Während beim ÖEHV-Nationalteam 2022/23 der erneute Klassenerhalt in der Top-Division ein gleichbleibendes sportliches Ziel markiert, werden im Hintergrund auch neue Ufer anvisiert.
Zu Beginn des dritten Jahres der Präsidiums-Amtszeit des Teams rund um Klaus Hartmann werden auch Bewerbungen für IIHF-Turniere angedacht. "Wir werden in den nächsten Wochen evaluieren, wo eine Bewerbung Sinn machen kann", kündigt ÖEHV-Geschäftsführer Bernhard Friedrich an.
Dabei wird vor allem an die Bereiche U20, U18, Frauen und Para-Eishockey gedacht. "Für eine A-WM braucht man eine große Halle. In Österreich gibt es momentan keine einzige, die IIHF-Standards entspricht. Da sehe ich noch kein Licht am Ende des Tunnels", so Friedrich.
Hartmann will gegenüber LAOLA1 auch die Möglichkeit einer A-Weltmeisterschaft der Herren in einem weiter gefassten, aber noch überschaubaren zeitlichen Rahmen nicht wegschieben.
"Die Wien-Holding-Arena soll voraussichtlich bis 2028 fertiggestellt sein. Für 2030 stünde wieder eine Olympia-Qualifikation an, aber vielleicht bestünde dann auch wieder die Möglichkeit, eine A-WM nach Österreich zu holen", träumt der Präsident vom größtmöglichen Eishockey-Turnier auf heimischem Boden.
Zuletzt fand 2005 eine A-WM in Österreich statt, nicht ganz komplikationsfrei in der Wiener Stadthalle - wo die Eisqualität zu wünschen übrig ließ - und in Innsbruck.
Erhöhung der Einnahmen vor den Mehrbelastungen
Bevor derartige Zukunftsprojekte angegangen werden können, warten nach den Corona-Herausforderungen mit den Energiekostensteigerungen und der Inflation die nächsten finanziellen "Endgegner".
Aus der Erhöhung der Besonderen Sportförderung durch die Bundesregierung um 50 Prozent - von 80 auf 120 Millionen Euro - erhofft sich auch der ÖEHV einen entsprechenden Anteil, dazu wurden die Einnahmen um rund eine Million Euro nach oben geschraubt - etwa durch die Lukrierung von Hauptsponsor win2day.
Fortschritte auf Marketing- und Sponsorenseite sollen ihr übriges tun. Beim ÖEHV ist das selbsterklärte Ziel schon länger, gegenüber den Landesverbänden und Mitgliedern als "modernes Dienstleistungs-Unternehmen" aufzutreten.
Das wird auch nötig sein, denn mit der Energiekrise rollt eine erhebliche Mehrbelastung auf die Vereine zu, für die es Unterstützung einzuholen gilt. Allein die zehn Kärntner Eishallen müssen mit einer Kostensteigerung um die 100.000 bis 150.000 Euro pro Halle rechnen.
"Wir wollen uns nicht der Kritik aussetzen, nur im Spitzensport zu performen. So soll auch im Recruiting-Bereich der unteren Altersklassen ein Fortschritt gemacht werden", verspricht Hartmann, wofür auch ein Ausbildungs- und Entwicklungsleiter im Nachwuchs eingesetzt wurde.
Liga-Vertrag als zentraler Erfolg
Im Spitzensport stellt das Präsidium den neuen Vertrag mit der win2day ICE Hockey League in den Fokus, wobei eine langfristig angesetzte Entwicklung gerade einmal die ersten Schritte hinter sich hat. Die beiden Kernpunkte: Die neue Kaderregelung mit einer Mindestanzahl heimischer Spieler in den Spieltagskadern und das Ausbildungsentschädigungssystem.
Bestrebungen, die Legionärsreduktion auf die Beine zu stellen, habe es schon seit 2012 gegeben. Die Punkteregel, die bis vor kurzem Anwendung fand, sei "sehr komplex und intransparent, nur etwas für Spezialisten" gewesen.
"Wir haben das Mindset geändert, wollen nicht Importspieler beschränken, sondern vorgeben, wie viele einheimische Spieler wir am Spielbericht haben wollen", so Hartmann.
Wie weit die derzeit gültige Marke von zwölf Einheimischen am Spielbericht - inklusive zweier U24-Spieler - nach unten gedrückt werden kann, wird im Abstand von zwei Jahren evaluiert. Abgeschlossen ist der Kooperationsvertrag auf drei Jahre inklusive beidseitiger Option auf zwei weitere.
"Allein durch diesen ersten Eingriff gibt es schon Auswirkungen, dass das Mindset in die richtige Richtung geht. Man sollte sich nicht auf die Zahlen fixieren. Ich denke aber, dass es auch betriebswirtschaftlich Sinn macht, weil sich die Fans mit den Spielern identifizieren wollen."
Das Ausbildungsentschädigungssystem tritt 2022/23 hingegen noch ohne Geldflüsse in Kraft, um Feinjustierungen vornehmen zu können. Sobald dies geschehen ist, wird eine Kommission eingesetzt, um im Folgejahr Fördermittel verteilen zu können.
Hier wird es also noch eine Weile dauern, bis die Auswirkungen spürbar werden.