Die Überraschung war derart groß, dass der Kalender gezückt werden musste: Ist heute etwa der 1. April?
Nein, er war es nicht. Und nach einer kurzen Bestätigung des ÖEHV war die Sensation tatsächlich perfekt: Brian Lebler ist wieder ein Spieler des heimischen Eishockey-Nationalteams.
Drei Jahre nach seinem Rücktritt wird der mittlerweile 36-Jährige ab der kommenden Woche wieder ins Teamcamp einrücken und die WM-Vorbereitung bestreiten. Es wäre ein Wunder, wenn für den gebürtigen Klagenfurter die Reise nicht bis nach Stockholm führen würde.
Andernfalls wäre das Comeback sinnlos.
Erste Kontaktaufnahme vor den Playoffs
LAOLA1 hat sich am Donnerstagabend nach der 0:4-Niederlage im Testspiel gegen den regierenden Weltmeister Tschechien bei Teamchef Roger Bader nach den Hintergründen erkundigt.
Der Schweizer verriet, dass die erste Kontaktaufnahme bereits vor fünf, sechs Wochen - also noch vor den Playoffs - stattfand. "Ich habe mit Brian das erste Mal darüber in der Kabine in Linz geredet. Halb im Spaß, halb ernst habe ich gesagt: 'Das wäre doch etwas mit Stockholm'", erzählte Bader.
Ausschlaggebend für seine Überlegung sei gewesen, dass Lebler "dieses Jahr eine sehr starke Saison hatte. Stärker als die letzten beiden Jahre. Er war wirklich wieder sehr gut", sagte der Teamchef. "Da macht man sich natürlich Gedanken."
Lebler selbst zeigte sich interessiert, spruchreif war zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Beste Saison seit 2019/20
Auch in der Postseason wusste der Kapitän der Black Wings Linz zu überzeugen, war ein essenzieller Bestandteil der Stahlstädter auf dem Weg bis in Halbfinal-Spiel 7.

"Man hat gesehen, dass er in den Playoffs auch sehr gut gespielt hat", war Bader beeindruckt. "Er hat auch physisch sieben Overtimes überstanden, hat außerdem 3-gegen-3-Overtime gespielt, als wenn er 20 Jahre alt wäre."
Lebler schloss die Saison schließlich mit 33 Toren und 22 Assists aus 62 Spielen ab - seine Ausbeute von 55 Punkten war die höchste seit 2019/20.
"Feuer und Flamme" für Rückkehr
Bei einem weiteren Gespräch zwei Wochen nach Leblers Saisonaus verstärkte Bader seine Avancen, den Torjäger wieder aus dem ÖEHV-Ruhestand zurückzuholen.
"Ich habe mich am Dienstag mit ihm auf einen Kaffee in Linz getroffen und gesagt: 'Ich möchte gerne, dass du nach Stockholm kommst."
"Es ist für einen Head Coach schön, wenn ein 36-jähriger Spieler, der schon bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Meister war, sagt, ich freue mich wie ein kleines Kind."
Der 36-Jährige sei sofort "Feuer und Flamme" dafür gewesen. "Er hat gesagt: Roger, ich bin so aufgeregt, wie wenn es meine erste Weltmeisterschaft wäre", lächelte der Teamchef beim Gedanken daran.
Die Reaktion freute ihn besonders: "Es ist für einen Head Coach schön, wenn ein 36-jähriger Spieler, der schon bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Meister war, sagt, ich freue mich wie ein kleines Kind."
Eine ewig haltende Erinnerung
Seinen letzten Auftritt im Nationalteam hatte Lebler bei der Weltmeisterschaft 2022 in Tampere. Danach erklärte er seine ÖEHV-Karriere für beendet, wollte sich in erster Linie der Familie widmen und verstärkt auf die Black Wings konzentrieren.
Gegenüber der "Krone", die über das Comeback zuerst berichtete, meinte der zweifache Vater, dass seine Kinder nun älter wären. Sein jüngster Sohn Tucker feierte kürzlich seinen zehnten Geburtstag und spielt selbst bereits im Linzer Nachwuchs.

Sollte der Routinier auf den WM-Zug aufspringen, wovon auszugehen ist, werden seine Frau Kelsey und die beiden Kinder für ein paar Tage nach Schweden kommen. Das wäre "eine gemeinsame Erinnerung, die ewig hält", strahlte Lebler.
Bader: "Er wird Tore für uns schießen"
Für das ÖEHV-Team macht seine Rückkehr aus mehrerlei Hinsicht Sinn.
Der Black-Wings-Kapitän ist nicht nur in der heimischen win2day ICE Hockey League ein Torjäger par excellence, sondern auch auf internationalem Niveau. Aus 86 Länderspielen stehen 39 Treffer zu Buche - seit 2005/06 kommt nur Thomas Raffl auf denselben Wert, allerdings in 132 Partien.
"Er wird Tore für uns schießen", war sich der Teamchef sicher. "Er muss gegen Kanada kein Tor schießen. Es ist schon gut, wenn er gegen Slowenien oder Frankreich ein Tor schießt."
Wucht, Präsenz - und Persönlichkeit
Dass Lebler das internationale Tempo zu hoch sein könnte, verneinte Bader. "Es heißt ja immer, er habe läuferisch Mühe. Ich hätte in den Playoffs nicht gesehen, dass er läuferisch so viel schlechter ist als andere."
"Er hat uns schon in der Kabine besucht, man hat gemerkt, wie gerne ihn die Jungs sehen. Er ist ein guter Mensch und eine Persönlichkeit in der Mannschaft."
Mit einer Körpergroße von 1,91 Meter und 105 Kilogramm bringt der Sohn von KAC-Legende Eddie Lebler freilich auch nochmal eine gewisse Wucht und Physis in den Kader.
"Und was auch wichtig ist: Persönlichkeit", merkte Bader an. "Er hat uns schon in der Kabine besucht, man hat gemerkt, wie gerne ihn die Jungs sehen. Er ist ein guter Mensch und eine Persönlichkeit in der Mannschaft. Ich bin sehr happy, dass es so gelaufen ist."
Kein Zusammenhang mit Ganahl-Ausfall
Mit dem unvorhergesehenen Ausfall von Co-Kapitän Manuel Ganahl, der aus privaten Gründen nicht an der WM-Vorbereitung sowie der WM selbst teilnehmen kann, hätte Leblers Rückkehr indes "ganz und gar nichts" zu tun.
"Ich hätte Brian auch angerufen, wenn Manuel Ganahl dabei wäre. Das ist wirklich ein ganz wichtiger Punkt, das hat damit überhaupt nichts zu tun", betonte der Schweizer.
Ganahl und Lebler seien ohnehin zwei konträre Spielertypen - und es könne nie genug Führungsspieler in einem Team geben, sagte Bader abschließend.