber eine äußerst lehrreiche Erfahrung.

Aufgrund zahlreicher kurzfristiger Absagen ging das ÖEHV-Team doch stark ersatzgeschwächt in jenes Turnier, bei dem im Vorjahr mit zwei Siegen und nur einer Niederlage für Furore gesorgt wurde.

Heuer war man davon weit entfernt, einzig gegen Gastgeber Deutschland war ein Sieg realistisch. Doch sowohl gegen die Slowakei (1:7) als auch Dänemark (1:6) kassierte die Mannschaft von Head Coach Roger Bader deutliche Niederlagen.

LAOLA1 war in Landshut vor Ort und analysiert den Deutschland-Cup aus ÖEHV-Sicht.

Wer konnte überzeugen?

Natürlich Benjamin Baumgartner, der gegen Deutschland seinen ersten Triplepack im Profi-Geschäft erzielte, etliche Chancen auf weitere Tore hatte und generell ein ständiger Aktivposten war.

Gegen die Slowakei hat sich der Bern-Legionär - wie das gesamte Team - schwer getan, richtig in die Gänge zu kommen. Doch der 23-Jährige war defensiv stets verlässlich, arbeitete im Backcheck konsequent mit und überzeugte mit guter Übersicht.

Trotz einer Körpergröße von 1,76 Meter war er zudem schwer vom Puck zu trennen und bekam von Teamchef Roger Bader im letzten Spiel gegen Dänemark eine Pause.

Mit 1,78 Metern ist Vinzenz Rohrer ebenfalls kein Riese, dafür behauptete sich der A-Team-Debütant mit seinen erst 19 Jahren eindrucksvoll.

Gegen die Slowakei wurde er als "Man of the Match" im ÖEHV-Team ausgezeichnet, im Duell mit Deutschland zählte seine Youngster-Linie mit Tim Harnisch und Senna Peeters zu den auffälligsten und hätte sich mindestens ein Tor verdient gehabt.

Vinzenz Rohrer war einer der auffälligsten ÖEHV-Spieler des Turniers
Foto: © GEPA

Der Vorarlberger ließ sich von den teils fahrlässigen Fehlern seiner Mannschaftskollegen nicht anstecken, wirkte spritzig, sicher am Puck und produzierte einige gute Offensiv-Aktionen. Dass ihm Scorerpunkte verwehrt blieben, liegt zum Teil auch daran, dass Peeters alleine gegen Deutschland zwei Mega-Chancen liegenließ.

Manchmal ging der Montreal-Draftpick vielleicht etwas übermotiviert zu Werke, acht Strafminuten waren die meisten im gesamten ÖEHV-Team. Sie zeugten allerdings auch vom Grit, den das ZSC-Talent an den Tag legte.

Von Teamchef Roger Bader bekam der 19-Jährige viel Vertrauen, stand in den wichtigen Situationen am Eis und beeindruckte auch am Bullypunkt - 22 von 37 Faceoffs gewann der Rankweiler, der Percentage von 59,46 ist der viertbeste des gesamten Turniers.

Ebenfalls gute Leistungen spulte Nico Feldner ab. Beim 1:7 gegen die Slowakei erzielte er Österreichs einzigen Treffer, in der Reihe mit Oliver Achermann und Paul Huber war der Black-Wings-Stürmer für die offensiven Akzente verantwortlich.

Der 25-jährige Tiroler hat sich in den letzten Jahren konstant zu einer Größe im ÖEHV-Team entwickelt und steuert heuer in Linz auf seine bislang beste Profi-Saison zu. Sollte er weiter performen, sollte der Angreifer gute Karten auf seine zweite WM nach jener 2022 haben.

In der Defensive gab es - nach 18 Gegentoren wohl verständlich - nur wenige Spieler, die tatsächlich ein positives Resümee ziehen dürfen. Dazu zählt das KAC-Pairing David Maier und Clemens Unterweger.

Freilich hatten auch sie ihre Schwierigkeiten und Scheibenverluste dabei, die in Gegentreffer mündeten - wie etwa vor dem 2:2-Ausgleich der Deutschen.

Doch als jene Spieler, die mit die meiste internationale Erfahrung aufs Parkett brachten, gingen sie voran und erzielten gegen Dänemark den Ehrentreffer. Defensiv passte außerdem zumeist die Koordination und das Stellungsspiel.

Wer ist abgefallen?

In einer relativ unerfahrenen Truppe hätte Dominic Zwerger als Leader vorangehen sollen - tat dies aber kaum.

Der 27-jährige Vorarlberger hat gewiss schon bessere Turniere im ÖEHV-Dress gespielt, viel zu oft lief das Spiel an ihm vorbei. Man darf nicht außer Acht lassen, dass der Ambri-Legionär heuer erst zehn von 20 möglichen Spielen absolviert hat, in den letzten Jahren ebenfalls von Verletzungen geprägt war.

Doch sowohl gegen die Slowakei als auch Dänemark war der Dornbirner offensiv überhaupt kein Faktor, leistete sich viele Scheibenverluste und Fehlpässe, konnte so nicht für die nötige Kontrolle im Spiel sorgen.

