Er ist da: Michael Raffl ist etwas mehr als eine Woche vor Beginn der Weltmeisterschaft in Bratislava (ab 11. Mai) beim ÖEHV-Team in Wien angekommen und ins Training eingestiegen.
Der 30-Jährige kommt gut ausgeruht zur Nationalmannschaft: Seine Philadelphia Flyers haben die NHL-Playoffs letzten Endes deutlich, nämlich um 16 Punkte, verpasst, seine Saison ging mit dem Abschluss des Grunddurchgangs zu Ende - vor nicht ganz vier Wochen.
Jede Menge Zeit, sich auf die abschließende Aufgabe seines Eishockey-Jahres vorzubereiten: Den erneuten Klassenerhalt mit Österreich.
So schlimm wie 2018 geht gar nicht
Genau wie letztes Jahr ist Raffl der einzige NHL-Spieler im rot-weiß-roten Aufgebot. Seine persönlichen Voraussetzungen sind durch das klare Aus der Flyers aber, zumindest was die WM betrifft, deutlich bessere. Auch, wenn in den letzten Tagen in der Kärntner Heimat noch kein Eis-Training möglich war.
"Rund um Villach war in Kärnten in Sachen Eishockey alles abgeschaltet, ich hatte also keine Chance mehr. Auch in Slowenien ist sich nichts ausgegangen. Ich habe mich nur im Studio fit gehalten", berichtet Raffl.
Zehn Tage vor Beginn des Turniers beim Team zu sein, ist aber eine komfortablere Ausgangslage als 2018. Damals wurde seine Turnier-Teilnahme in Dänemark erst kurzfristig fixiert, der Auftakt gegen die Schweiz und das zweite Spiel gegen Russland gingen sich gar nicht aus.
"So schlimm wie letztes Jahr kann es gar nicht sein, ich war zwei Wochen lang nie am Eis, dann einen Tag in Villach, gleich nach Kopenhagen, ein Training und ins Spiel", erinnert sich der Flügelstürmer, der dann noch vier Tore und einen Assist im Laufe der restlichen fünf Spiele zum Klassenerhalt beitrug.
"Aber das ist ein ganz anderes Kartenspiel, wenn du vorher ein paar Mal am Eis bist."
Zwei Trainings wie 25 Stunden am Eis
Diesmal kann Raffl sogar noch an den letzten beiden Testspielen, gegen Dänemark (So., 16:00 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv) und am Kracher gegen Kanada (Di., 19:15 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv) in der Erste Bank Arena teilnehmen.
Darüber hinaus verlangt Teamchef Roger Bader seinen Spielern in den Trainings viel ab, auch im Vergleich zu Raffls NHL-Alltag nicht ohne: "Die zwei Trainings waren wirklich extrem fordernd und haben sich angefühlt, als wären wir 25 Stunden am Eis gewesen. So, wie ich mich gerade fühle, fühlt man sich normalerweise nach einem Trainingscamp im Sommer."
Die zwei Trainings waren wirklich extrem fordernd und haben sich angefühlt, als wären wir 25 Stunden am Eis gewesen. So, wie ich mich gerade fühle, fühlt man sich normalerweise nach einem Trainingscamp im Sommer.
Eine Belastung, die der NHL-Crack aber wegsteckt: "Ich habe mich überraschend gut gefühlt, dafür, dass ich so lange nicht am Eis war. Das hat mich selbst überrascht. Aber vielleicht ist das so, weil ich wirklich abschalten konnte und nichts mit Eishockey zu tun hatte. Jetzt bin ich doch schon 30 und brauche mehr Ruhepausen."
Und mit der Zeit wird auch der Rhythmus zurückkommen: "Die ersten Trainings sind immer grässlich, das erste Spiel sowieso. So eine Intensität wie im Spiel bekommst du im Training selten, das ist für uns alle wichtig - auch für die Klagenfurter, die jetzt erst einmal die Meisterfeier rausschwitzen müssen."
Alte und neue Bekannte auf der Gegenseite
Die notwendige Gegenwehr, um Feierlichkeiten und Ruhepausen rauszuschwitzen und für die WM auf Betriebstemperatur zu kommen, wird schon in den nächsten Tagen auf das ÖEHV-Team zukommen.
Gegen Kanada etwa wird Raffl als einziger NHL-Spieler eine österreichische Mannschaft ergänzen, der 22 Spieler aus der besten Eishockey-Liga gegenüberstehen - der gesamte kanadische Kader.
Mit Jung-Torhüter Carter Hart und Sean Couturier sowie Flyers-Coach in spe, Alain Vigneault, werden auch direkte Kollegen bzw. baldige Vorgesetzte Raffls aus Philadelphia dabei sein.
"Aber über das mache ich mir keine Sorgen, die NHL-Saison geht für mich im Oktober wieder los. Jetzt bin ich mit meinen 'Boys' da", zeigt sich Raffl ganz auf die WM eingestellt - und hochmotiviert.
"Wenn ich mich nicht wirklich gefreut hätte, kommen zu können, wäre ich auch nicht da. Es war letztes Jahr schon ein richtig lustiger und cooler Haufen. Und Eishockey macht mehr Spaß, als alleine irgendwo in einem Fitnessstudio herumzuhüpfen."
Und Eishockey macht mit Erfolg noch einmal mehr Freude. Ein Grund mehr, alles für den Klassenerhalt zu tun und die Saison in nicht ganz drei Wochen weiterhin als A-Nation endgültig abzuschließen.