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Gregor Biber: Die nächste Generation im heimischen Eishockey

Der 17-Jährige wurde von Teamchef Roger Bader erstmals einberufen. Ist er das nächste rot-weiß-rote Top-Talent? LAOLA1-Scout Freimüller analysiert:

Gregor Biber: Die nächste Generation im heimischen Eishockey Foto: © GEPA

Erste Woche der WM-Vorbereitung – das bedeutet wie jedes Jahr neue Namen im Kader von Roger Bader. Am interessantesten dabei die jüngsten Spieler: Neben Ian Scherzer (Rögle) und Thomas Klassek (KAC, beide 2005) darf mit Gregor Biber (Rögle) ein Geburtsdatum 2006 erstmals vorspielen. Eine aus mehreren Gründen bemerkenswerte Einberufung…

Scherzer und Klassek haben ihre Saisonen schon beendet, bei Biber sieht das anders aus: Er steht natürlich im U18-Aufgebot von Philipp Pinter für die B-WM in Frederikshavn vom 14. – 20. April. Das Camp dazu beginnt am nächsten Sonntag.

Ob es Sinn ergibt, dass Biber – absolvierte dieses Wochenende noch zwei Playoff-Spiele für die U18 von Rögle – sich in dieser Woche noch auf Erwachseneneishockey umstellen und eine Reise nach Riga zu zwei Länderspielen mitmacht, müssen sich Bader und Pinter untereinander ausmachen. Biber, der erst im nächsten August 18 Jahre alt wird, freut sich natürlich auf sein A-Debüt: "Damit habe ich nicht gerechnet, aber es wird sehr interessant werden."

Eine ungewöhnliche Karriere

Bibers Nationalteamberufung ist ein der vorläufige Höhepunkt einer ungewöhnlichen Karriere. Ungewöhnlich deshalb, weil Krustetten bei Krems (Einwohnerzahl knapp 300) nicht gerade als Brutstätte von Profisportlern durchgeht, der UEC Krems (jetzt KEV Eagles), wo er seine ersten Schritte auf dem Eis machte, ebenfalls nicht die größte Adresse im österreichischen Eishockey darstellt. Wie kommt man in dieser Weingegend überhaupt zum Eishockey? "Ein älterer Freund hat mich mitgenommen, sonst hat unsere Familie eher noch mit Fußball oder Handball etwas zu tun gehabt."

Über Krems ging es zu den mittlerweile leider verblichenen Vienna Tigers, danach zur Okanagan-Akademie nach St. Pölten, wo er vom Stürmer zum Verteidiger umfunktioniert wurde ("Am Anfang habe ich mich noch dagegen gesträubt") . Die Übersiedlung nach Klagenfurt folgte erst mit der Saison 21/22, wo er dann auch endgültig am ÖEHV-Radar auftauchte. Die heurige U18-WM wird bereits die dritte für Biber sein - Pinter nahm ihn in seiner Doppelfunktion als Coach beider Teams im Dezember auch zur U20-WM in Budapest mit, wo er wenig überraschend sehr solide agierte.

Vertraute Gesichter

Agent und KAC-Nachwuchsbetreuer Peter Kasper hat schon seit längerer Zeit eine Schiene zwischen Klagenfurt und Ängelholm im südlichen Schweden eingerichtet, nicht nur für Sohn Marco. Biber, der dort auch die schwedische Schule besucht, war zwar zuerst auf einem Probetraining in Malmö, ehe er bei Rögle unterkam: "Dass dort mehrere Österreicher spielen, war natürlich ein Vorteil." Neben Scherzer spielte er heuer auch mit dem Villacher Johannes Neumann, der ebenfalls bei der U18-WM dabei sein wird.

Wie gut Biber die Umstellung auf das schwedische Eishockey gelang, beweist die Tatsache, dass er bald und dauerhaft von der U18 zur U20 hochgezogen wurde, zuletzt sogar etwas mit der ersten Mannschaft mittrainieren durfte. In den Playoffs ging es dann logischerweise wieder retour: Nach dem Aus mit der U20 spielte er noch für die U18, wo aber zwei Niederlagen gegen HV 71 das Saisonende bedeuteten.

Wie leicht oder schwer fiel dem Defender eigentlich die Umstellung auf das schwedische Eishockey? "Ging eigentlich relativ gut, aber natürlich läuft hier alles schneller und intensiver ab. Mein Spiel mit der Scheibe ist hier auf jeden Fall besser geworden, die Pässe müssen hier auch schneller und genauer kommen." Bemerkenswert – und für mich nach den Spielen, die ich von ihm über die Jahre gesehen habe, auch überraschend - ist seine Strafminutenzahl heuer: 88 PIMs in 40 Spielen für die U20 von Rögle. Biber schwächt ab: "Hier gibt es schon für die kleinsten Schlägereien Matchstrafen."

Im Visier der NHL-Scouts

Meine Scouting-Reports über Biber seit 2021 weisen keine große Bandbreite auf, was auch für Bibers konstante Entwicklung spricht: "Gute Größe gepaart mit solider Beinarbeit. Verteidigt mit Stock und Reichweite, setzt seine Größe entlang der Bande gut ein. Solides Positionsspiel, jagt nicht der Scheibe nach. Hat sich über die Jahre in der Nationalteamhierarchie natürlich nach oben gespielt, jetzt auch im PP eingesetzt. Kann aktivieren, aber sein offensives Potential dürfte durchschnittlich sein. Sollte für Österreichs Nationalteams über Jahre einen soliden Defensiv-Defender mit Größe und gutem Hockey Sense ergeben."

Ist dieses Upside auch auf das schwedische SHL-Niveau oder gar mehr übertragbar? Scouts von Arizona, Edmonton und den Rangers haben ihn schon kontaktiert, seine Leistungen bei der U20-WM in Budapest sprachen sicher für ihn. Kleine Chancen auf einen späten Pick beim Draft werden wohl auch von der U18-WM abhängen, wo Biber die klare Nr. 1 in der Defensive sein wird. Es wird interessant sein, ob er sein Spiel auch in dieser Rolle einfach halten (eine große Stärke von ihm) und eine größere Rolle mit der Scheibe einnehmen kann.

Von Krustetten zu Rögle ist schon ein weiter Weg, der in die SHL, zu einer A-WM oder gar nach Übersee (ein Jahr Schule bindet ihn noch einigermaßen an Ängelholm) ein noch größerer. Aber das Eishockey hat schon ganz andere Geschichten geschrieben…


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