Letzter Saison-Höhepunkt des ÖEHV-Nachwuchses – und die Hoffnung auf ein Highlight besteht wirklich: Das U18-Team kämpft bei der Weltmeisterschaft Division 1B (=C-Gruppe) ab Samstag in Kiew um den Aufstieg in die Top-16 der Welt.
Letzte Saison scheiterte das Team von Head Coach Andi Brucker noch an Slowenien – ärgerlich aus zwei Gründen: Die Slowenen boten gerade zwei überragende Spieler auf und der Nicht-Aufstieg bedeutete, dass die Kombination der zwei starken Jahrgänge 2000 und 2001 heuer nicht an der B-Gruppe teilnehmen konnte.
Doch dieses Team kann jetzt Versäumtes nachholen und Coach Brucker gibt auch die Richtung vor: "Wir fahren mit dem Ziel Aufstieg nach Kiew."
Die Konkurrenz schwer einzuschätzen
Dass dies kein Selbstläufer wird, ist aber auch klar – zu kurios verlaufen solche Nachwuchs-Turniere oft. Bestes Beispiel die letztjährige WM: Japan verlor das Auftaktspiel gegen Slowenien mit 0:10, hatte aber dann später sogar noch Aufstiegs-Chancen und beendete das Turnier als Dritter.
Grundsätzlich kann selbst einem sehr guten Team ein schwacher oder unglücklicher Tag das Turnier versauen und auch Österreich hat keinen Grund, mit der Ausnahme von Aufsteiger Rumänien ein Team zu unterschätzen. Vor allem Auftaktgegner Italien (Samstag, 15:30 Uhr) setzte dem ÖEHV-Team immer zu, die letzten vier Spiele gingen alle verloren, Gastgeber Ukraine hatte letzte Saison schon viele 2000er im Aufgebot stehen, die zu den besten Spielern des Teams gehörten. Ungarn und Japan komplettieren das sechsköpfige Teilnehmerfeld.
Das einzige Testspiel brachte einen überraschenden 5:2-Auswärtssieg gegen die A-Gruppen-Nation Slowakei, die sich allerdings auch in zwei weiteren Tests gegen Ungarn äußerst schwer tat. Doch das ÖEHV-Team rief dabei seine Stärken ab – gutes Eislaufen mit schnellen Breakouts, ein sehr gutes Skill-Level und solide Goalie-Leistungen.
Ausfälle, die weh tun
Irgendwie ist dieses Team für Österreich ziemlich atypisch: Gleich mehrere gute Torhüter, einige Spitzen- und sehr viele gute Defender sowie sehr starke Center. Verletzungen gab es nicht viele, aber leider zwei entscheidende: Tim Harnisch (Salzburg), bereits bei der U20-WM ein wichtiger Faktor, zog sich im Februar eine Hüftverletzung zu, er wäre ein absoluter Top-Mann gewesen. KAC-Center Fabian Hochegger fällt mit einem doppelten Schlüsselbeinbruch aus.
Ebenfalls vermisst, wenngleich auf einem etwas niedrigeren Niveau: Capitals-Flügel Armin Preiser (Syndesmose).
Doch auch ohne diese Verletzten hat das Team einiges zu bieten, vor allem die beiden Topcenter Benjamin Baumgartner (Davos) und Marco Rossi (ZSC), beide schon bei der U20-WM die Top-Offensivbringer.
Ihre Scorerqualitäten werden auch diesmal gefragt sein, das Gleiche gilt für VSV-Flügel Benjamin Lanzinger, dessen Schuss schon jetzt absolut EBEL-würdig ist, der aber im Nationalteam bislang wenig Konstanz aufweisen konnte.
Dazu kommen noch Flügel mit guten Händen wie Luis Lindner (Salzburg), Adem Kandemir (Davos), die VSV-Energiespieler Benedikt Wohlfahrt und Marcel Judth und – ebenfalls aus Villach – Lucas Thaler, der einzige 2002er im Team.
Größe ins Team und hoffentlich auch physische Präsenz bringen die beiden Salzburger Paul Huber und Maxi Rebernig sowie Center Valentin Ploner, beim KAC heuer schon im Farm-Team dabei. Für mich die große Frage: Wie viel Scoring kommt von den Flügeln?
Defensive als ungewöhnlicher Trumpf
In der Defensive stehen alle Spieler zur Verfügung und ich kann mich an kaum ein Nachwuchs-Nationalteam erinnern, das hier so tief besetzt war. Der Leader sollte der hierzulande kaum bekannte Julian Payr sein, auf den Coach Arno Del Curto in Davos große Stücke hält. Thimo Nickl (KAC) definiert sich vor allem über seine Beinarbeit, David Maier (Södertälje) sollte vor allem im Powerplay wichtig sein. In den Schlüsselspielen sollte einer dieser drei Cracks fast immer auf dem Eis stehen, doch auch Cracks wie Jacob Pfeffer (Örebro), der sehr gute Skater Lukas Piff (Vienna Capitals) oder Kilian Zündel (Salzburg) gehören zu einer Defensiv-Crew, die weit über dem sonstigen Durchschnitt liegen sollte.
Im Tor steht das gleiche Duo wie im letzten Jahr, allerdings geht diesmal der zuletzt sehr starke Alexander Schmidt (VSV) als Nummer eins vor Marvin Kortin (Ambri) ins Turnier.
Im Vergleich zum 1996/1997er-Team, das vor drei Jahren in Maribor souverän den Aufstieg schaffte, ist die diesjährige Auswahl im Tor und in der Defensive besser besetzt, in der Offensive fehlt durch die Ausfälle von Harnisch und Hochegger etwas die Tiefe.
Bei allem Respekt für die Konkurrenz, die wie immer im Nachwuchs-Eishockey vor dem Turnier nicht so recht einzuschätzen ist: Ein weiteres Scheitern im Kampf um den Aufstieg wäre eine Enttäuschung und ein Rückschlag in den Ambitionen des ÖEHV…