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Sechs Fragen vor dem Auftakt der Eishockey-U20-WM

LAOLA1-Scout Freimüller liefert die Antworten zum ungewöhnlichen Sommer-Turnier:

Sechs Fragen vor dem Auftakt der Eishockey-U20-WM Foto: © GEPA

Am 9. August startet die Eishockey-U20-WM in Edmonton – von Neuem, muss man dazu sagen.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller über ein Turnier, welches zu einem höchst ungewöhnlichen Zeitpunkt stattfindet:

Die Spiele des ÖEHV-Teams im LIVE-Ticker >>>

Wieso wird eine WM im Sommer gespielt?

Es handelt sich um eine Neuaustragung der letzten WM, die im Dezember nach neun Spielen aus Corona-Gründen abgebrochen wurde.

Omikron war damals neu auf dem Markt, die Ansteckungsrate hoch und die strengen IIHF-Bestimmungen ließen dann ein Antreten nicht mehr zu. Infektionen fanden an beiden Spielorten (Edmonton und Red Deer) statt, das Turnier war nicht mehr zu retten.

Gleich nach dem Abbruch meldete sich IIHF-Präsident Luc Tardif zu Wort und versprach eine Neuaustragung. Dahinter stecken natürlich auch die Interessen des kanadischen TV-Senders "TSN", der sich die alljährlichen Übertragungsrechte einiges kosten lässt.

Wie hoch die Zuschauerzahlen im Rogers Place in Edmonton als einzigem Austragungsort und vor den TV-Geräten im Sommer sein werden, bleibt abzuwarten. Immerhin passt die Bezeichnung "WM 2022" vom Dezember jetzt hundertprozentig.

Was änderte sich gegenüber dem Turnier im Dezember?

Durch den Kriegsbeginn in der Ukraine flog Russland aus allen IIHF-Turnieren, das gilt natürlich auch für Edmonton. Sie wurden durch Lettland ersetzt, die hinter dem ebenfalls ausgeschlossenen Weißrussland bei der letzten B-WM im Dezember den zweiten Platz erreichte. Es bleibt bei zehn Teams.

Wie im Dezember gibt es auch diesmal keinen Absteiger, dieselben Nationen werden im nächsten Dezember bei der WM 2023 antreten. Die beiden Letztplatzierten der jeweiligen Fünfer-Gruppen können nach der Vorrunde nach Hause fliegen, die restlichen acht Teams bestreiten das Viertelfinale.

Die Gruppeneinteilung wurde auch neu vorgenommen – Österreich "behielt" Tschechien und Deutschland als Gegner, statt Kanada und Finnland trifft die Truppe von Interims-Headcoach Philipp Pinter (ersetzt den verhinderten Marco Pewal) jetzt auf die USA und die Schweiz.

Welche Spieler dürfen auflaufen?

Die gleichen wie im Dezember – obwohl der Scouting-Kalender im Sommer auf die Jahrgänge 2005 (U18) und 2003 (U20) umgeschaltet hat, sind jetzt auch noch die 2002er spielberechtigt.

Für die Scouts ziemlich uninteressant, sie werden sich vor allem auf die 2005er und die nach dem 15. September 2004 geborenen Cracks konzentrieren, für die die nächste Saison ihr erstes Scouting-Jahr sein wird. Das würde im ÖEHV-Team Verteidiger David Reinbacher (Kloten) und Stürmer Ian Scherzer (Rögle BK) betreffen.

Kurios, dass die 02er für die Scouts eigentlich in zwei Gruppen fallen: Senna Peeters und Sebastian Wraneschitz etwa gelten im ÖEHV-Team als Overager und können auch theoretisch nicht mehr gedraftet werden, sehr wohl aber als Free Agents unterschreiben.

Dies deshalb, weil sie aufgrund ihrer Tätigkeit dort als Nordamerikaner gelten und für sie andere Regeln gelten. Europäische 02er müssen noch durch einen Draft. Alles aber wohl nur graue Theorie, Spieler aus diesem Jahrgang, die noch ungedrafted sind, müssten schon durch brennende Reifen springen, um vor den Scouts Gnade zu finden.  

