Samstag, 19.30: Für Österreich beginnt die B-WM in Kiew mit dem Spiel gegen Kasachstan. Wie stehen die Chancen auf den Aufstieg und was ist von der ersten WM unter Teamchef Roger Bader zu erwarten?
Donnerstag hob der Flieger mit dem ÖEHV-Team Richtung Kiew ab, 25 Spieler waren mit an Bord.
Noch hat Roger Bader drei Personalentscheidungen zu treffen: Jeweils ein Verteidiger und ein Angreifer müssen aus dem Aufgebot gestrichen werden, dazu kommt noch ein Goalie, der im Standby-Modus vor Ort bleibt, aber nur bei einer Verletzung in den Kader rutschen darf. Bei den Feldspielern sollte Manuel Ganahl fit genug sein, hinter Salzburgs Defender Alexander Pallestrang steht noch ein größeres Fragezeichen.
Den WM-Auftakt sollte Österreich dann bereits mit dem vollen Kader bestreiten, die beiden überzähligen Spieler werden am Sonntag die Heimreise antreten.
Nach dem vierten Platz im Vorjahr soll heuer der nächste Anlauf Richtung A-Gruppe folgen, wobei allerdings wieder so hauchdünne Ergebnisse wie in Katowice zu erwarten sind. Absteiger Kasachstan gilt als klarer Aufstiegsfavorit, daneben würde dann nur noch ein zweites Ticket für Dänemark übrigbleiben.
Absagen schwächen den Kader
Wie gewohnt muss sich ein österreichischer Teamchef mit zahlreichen Absagen herumplagen. Verletzungsbedingte (z.B. Daniel Oberkofler, Raphael Herburger, Alexander Kristler, Fischer, Michael Raffl), sowie vorläufige (die Geier-Brüder Manuel und Stefan, Rafael Rotter) oder langfristige (Thomas Koch, Thomas Vanek, Mathias Lange) Team-Auszeiten.
Roger Bader hebt aber hervor: "Ich bin mit allen Spielern, die hier sind, sehr glücklich, der Kader ist im letzten Jahr breiter geworden." Wie beim Turnier in Graz, als zuvor auch viel über die abwesenden Spieler gesprochen wurde, soll nachher das gute Abschneiden im Blickpunkt stehen.
Egal wie die letzten Personalentscheidungen ausfallen, das Team präsentiert sich mit neuem Gesicht und an die sieben WM-Neulingen. Vom letztjährigen WM-Aufgebot bleiben maximal elf Spieler übrig.
Es ist zwar Baders erste Senioren-WM, doch seine beiden U20-WMs sowie die Turniere in Budapest und Graz lassen folgende Tendenzen für Kiew erwarten: Wer dabei ist, spielt auch: Der 52-Jährige setzt auch vier Blöcke ("vier Triebwerke") ein, die eiszeitmäßig keine großen Unterschiede machen.
Das führt auch zu kuriosen und eigentlich für Österreich einzigartigen Situationen: Während die Teamspieler in anderen Ländern mit gegenüber ihren Klubs verringerten Rollen auskommen müssen, könnte ein Crack wie Erik Kirchschläger – so er den Cut schafft – weit mehr Eiszeit als in Linz bekommen.
Was vom ÖEHV-Team zu erwarten ist
Im Gegensatz zur oft üblichen Variante 7/13 setzt der Schweizer auf acht Defender und zwölf Angreifer. Bei Ausfällen könnten Markus Schlacher und Dominique Heinrich nach vorne rücken, während von den Stürmern einzig Thomas Hundertpfund Erfahrung in der Defensive hat.
Im Powerplay setzt Bader in beiden Units auf zwei Verteidiger an der blauen Linie, während die meisten Teams heutzutage eine Variante des 1-3-1 mit vier gelernten Angreifern spielen.
Baders Teams kreieren ihre Chancen meist "off the rush", daher mit schnellen Breaks. Wie schon in den Junioren-Teams setzt Bader im Zweifelsfall auf den eisläuferisch besseren Spieler, was etwa Michael Schiechl den WM-Platz kostete.
Ausnahmen wie Christoph Duller bestätigen hier aber die Regel. Auch technisch gute Spieler haben meist Vorteile gegenüber reinen Kampfmaschinen, aber auch hier ist Bader seiner Maxime nicht sklavisch verbunden: Beispiel Patrick Spannring, der erst in den letzten Wochen auf dem Teamradar auftauchte, dann aber mit gutem Körperspiel gegen Schweden überzeugte.
Die Gegner der Österreicher
Kasachstan gilt als Absteiger natürlich wieder als Aufstiegsfavorit, das belegt schon der Kader: Fast alle Cracks spielen in der KHL bei Barys Astana, dazu kommt noch die Einbürgerungswelle der letzten Jahre.
Die Angriffslinie mit Nigel Dawes, Dustin Boyd und Brandon Bochenski dominiert Jahr für Jahr die KHL und stach auch bei der letzten A-WM hervor. Vor allem Nigel Dawes gilt als einer der Top-KHL-Stürmer. Dazu kommen noch Offensivdefender Kevin Dallman (heuer allerdings mit altersbedingten Leistungsabfall) sowie dem neu einbürgerten langjährigen AHL-Playmaker und Ex-Salzburg-Crack Martin St-Pierre.
Unser alter EBEL-Buddy aus Ungarn wartet natürlich mit vielen altbekannten Cracks von Fehervar auf, dazu kommen noch Legionäre wie Istvan Bartalis (Schwenningen), Balazs Sebok (KalPa Kuopio) oder Janos Hari (Linköping). Auch die Magyaren bedienen sich einiger Doppelstaatsbürger wie Kevin Wehrs (VSV), Kalvin Sagert, Chris Bodo oder Andrew Sarauer.
Südkoreas "Zaubertrank": Ahornsirup
Was wäre auch Südkorea ohne eingebürgerte Nordamerikaner? Antwort: Eine C-Gruppen-Nation.
Schlussmann Matt Dalton stabilisierte die vorher stets unzureichende Goalie-Position, dazu kommen die Defender Alex Plante (Ex-Dornbirn), Bryan Young und Eric Regan sowie die Angreifer Brock Radunske, Michael Swift und Mike Testwuide. Weitere Einbürgerungen sind hinsichtlich Olympia 2018 zu erwarten.
Gastgeber Ukraine kommt dagegen ohne Fremdarbeiter aus. Mit Ausnahme des hünenhaften Centers Andrei Mikhnov (Yunost Minsk) und dreier Junioren spielen alle Cracks in der heimischen Liga – ob da der Heimvorteil für den Klassenerhalt reicht?
Auch Polen setzt vor allem auf Spieler aus der eigenen Liga, dazu kommen Cracks wie der aus Znojmo bekannte Wirbelwind Patryk Wronka sowie Spieler aus der zweiten britischen Liga. Interessant, dass sich die beiden Defender Pawel Dronia (Löwen Frankfurt) und Adam Borzecki (Bietigheim) gerade im DEL2-Finale gegenüberstehen. Dort segeln beide unter deutschen Spielerlizenzen.
Erweisen sich die Polen als ein ebenso unangenehmer Gegner wie bei der Heim-WM vor einem Jahr? Unvergessen, wie die österreichischen Stürmer beim 0:1 Goalie Prezemyslaw Odrobny nicht bezwingen konnten, obwohl der die letzten Minuten des Spiels durchgehend auf den Knien bestritt und offenbar als guter Katholik um Beistand von oben betete...