3. Platz und damit Bronze für Österreich bei der U18-B-WM in Frederikshavn: Nachdem man jahrelang am Aufstieg gescheitert war, gelang der Klassenerhalt diesmal souverän und es wäre sogar noch mehr drinnen gewesen. Das Resümee eines gelungenen Turniers:
6:3 gegen Japan, 6:5 nach OT gegen Ungarn, 5:0 gegen Dänemark sowie zwei knappe Niederlagen zu Turnierbeginn und -ende: 2:3 gegen Deutschland und ebenfalls 2:3 gegen die Ukraine, wobei der Siegestreffer in der letzten Minute ins leere Tor fiel: Coach Philipp Pinter hatte alles auf eine Karte gesetzt, für Silber hätte es einen Sieg nach 60 Minuten gebraucht.
Positives Resümee
Pinters Resümee fiel nicht nur angesichts der acht Punkte in fünf Spielen positiv aus: "Wir haben gute Struktur im Spiel gehabt, als Kollektiv agiert. Eisläuferisch waren wir sehr gut drauf, dazu haben wir vor allem in der Defensive körperlich stark dagegengehalten.“
Für Pinter wäre sogar mehr drinnen gewesen: "Gegen Deutschland haben wir stark gespielt, aber leider eine 2:0-Führung verspielt. Die zwei Gegentore gegen Ungarn in der letzten Minute waren überhaupt zum Haareraufen. Gegen die Ukraine sind dann leider einige Entscheidungen zu Spielende gegen uns ausgefallen.“
Für mich waren die zwei mittleren Turniertage gut, ein relativ junges Team (neun Spieler können nächstes Jahr wieder antreten) aus nächster Nähe zu sehen. Die mittelprächtigen Streams sind zwar besser als nichts, aber nie und nimmer gegen Besuche vor Ort einzutauschen. Frederikshavn bereitet sich derzeit langsam auf die Sommer-Tourismussaison vor, das Turnier in einer brauchbaren Halle ging fast ohne Zuschauer über die Bühne.
Österreichische Defensive wächst körperlich von Jahr zu Jahr
Erfreulich: Die österreichische Defensive scheint von Jahr zu Jahr körperlich zu wachsen, ohne unbeweglich zu agieren. Johannes Gruber, Nico Uschan und Fabian Baumann verfügen über gute Reichweite, spielten ein Turnier als Defensiv-Defender ohne große Fehler. Paul Reiner ist dagegen nicht mit Größe gesegnet, dafür mit sehr gutem Hockey Sense und offensiven Fähigkeiten, hielt körperlich gegen seine Altersgenossen voll dagegen und gehört zu den interessanteren Defendern, die Österreich in den letzten Jahren hervorbrachte. Ein paar Zentimeter mehr oder nicht könnten über seinen Karriereverlauf entscheiden.
Top in dieser Riege wie erwartet: Gregor Biber, der Checks austeilen und einstecken kann, ohne die Kontrolle über die Scheibe zu verlieren. Bei einem normalen Karriereverlauf sollte er (mindestens) ein jahrelanger ÖEHV-Defender werden.
Im Angriff gab die Paradelinie mit Felix Haiböck (ein großer Netfront-Spieler), Johannes Neumann und Leon Kolarik die Pace vor. Neumanns Speed ist seine größte Trumpfkarte, alleine dadurch kippt seine Linie das Eis meist Richtung gegnerisches Drittel. Kolarik – ein Wiener, der in der Red Bull Academy spielt – verfügt über gute Offensivinstinkte und einen ansatzlosen, genauen Schuss, den er vor allem im PP von der rechten Halfwall verwendet. Seine zehn Punkte in fünf Spielen waren der zweitbeste Wert des Turniers.
Luca Kogler (etwas Abschlussqualitäten) und David Waschnig setzten ebenfalls Akzente, Adrian Gesson vor allem im Powerplay. Waschnig, der körperlich aber immens zulegen muss, könnte als Rollencenter eine Zukunft im Seniorenbereich haben. Paul Sintschnig, mit 15 Jahren gerade noch spielberechtigt, zeigte keine Angst vor dem Nahkampf, sollte in den nächsten Turnieren (er könnte noch drei U18 WMs spielen) ein Spielträger und Offensivproduzent werden.
Die Goalie-Position, seit Jahren der Schwachpunkt im österreichischen Eishockey? Na ja – Mika Haim wirkte in den ersten drei Spielen mitunter passiv, vor allem bei hohen Schüssen aus der Distanz (Siegestreffer der Deutschen) hätte der eine oder andere Save gutgetan. Patrick Grascher vertrat Haim gegen Dänemark sogar mit einem Shutout, wurde dabei aber kaum getestet.
Insgesamt war das Spielermaterial bei dieser WM vielleicht leicht überdurchschnittlich – in der Defensive darüber, in der Offensive dünnte sich das Talent etwas schneller aus.
Aufholbedarf in zwei Punkten
Aufholbedarf sieht Pinter noch vor allem in zwei Punkten: „Athletisch gibt es noch viel zu tun, obwohl das schon besser wurde. Und eine längere Vorbereitung würde bei Details wie dem Unterzahlspiel sehr helfen“
Für das Turnier im nächsten Jahr stehen neben dem ÖEHV-Team mit der Ukraine, Ungarn, Dänemark (heuer ganz schwach) und Aufsteiger Slowenien (ersetzt Absteiger Japan) fünf Teilnehmer fest. Wer Aufsteiger Deutschland (zitterte sich zum Abschlusssieg gegen die Dänen) ersetzt, wird sich bei der A-WM in Finnland in den nächsten beiden Wochen entscheiden. Zwei Jahre hintereinander in den Top-16 gab es für den ÖEHV seit Ewigkeiten nicht mehr, selbst bei einer Teilnahme von Russland und Belarus im internationalen Eishockey hätte es heuer für den Klassenerhalt gereicht.
Auch im Trainerstab stehen Entscheidungen an: Pinter war zum zweiten Mal U18-Headcoach, die Erfolge sprechen für ihn und seinen Trainerstab um Mathias Lange, Patrick Harand und Patrick Machreich. Heuer musste er auch Kirk Furey als U20-Coach ersetzen, auch dort gelang der Klassenerhalt ohne Probleme. Es bleibt abzuwarten, welche diese Aufgaben er neben seinem Hauptjob als sportlicher Leiter in Graz weiter erfüllen wird. Die U18 war früher, die U20 in den letzten Jahren ein Wanderpokal beim ÖEHV – der Aufschwung im Nachwuchs wird wohl nur mit fähigen und willigen Leuten hinter der Bande weitergehen, auch wenn natürlich die Klubteams das Spieler-Rohmaterial bereitstellen. Der Vergleich des Turniers in Asiago vor zwei Jahren, das fast mit dem Abstieg in die Viertklassigkeit geendet hätte, mit den zwei danach bewies jedoch, wie sehr auch ein Nationalteam von einem geeigneten Trainerstab abhängig ist…