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Kasper, Rohrer & Co. - Top-Stürmer der 2004er

Der Jahrgang 2004 ist stark und schon in der U20 präsent. LAOLA1-Scout analysiert:

Kasper, Rohrer & Co. - Top-Stürmer der 2004er Foto: © GEPA

Der (erweiterte) Kader für die anstehende 46. Austragung der Junioren-WM (26. Dezember bis 5. Jänner 2022 in Edmonton, Kanada) dient nur als weiterer Beweis: Der 2004er-Jahrgang ist für Österreichs Eishockey bezüglich der Stürmer ein außerordentlicher.

Ein Blick auf die hoffnungsvollsten Talente von LAOLA1-Experte Bernd Freimüller:

Starke und schwache Jahrgänge zeichnen sich im österreichischen Eishockey, dessen Breite schnell überblickbar ist, natürlich schon über Jahre ab.

Doch spätestens im letzten April, als Österreich mit einer gemischten U17 und U18-Mannschaft ein Turnier in St. Pölten als Ersatz für die abgesagte U18-WM bestritt (mein Fazit des Turniers>>>), war es endgültig evident: Mindestens drei dieser Angreifer haben Potential für höhere Weihen, dazu kommen noch mindestens zwei weitere interessante Namen.

Darüber hinaus: Alle sind entweder gelernte Center oder können diese Position ausfüllen. Meine persönliche Depth Chart:

Marco Kasper

Portrait: Marco Kasper - Das nächste Juwel des ÖEHV>>>

War damals in St. Pölten natürlich nicht dabei, er wurde in Rögle gebraucht. Heuer arbeitet sich der Klagenfurter in den Charts der NHL-Scouts immer nach oben, blieb auch (beim allerdings reichlich überschaubar besetzten) Turnier in Jesenice mit dem ÖEHV-Team nichts schuldig.

Interessant dabei: Die Scouts, die ihn vor allem aus der SHL kennen, sehen einen körperlich bereits gut entwickelten, hart arbeitenden Flügel, der vor allem aus Nahlagen um das Tor herum zu seinen Toren (4 in der SHL, 2 in der CHL) kommt. Keine Angst vor dem Feind, das wird in Rögle auch verlangt. Ich kenne ihn aus dem österreichischen Nachwuchs-Eishockey – das er trotz Alters- und Größenachteilen über Jahre dominierte – als Playmaking-Center, der vor allem im Powerplay eine Macht war.

Wenn er diese beiden Welten noch vereinen kann – etwa bei der Junioren-WM – könnte sich der Sohn des Ex-Nationalspielers Peter bezüglich des NHL-Drafts noch nach oben spielen, derzeit steuert er ohnehin schon auf einen Platz in der ersten Runde zu.

Vinzenz Rohrer

Vinzenz Rohrer: In den Fußstapfen von Marco Rossi>>>

Wie vor kurzem erst beschrieben: Der Rankweiler hat sich in der OHL gut eingelebt, hat bei Scouts, die ihn überhaupt nicht kannten, einen guten Eindruck hinterlassen. Beim Turnier in St. Pölten centerte er die Top-Linie, überzeugte damals mit sehr gutem Speed, starker Puckbehauptung in voller Geschwindigkeit und offensiver Kreativität.

Er könnte sich bei der Junioren-WM mit einigen gelungen Aktionen – auch wenn das Team meist überfordert sein wird – bei den Scouts weiter ins Rampenlicht spielen, die die OHL heuer noch nicht gecovert haben. Viel zu verlieren hat er dort sicher nicht, man darf gespannt sein, ob ihn Teamchef Marco Pewal als Center oder an der Seite Kaspers einsetzt.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Luca Auer

Wie immer: Bevor ein Spieler in Österreich nicht auf einem ICE-Spielbericht aufscheint, ist er der Öffentlichkeit unbekannt. Ich kenne ihn schon seit einigen Jährchen und war immer ein großer Fan von ihm. Endlich einmal ein Mittelstürmer mit Größe und vor allem Reichweite. Ich habe ihn immer als starken Zwei-Weg-Center mit hoher Arbeitsmoral gekannt, irgendwie die Light-Version von ähnlichen Cracks in Schweden, die solche Spielertypen in großen Mengen zu produzieren scheinen.

Ganz stimmig war ich mir bei der Beurteilung seines Offensivpotentials nicht, da zeigte er heuer aber gewaltig auf. Vor wenigen Tagen etwa dominierte er nach Belieben gegen das Farmteam der Vienna Capitals, hätte zu seinen zwei Treffern noch einige hinzufügen können. Doch nicht nur gegen das sehr limitierte AlpsHL-Schlusslicht ist er eine Macht um das Tor herum: 33 Punkte (15 Tore + 18 Assists) in 23 Spielen als 17-Jähriger bedeuten den dritten Platz in der Scorerliste in einer Profiliga – ein sehr ungewohntes Bild!