Die Kader umfassen 25 Spieler (3 Goalies und 22 Skater), 22 dürfen am Spielbericht aufscheinen. Die Kader der letzten WM haben dabei keinerlei Belang mehr.  

Laufen die Teams in Bestbesetzung auf?

Weit davon entfernt, es fehlen viele Topstars. Das gilt natürlich auch im Dezember, allerdings nicht in dieser Deutlichkeit. Viele Spieler haben geistig ihre Juniorenzeit schon hinter sich gelassen, andere wollen ihr Sommertraining nicht unterbrechen, einige spielen schon längst in der NHL.

Einige Beispiele für prominente Absenzen: Kanada (Jamie Drysdale, Quinton Byfield, Cole Sillinger), USA (Jake Sanderson, Matt Beniers), Schweden (Alexander Holtz, Lucas Raymond), Slowakei (Simon Nemec, Juraj Slafkovsky, Samuel Knazko), Deutschland (Tim Stützle, Lukas Reichel, J-J Peterka), Schweiz (Lian Bichsel) und Österreich (Marco Kasper, Vinzenz Rohrer).

Wer sind die Turnierfavoriten? Und was ist von Österreich zu erwarten?

Durch die Absenz von Russland bleiben mit Kanada, den USA, Schweden und Finnland nur vier realistische Gold-Anwärter über.

Österreich war in den sechs absolvierten Spielen seit dem Aufstieg 2019 chancenlos. Allerdings waren alle Gegner bisher übermächtig, erstmals trifft man mit Deutschland (zum Auftakt) und der Schweiz (letztes Spiel) auf Gegner, gegen die man sich Chancen ausrechnen kann.

Die Vorbereitung gelang bisher sehr gut, gegen Lettland gelang sogar ein Sieg (4:2), beim 3:6 gegen Tschechien hielt die Pinter-Truppe lange mit.

Deutschland muss nicht nur auf seine Top-Stars, sondern auch auf einige Spieler der zweiten Reihe (Florian Elias, Jakub Borzecki, Fabrizio Pilu und den eben erst gedrafteten Julian Lutz) verzichten. Die DEB-Truppe sollte weiter auf gute Goalies und eine solide Defensive um Luca Münzenberger zurückgreifen können, wird aber wohl kein offensives Feuerwerk abbrennen.

Ähnliches gilt für die Schweiz, deren letzte Jahrgänge an Mittelmäßigkeit kaum zu überbieten waren. Es wird interessant sein zu sehen, wie sehr sich Österreich ohne seine beiden Top-Cracks gegen diese ebenfalls überschaubaren Teams, die gegen die USA und Schweden sicher chancenlos bleiben werden, schlagen wird.

Leider werden die Spieler in Österreich auf legalem Weg nicht zu sehen sein werden. Bis auf das Auftaktspiel gegen Deutschland (Donnerstag, vier Uhr früh) finden alle anderen Spiele um 20 Uhr österreichischer Zeit statt.

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Drohen wieder Corona-Probleme?

Das Turnier im Dezember litt darunter, dass Omikron gerade im Aufkommen war, ein Monat früher oder später wären die Probleme weit geringer gewesen.

Die Vorsichtsmaßnahmen sind den heutigen Zeiten gemäß auf ein Minimum zurückgeschraubt worden: Jeweils ein Antigen- und PCR-Test vor dem Abflug, ein Antigen-Test nach der Ankunft. Keine Rede mehr von Quarantäne, Ausgangssperren, Masken, Einbett-Zimmern oder abgesperrten Hotels. Sollte ein Spieler Symptome zeigen, wird er einfach isoliert.

Österreichs Linien für den Turnierauftakt:

Tor:

Wraneschitz (Sommer)

Verteidiger:

Sablattnig-Urbanek

Reinbacher-Tialler

Necesany-Hörl

Preiml-Lindner (Mitrovic)

Stürmer:

Maier-Wallner-Lackner

Thaler-Scherzer-Peeters

Van Ee-Auer-Dobnig

Geifes-Wernicke-Kramer/Hengelmüller


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