Einzig gegen Deutschland, als Zwerger die Erfolgslinie mit Baumgartner und Mario Huber bildete, zeigte er annähernd seine Fähigkeiten, lenkte das Powerplay von der linken Halfwall, leitete gefährliche Aktionen ein. Insgesamt war es trotzdem zu wenig.

In diese Kategorie fallen naturgemäß einige Defender, die mit dem Tempo überfordert waren. Dazu gehörte das Salzburger Duo Philipp Wimmer und Paul Stapelfeldt, das ab dem Deutschland-Spiel zusammengespannt wurde.

Sie brachten zwar Größe und Reichweite mit, waren am Puck aber streng limitiert. In vielen Situationen dauerte es einfach zu lange, bis sie sich von der Scheibe trennen konnten, auch fehlende Übersicht und falsche Entscheidungen sind zu bemängeln.

Ihre Aufgabe hätte sein sollen, defensiv sicher zu spielen - stattdessen waren sowohl Wimmer als auch Stapelfeldt ständige Unsicherheitsfaktoren, die Kommunikation untereinander funktionierte ebenfalls nicht immer lupenrein.

Werbung in eigener Sache ist auch Niklas Würschl und Erik Kirchschläger nicht gelungen. Beide setzten je ein Spiel aus (Würschl gegen Deutschland, Kirchschläger gegen Dänemark), ihnen sind einige Patzer unterlaufen, die kostbar waren.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)



Wie haben sich die Torhüter geschlagen?

Nicht Fisch, nicht Fleisch - so lassen sich die Torhüter-Leistungen beschreiben.

Im ersten Turnier nach dem Rücktritt von Bernhard Starkbaum überzeugte aus dem Trio David Madlener, Florian Vorauer und Stefan Müller niemand so recht.

Madlener spielte etwa nur ein Drittel, jenes zum Auftakt gegen die Slowakei, das mit 0:4 endete. Dem Pioneers-Keeper konnten dabei keine Vorwürfe gemacht werden, eigentlich wäre ein weiterer Einsatz auch geplant gewesen, doch krankheitsbedingt reiste er frühzeitig vom Team ab.

Müller, der Madlener gegen die Slowakei ab dem zweiten Drittel ersetzte, machte seine Sache solide, kassierte nur mehr drei Gegentreffer und zeigte, dass er mit seinem Schläger gut umgehen kann, spielte immer wieder mit. Eine weitere Einberufung würde nicht überraschen, auch um sich ein noch besseres Bild von ihm zu machen.

Die meisten Minuten verbuchte KAC-Tormann Vorauer, der nach seiner doch guten Leistung gegen Deutschland gegen Dänemark erneut im Tor stehen durfte. Beide Niederlagen sind sicher nicht am 23-Jährigen festzumachen, der sich viel zu oft Direktschüssen aus dem Slot gegenübersah.

Allerdings, und das hielt Teamchef Bader bereits nach dem 3:5 gegen Deutschland fest, hätte der eine oder andere Big Save helfen können. Natürlich dürfen diese nicht am laufenden Band erwartet werden, doch Vorauer hielt, was er halten konnte - aber auch nicht mehr.

Seine Bilanz spricht am Ende (leider) Bände: Fangquote von 79,59 Prozent und 5,07 Gegentore im Schnitt.

Worauf kann aufgebaut werden?

Bestimmt auf den Auftritt gegen Vize-Weltmeister Deutschland. Über 40 Minuten brachte Österreich jenes Eishockey auf die Platte, mit dem in den letzten beiden Jahren der Klassenerhalt gelungen ist.

"Das Spiel gegen Deutschland sollte dazu geführt haben, dass wir in dieses Turnier gehören."

Teamchef Roger Bader

Schnelle Entscheidungen wurden getroffen, das Spiel einfach gehalten und das nötige Feuer, das es braucht, um auf diesem Niveau Spiele zu gewinnen, war ebenfalls zu sehen. Dazu wurde die nötige Effizienz an den Tag gelegt, einzig drei Eigenfehler brachten Österreich um den Sieg, der verdient gewesen wäre.

Dementsprechend meinte Teamchef Roger Bader nach Turnier-Ende gegenüber LAOLA1: "Das Deutschland-Spiel war hervorragend, das war eines der besten Spiele der letzten Jahre im November Break. Da hat leider der Sieg gefehlt, die Leistung war aber sehr gut."

Mit dem Spiel gegen Deutschland glaubt der Schweizer auch, dass Österreich sich für weitere Einladungen zum Deutschland-Cup beworben und damit sein vor Turnierstart ausgerufenes Ziel erreicht hat.

"Man muss einfach berücksichtigen, dass wir viele Absagen hatten. Wenn das fair beurteilt wird, dann wissen die Deutschen - wir spielen ja im April wieder gegen sie - dass wir ein kompetitiver Gegner sind. Das Spiel gegen sie sollte dazu geführt haben, dass wir in dieses Turnier gehören."

Für die langfristige Entwicklung des Nationalteams wäre dies immens wichtig.

Was muss verbessert werden?

