Dritter Anlauf zum Wiederaufstieg: Am EBEL-Standort Szekesfehervar kämpft Österreichs U18-Nationalteam ab Sonntag (19:30 Uhr) bei der U18-WM Division 1B um die Rückkehr in die Division 1A (B-Gruppe). Das Potenzial dazu hat die Truppe, vor allem aufgrund einer für hiesige Verhältnisse sehr gut besetzten Abwehr.
Nach dem Abstieg in Minsk vor drei Jahren scheiterte das U18-Team sowohl in Bled (Slowenien), als auch in Kiew (Ukraine) an den jeweiligen Gastgebern, eine Niederlage war schon jeweils eine zuviel und resultierte in zwei zweiten Plätzen.
Nach dem jetzigen Salzburg-Coach Andreas Brucker darf sich nun Wiens Nachwuchsleiter Christian Dolezal hinter der Bande versuchen und weiß natürlich auch, worum es geht: "Der Aufstieg ist das erklärte Ziel und wir haben auch das Team dafür."
Die Kombination der starken 2000- und 2001er-Jahrgänge (Marco Rossi! Benjamin Baumgartner! Julian Payr!) hätte vor allem im letzten Jahr natürlich nie und nimmer scheitern dürfen, doch der 2001er-Jahrgang erhält nochmals eine Chance. Lediglich Marco Rossi, der mit den Ottawa 67's in den OHL-Playoffs steht, fehlt, sonst sind alle Mann an Bord.
Die einzige Verletzung im Camp betraf den Head Coach, Dolezal geht nach einem Sturz mit einer Schulterluxation ins Turnier.
In der Verteidigung besser besetzt
Sehr ungewöhnlich für hiesige Verhältnisse: Die Defensive ist (am Papier) besser aufgestellt als der Sturm. Die Leader sollten Kapitän Thimo Nickl (KAC) und Kilian Zündel (Salzburg) sein, beide werden als Top-4-Defender viel Eiszeit erhalten. Beides sind sehr spielstarke Verteidiger mit Größe, Zündel hat dazu noch ein sehr gutes physisches Spiel, muss aber noch lernen, dass in manchen Situation das einfache Spiel auch das bessere ist.
Mit Luis Lindner und Philipp Wimmer (beide Salzburg) sowie Timo Pallierer (Vienna Capitals) stehen drei über die Jahre konvertierte Stürmer in der Defensive. Vor allem Lindner und Pallierer sind eisläuferisch sehr stark und können bei Bedarf jederzeit auch wieder nach vorne gezogen werden.
Ebenfalls über die spielerische Schiene und das Powerplay definiert sich Villachs Martin Urbanek, der einzige 2002er in der Defensive. Zur Balance zu den spielenden Defendern sollen Schweden-Legionär Jacob Pfeffer sowie Nickls langjähriger Partner Alexander Moser beitragen. Ein deklariert großer, physischer Stay-at-home-Defender findet sich aber eher nicht im Aufgebot.
Vor allem eisläuferisch ist die Defensive gut aufgestellt, aber reicht eine eventuelle spielerische Überlegenheit gegen die sicher sehr physisch agierenden Ungarn?
Drei Zugpferde im Angriff
Im Angriff sollten die Zugpferde Fabian Hochegger (KAC), Tim Harnisch (Salzburg) und Lucas Thaler (Mora, zuvor VSV) sein, alle drei standen schon bei der U20-WM im Aufgebot. Diese drei werden einmal auf die ersten beiden Sturmlinien aufgeteilt, können bei Bedarf aber auch wieder zusammengespannt werden. Zu den Top-6-Stürmern beim Auftakt gehören auch noch die beiden 2002er Oskar Maier (Salzburg) und Leon Wallner (Södertälje), sowie Adem Kandemir (Davos).
Julian Pauschenwein, in Graz bereits mit EBEL-Einsätzen, wird die dritte Linie centern. Die Frage besteht: Wieviel Scoring-Entlastung können er oder Lucas Pohl (Capitals) beitragen? Eine definierte Kämpfer-Rolle nimmt Kilian Frühwirth (Linz) ein, ebenfalls über die Energie definiert sich Marco Sunitsch (KAC). Die Rollen von Niklas Ofner (KAC) und Newcomer Clemens Krainz (Graz, Sohn des Ex-Spielers und jetzigen Agenten) werden sich wohl erst während des Turniers herauskristallisieren.
Ein Schlüsselspiel schon zum Einstieg
Wie immer vergibt ein solches Turnier kaum einen Ausrutscher. Dolezal weiß auch, dass das Auftaktspiel gegen Ungarn (Sonntag, 19:30 Uhr) schon ein Schlüsselspiel sein wird: "Sie werden mit dem Publikum im Rücken sicher sehr kämpferisch agieren, das darf uns nicht überraschen." Ich erwarte hier ein dementsprechendes Coaching, schon im Test gegen die Slowakei, der mit einem 3:2-Auswärtssieg endete, gab Dolezal seinen Spitzencracks entsprechende Eiszeit.
Neben den Coaches und den Feldspielern muss natürlich auch der Goalie an diesem Tag eine Top-Leistung abliefern, was letzte Saison gegen die Ukraine leider nicht passierte. Felix Beck ließ seinem großen Formanstieg während der Saison mit Bregenzerwald auch ein sehr gutes Spiel gegen die Slowaken folgen und wird die WM als klarer Einser vor Backup Sebastian Wraneschitz (2002, Capitals) beginnen.
Italien als nächster Gegner hat ein bisschen Stolperstein-Potenzial, trotzdem sollte das rot-weiß-rote Team mit diesem Aufgebot sowohl gegen sie als auch gegen Japan und Aufsteiger Großbritannien gewinnen. Am letzten Tag wartet dann noch Absteiger Slowenien.
Zum angestrebten Aufstieg unter die Top 16 der Welt müssen also alle Beteiligten schon am Sonntag hellwach sein, ein tentatives Einsteigen in das Turnier mit Experimenten kann nicht gut gehen. Der 2001er-Jahrgang hat in Szekesfehervar die letzte Gelegenheit, seinen guten Ruf auf U18-WM-Niveau auch in die Tat umzusetzen...