Was ihm bei seinem ICE-Einsätzen noch fehlt, ist etwas Kraft und Dynamik in den Beinen, aber seine derzeitigen Maße (1,85 m/81 kg) sind vielversprechend. Ob er bei der Junioren-WM schon auf sich aufmerksam machen kann, lasse ich dahingestellt, aber ich kenne nicht viele Nachwuchsspieler, die sich bei meinen Viewings so konstant präsentiert haben wie der gebürtige Grazer.

Johannes Tschurnig

Die VSV-Personalmisere der letzten Saison spülte ihn in die Kampfmannschaft, wo er durchaus auf sich aufmerksam machte. Die heurige Saison verbringt er ihn einem steten Wandel zwischen VSV-Erster (wie jetzt), U20, dem AlpsHL-Partnerteam Kitzbühel sowie seinen schulischen Verpflichtungen.

Tschurnig zeigt bei jedem meiner Viewings – und ich kenne ihn, seit er 13 Jahre alt war – mit überraschenden Sachen mit der Scheibe auf, er verfügt wirklich über gute Hände und Smartness, könnte sich bei guter Entwicklung durchaus als ICE-Offensivspieler (etwa so wie Patrick Antal in Wien) etablieren. Dazu gilt es aber, körperlich stark zuzulegen – er ist zwar nicht unbedingt klein, aber sehr feingliedrig, seine guten Ansätze können derzeit in der ICE und wohl auch bei der Junioren-WM erstickt werden. Mit zunehmender Beinkraft würde auch sein Antritt und Speed besser werden, ohne das wird es nicht gehen. Im Gegensatz zu anderen VSV-Nachwuchskräften in den letzten Jahren (etwa die Wohlfahrt-Brüder) bringt er wesentlich mehr Offensivpotential mit, braucht aber wahrscheinlich noch Jahre, um dieses auf ICE-Niveau umzulegen.  

Jonas Dobnig

Ich könnte ihn auch mit Tschurnig tauschen, beide kommen derzeit für mich aber deutlich hinter den Top-3 der Liste. Das KAC-Nachwuchsprodukt (sein zwei Jahre älterer Bruder Elias, ein Verteidiger, ist nicht mehr aktiv) übersiedelte heuer in die USA, schaffte aber den Cut (gegen oft um drei Jahre ältere Spieler) in der USHL bei Sioux City nicht.

Er spielt jetzt in der NCDC bei den New Jersey Rockets, ich maße mir nicht an, das Niveau in dieser Liga bzw. Mannschaft zu beurteilen. In Klagenfurt dominierte er eigentlich von der U14 bis zur U18, präsentierte sich bei meinen Viewings als auch körperlich guter Zwei-Weg-Center mit guten Fähigkeiten an der Scheibe. Leider fiel er wie alle seine Altersgenossen, um wenigstens eine, wenn nicht zwei U18-WMs um – dort ist das Leistungsniveau, auch wenn es sich um die C-Gruppe handelt, natürlich leichter zu beurteilen als in den österreichischen Nachwuchsligen, die der KAC meist nach Belieben dominiert.

Zu diesen fünf Namen – Kasper steht natürlich um eine Stufe über dem Rest, aber Rohrer und Auer entwickeln sich ebenfalls außergewöhnlich – kommen noch einige andere Namen, die keine kompletten Pakete sind, aber schon positiv auffielen:

David Cernik – bei Salzburg über die Jahre oft mit Luca Auer zusammengespannt, gute Hände im Verkehr, aber sehr klein. Könnte den Cut beim U20-Team schaffen.

Moritz Lackner – ein Grazer, der in Nordamerika spielt, eigentlich mit guten Händen und Größe, in St. Pölten allerdings mit großen eisläuferischen Problemen.

Timo Sticha – in Feldkirch in der AlpsHL schon mit dabei, aber weder dort noch beim U18-Turnier vor zwei Wochen in Szekesfehervar auffallend.

Jakob Lippitsch und Tobias Piuk – der eine ein großgewachsener Flügel mit gutem Schuss, aber eisläuferischen Mängeln, der andere ein smarter Center fast ohne Kraft. Zuletzt in Szekesfehervar mit Ansätzen, ihre Toprolle (an der Seite des größten Talents des 05er-Jahrgangs Ian Scherzer) verdankte das KAC-Duo aber der Abwesenheit aller Topcracks.

Insgesamt also ein potentieller NHLer (Kasper), zwei Cracks mit sehr gutem Potential (Rohrer, Auer) sowie mindestens zwei weitere interessante Center (Tschurnig, Dobnig). Auch wenn mit Marco Rossi und Benjamin Baumgartner die langjährige Center-Misere entschärft wurde – zu viele gute Mittelstürmer kann man nie haben, Kasper, Rohrer und Tschurnig kommen ohnehin derzeit durchgehend oder zeitweise am Flügel zum Einsatz.

Zum Schluss noch ein trauriger Nachsatz: Zu diesen Namen hätte sich meines Erachtens auch Sebastian Neubauer gesellt – ein Grazer, der in der Salzburger Akademie spielte, im Juni 2019 bei einem tragischen Badeunfall ums Leben kam. Zumindest für mich ist er nicht in Vergessenheit geraten…

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