So einiges.

Natürlich führte der Umstand, dass einige WM-Spieler kurzfristig absagen mussten, dazu, dass Österreich mit vielen Neulingen in den Deutschland-Cup ging und eine Wiederholung der Vorjahres-Performance realistischerweise unmöglich war.

Trotzdem hätte man sich erhofft, dass zumindest der eine oder andere Spieler, der in den letzten Jahren nicht zum Stammkader gehörte, sich für eben diesen empfehlen würde. Doch bis auf Vinzenz Rohrer ist das entweder gar nicht oder nur in Abstrichen gelungen.

Besonders gegen die Slowakei bezahlte das ÖEHV-Team viel Lehrgeld, gegen Dänemark musste das Resultat wiederum erwartet werden, erklärte Teamchef Roger Bader und verwies auf den Kader der Nordeuropäer, der jenem der WM in Tampere sehr ähnelte.

Gegen beide Mannschaften sei man überfordert gewesen, zurückzuführen auf den Kader, der "nach den krankheits- und verletzungsbedingten Ausfällen zu stark geschwächt war", so Bader.

"Jeder muss lernen, mit der Geschwindigkeit zu gehen und mit dem Druck umzugehen. Es tut auch der Liga gut, wenn wir wieder stark zurückkommen", wurde Nico Feldner, der "sicher nicht mit einem guten Gefühl nachhause geht", deutlich.

"Maximal zweieinhalb bis drei gute Drittel" habe das Team gespielt, das sei zu wenig. Zudem war die ÖEHV-Truppe in keinem Spiel von der ersten Spielsekunde voll da, "leider hat es für uns in diesem Turnier immer einen gewissen Weckruf gebraucht", so der Tiroler.

Auch daraus gelte es zu lernen, denn sowohl gegen die Slowakei als auch Dänemark geriet man durch frühe Gegentore ins Hintertreffen.

Im Vordergrund steht allerdings die Geschwindigkeit, mit welcher gespielt werden muss. Nur gegen Deutschland kam diese zum Vorschein, die Angewohnheiten einiger Spieler aus der Liga sollten im Idealfall zur Gänze abgestellt oder zumindest im ÖEHV-Team beiseite gelegt werden.

Dann wäre, trotz geschwächtem Kader, nicht nur gegen den Gastgeber ein Sieg im Bereich des Möglichen gewesen.

Wie ist das Turnier nun einzuordnen?

"Ich muss die Resultate in Relation zum Kader ziehen, den wir hier hatten", betonte Roger Bader.

Anders formuliert: Der Deutschland-Cup darf nicht überbewertet werden, und damit hat der Winterthurer durchaus Recht.

"Wenn ich mit einer stark besetzten Mannschaft 1:6 gegen Dänemark verliere, dann muss ich mir mehr Sorgen machen als wenn ich mit einer Mannschaft mit vielen Herausforderern so ein Resultat habe."

Teamchef Roger Bader

Es müssen schnellstmöglich die Lehren daraus gezogen werden, der Fokus auch in Zukunft vom ersten Training an darauf liegen, die Mannschaft und im Speziellen jene Spieler, die wenig bis kaum internationale Erfahrung mitbringen, auf das erhöhte Tempo einzustellen.

Doch Wunderdinge durften von Team Österreich in Landshut keine erwartet werden, dafür ist das Leistungsgefälle im heimischen Eishockey immer noch zu groß. Die Ausfälle von u.a. Steven Strong, Lukas Haudum, Benjamin Nissner oder Ali Wukovits konnten nicht adäquat kompensiert werden.

Daher analysiert Bader folgerichtig: "Wenn ich mit einer stark besetzten Mannschaft 1:6 gegen Dänemark verliere, dann muss ich mir mehr Sorgen machen als wenn ich mit einer Mannschaft mit vielen Herausforderern so ein Resultat habe."

"Daher war es sehr interessant für die Spieler, das zu erleben. Es waren viele Spieler dabei, die noch nicht so viel Erfahrung haben." Bader fordert: "Wichtig ist, dass sie jetzt den nächsten Schritt machen."

Wann folgt der nächste Lehrgang?

Schon in knapp einem Monat, nämlich vom 11. bis 15. Dezember in Klagenfurt.

Dort wird ein Vier-Nationen-Turnier mit WM-Aufsteiger Polen, -Absteiger Ungarn sowie Italien ausgetragen, es wird nach dem Modus Halbfinale - Finale an den Spieltagen 14. und 15. Dezember gespielt.

Es warten also zwei Duelle mit Nationen, "die nicht ganz auf dem Niveau jener Gegner sind, die hier dabei waren", sagte Bader.

Der Schweizer kündigte grundlegende Kaderänderungen an, womöglich wird nur ein Drittel der Spieler wieder eingeladen, der Rest soll ausgetauscht werden. "Einfach deshalb, weil viele Spieler, die abgesagt haben, wieder gesund sein", begründet Bader.

Der Teamchef betont im selben Atemzug, "dass alle Spieler, die hier waren, im Fokus bleiben. Sie werden wieder ihre Chance bekommen."


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