Das ÖEHV-Männer-Nationalteam ist am Freitag in Oslo in ein Kurzturnier mit zwei Spielen gestartet, erster Gegner war Frankreich. Es gab eine 2:5-Niederlage (Spielbericht >>>).
Teamchef Roger Bader hat wie meist bei diesem Turnier während der Saison ein junges Team aufgeboten. Doch trotz aller Sichtung kann man immer schon Monate vor der A-WM die Fixstarter ausmachen, das Spielerangebot ist zwar zuletzt angewachsen, aber immer noch überschaubar. Wie könnte daher der WM-Kader für Stockholm aussehen?
LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit einer Übersicht:
Tor: Tolvanen als Nummer 1?
Ein Jahr kann einen Riesenunterschied machen. Erst spielte David Kickert seine beste WM, dann bekam Atte Tolvanen - seit Jahren in der ICE ein Erfolgsgarant - den österreichischen Pass.
Die beiden Roten Bullen werden gesetzt sein, auch beim dritten Goalie braucht Bader nicht mehr auf Thomas Höneckl (verdient sich aber Dank für das Aushelfen) oder David Madlener (bei der Olympia-Quali "verletzt", dann bumsfidel in Feldkirch spielend) zu setzen.
Ein jüngeres Semester aus dem Trio Sebastian Wraneschitz/Benedikt Oschgan/Florian Vorauer bietet sich an.
Abwehr mit Nickl, Maier und Co.
Für David Reinbacher steht in den nächsten Wochen sein Comeback nach seiner Knieverletzung an. Anzunehmen, dass er bis zum Saisonende in Laval spielen wird, das Canadiens-Farmteam führt derzeit die North Division an. Selbst bei einem frühen Ausscheiden wäre eine Freigabe für Österreich überraschend.
Ohne den Top-Defender tut sich zumindest ein Platz auf, wahrscheinlich sogar zwei. Dominique Heinrich war über ein Jahrzehnt ein Fixstarter im ÖEHV-Kader und -PP, seine Leistungen in den letzten zwei Jahren in Wien fielen an beiden Enden des Eises rapide ab. Bei allen Verdiensten (Heinrich sagte auch nie ab), aber setzt Bader wirklich nochmals auf den 35-Jährigen?
Zuletzt immer dabei und fix gesetzt: Thimo Nickl, David Maier, Bernd Wolf und natürlich Clemens Unterweger (im PP benötigt). Gregor Biber ist als 18-Jähriger ein Fixstarter in der SHL, daher und nach seiner starken Junioren-WM auch gesetzt.
Danach sollte noch Platz für Kilian Zündel (in Graz länger verletzt), Nico Brunner und Rollenspieler Paul Stapelfeldt sein. Kandidaten für die restlichen Plätze: Ramon Schnetzer (oft der letzte Cut), Philipp Wimmer, der immer wieder verletzte Dominic Hackl oder abhängig von den Leistungen der Vorbereitung Niklas Würschl oder gar U20-Teamkapitän Thomas Klassek?
Für Steven Strong könnte die Teamkarriere auch vorbei sein, Luis Lindner steht nach vier College-Jahren vor seiner Rückkehr nach Österreich. Kommt er zur Vorbereitung?
Noch ein Jahr von einem Fixplatz entfernt: Nash Nienhuis (erst 2026 spielberechtigt).
Angriff: Salzburg- und Schweiz-Power
Wenig realistisch: Marco Rossi. Minnesota Wild wird in die Playoffs einziehen, selbst beim jährlichen Erstrunden-Abschied könnte er noch ohne Anschlussvertrag dastehen.
Etwas mehr Hoffnung besteht auf Marco Kasper: Die Red Wings haben sich nach einer Aufholjagd zwar auf einen Playoff-Platz vorgekämpft, doch das wird wohl ein enges Rennen bleiben. Theoretisch auch vorstellbar: Bei einem Verpassen der Playoffs verstärkt Kasper das Farmteam Grand Rapids (Leader der Central Division).
Ohne die beiden NHL-Legionäre fehlen natürlich zwei Eckpfeiler, trotzdem sind schon viele Plätze vergeben.
Fixstarter: Peter Schneider, Benjamin Nissner, Benjamin Baumgartner, Lukas Haudum, Mario und Paul Huber, Vinzenz Rohrer, Lucas Thaler (ICE-Breakoutsaison), Ali Wukovits, wohl auch Dominic Zwerger, auch wenn eer als Offensivstürmer mittlerweile Verteidigerwerte in der NL anschreibt.
Thomas Raffl (38) und Manuel Ganahl (34)? Bei ihnen ist der Leistungsabfall weit gradueller als bei Heinrich, daher könnten sie auch weiter dabei sein, vor allem auch, weil sie der Kabine sicher guttun.
Das wären schon zwölf Plätze, selbst bei der einen oder anderen Verletzung bleiben nicht mehr viele offen.
Rebernig und Obersteiner nur Zuschauer?
Kandidaten für die Springer zwischen vierter Linie und der Tribüne: Henrik Neubauer oder Simeon Schwinger (beides starke Skater). Maximilian Rebernig kann auf eine punktestarke Saison in Villach hinweisen, Daniel Obersteiner auf eine ebensolche in Klagenfurt.
Jüngere Kandidaten wären Leon Wallner (starke zweite Saisonhälfte in Wien) oder Ian Scherzer. Patrick Obrist laboriert an einer langwierigen Verletzung, sollte daher kein Thema sein. Raphael Herburger? Mittlerweile 36, bei der Olympia-Quali dabei, noch ohne Vertrag für die nächste Saison.
Die Frage bei all diesen neuen und alten Namen: Wer wäre am besten dafür geeignet, von einer Klub-Offensiv- in eine Tiefenrolle zu schlüpfen bzw. als überzähliger Spieler keinen Stunk zu machen?
Drei Monate vor dem WM-Start zeichnet sich jedenfalls ein Team mit guter Tiefe im Angriff und dem besten Goalieangebot seit langer Zeit an. Biber und Nienhuis werden in Zukunft auch wichtige Faktoren in der Defensive sein, in Stockholm könnte sich hier aber noch die eine oder andere Lücke auftun.