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ÖEHV in Sorge: "Uns müssten Sponsoren die Türen einrennen"

Dem Eishockey-Verband drohen deshalb finanziell harte Zeiten. Klaus Hartmann spricht außerdem eine eindringliche Warnung an die Politik aus.

ÖEHV in Sorge: Foto: © GEPA

Die Eishockey-WM 2024 wird dem österreichischen Eishockey-Nationalteam nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Im dritten Jahr in Folge wurde der Verbleib in der Top-Division gesichert, außerdem historische Leistungen gegen die Großnationen Kanada und Finnland erbracht. Damit hat man sich eine Teilnahme an der WM 2025 in Stockholm erspielt.

Ein Eishockey-Boom hätte entstehen sollen. Dieser dürfte zumindest bei den Fans, aber nicht bei den Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft erreicht worden sein.

"Wir erinnern uns gerne an die tollen Erfolge. Man hat oft den Eindruck, dass diese großen Erfolge oft nicht so wertgeschätzt werden", bedauert ÖEHV-Präsident Klaus Hartmann im Rahmen einer Pressekonferenz in der schwedischen Botschaft in Wien.

"Warum ist es nicht möglich?"

Der Villacher fragt sich: "Warum ist es nicht möglich, diesen Erfolg sofort monetär umzusetzen? Uns müssten die Sponsoren die Türen einrennen."

Dem ist nicht der Fall, wohl auch deshalb, weil der Verband zu wenig Eigeninitiative zeigt. Wobei Hartmann bemüht ist zu betonen, dass man sehr wohl "kurbelt und macht. Wir haben täglich Termine mit Sponsoren." Doch den großen Output gibt es augenscheinlich nicht.

Hartmann kann trotzdem nicht nachvollziehen, dass dem Eishockey-Verband nicht größere finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und fordert: "Wir müssen wirklich daran arbeiten, den positiven Drive aus diesen unglaublichen Erfolgen mitzunehmen und auf große Sponsoren umzusetzen."

Appell an die neue Regierung

Hartmann richtet in weiterer Folge einen Appell an die neue Regierung.

Im Zuge der notwendigen Budgetsanierung wurde als eine der ersten Maßnahmen eine Erhöhung der Steuer auf Wetten und Glücksspiel veranlasst. Konkret muss ein Wettanbieter von jedem Tipp ab sofort fünf statt zwei Prozent an den Staat zahlen.

"Wenn sich nichts ändert, müssen sie (win2day, Anm.) ihre Sponsoring-Engagements zurückfahren."

Klaus Hartmann

Davon sind indirekt unzählige heimische Sportverbände, -Vereine und -Ligen, die beispielweise von ADMIRAL oder win2day gesponsort werden, betroffen. Letzteres Unternehmen ist beim ÖEHV als Hauptsponsor involviert, der Vertrag läuft noch bis Ende 2025.

Alleine die erst heuer neugegründete Austrian Women's Hockey League (AWHL), die am vergangenen Wochenende mit dem Final Four in Linz ihren Höhepunkt fand, wurde von win2day mit 100.000 Euro unterstützt.

Kürzung der Leistungen?

"Wenn sich nichts ändert, müssen sie (win2day, Anm.) ihre Sponsoring-Engagements zurückfahren", bangt der 64-Jährige um einen Einschnitt. Dabei seien die großen Sportwettanbieter nicht nur für die Entwicklung im Spitzen-, sondern gerade auch im Breitensport essenziell.

Konkret fordert der Präsident von der Regierung, dass mit der Anhebung der "Glücksspiel- und Wettgebühren" behutsam umgegangen und nicht "über das Ziel hinaus geschossen" werde. Ansonsten fürchtet Hartmann "große Konsequenzen für den Sport allgemein."

Dem Staat soll die Erhöhung der Wettangabe indes im Jahr 2025 50 Millionen Euro, 2026 sogar bis zu 100 Millionen Euro bringen.

Der ÖEHV kämpft um seine Planungssicherheit. "Wir müssen planen, kalkulieren und uns nach der Decke strecken", verlautbart Hartmann und appelliert im selben Atemzug an "alle Wirtschaftstreibenden, uns auch zu unterstützen." Selbst schöpfe man alle rechtlichen Möglichkeiten aus, um Geld zu erwirtschaften.

Minus von 300.000 Euro

Im Jahr 2024 soll der Eishockey-Verband nämlich ein Minus von 500.000 Euro geschrieben haben, diese Information wurde vor einiger Zeit auch an LAOLA1 herangetragen. Der Präsident gibt zu, "dass wir operativ ein Minus von 300.000 Euro gemacht haben."

Dass der ÖEHV finanziell nicht gut dastehe, weist Hartmann jedoch vehement zurück. "Wir haben auf der Veranlagungsseite 1,6 Millionen Euro, dieses Geld gehört dem ÖEHV. Außerdem haben wir eine extrem hohe Eigenkapitalquote", so der Villacher.

"Es so darzustellen, dass wir finanzielle Probleme haben, ist einfach nicht richtig. Wir stehen finanziell top da, trotzdem müssen wir jeden Euro dreimal umdrehen und effizient einsetzen."

Klaus Hartmann

Die Kosten seien vielerorts "davongaloppiert", darüber hinaus äußert Hartmann "berechtigte Sorgen, dass die Sportförderungen, die keinesfalls indexiert wurden, aufgrund der neuen Entwicklungen noch knapper werden" und der Verband mit noch weniger finanziellen Möglichkeiten haushalten muss.

2024 erhielt der ÖEHV aus der Sportförderung insgesamt rund 1,7 Millionen Euro an Basisförderung, davon etwa 550.000 für Personal-Angelegenheiten in den Bereichen Sport bzw. Verband.

Ein Widerspruch und eine Erklärung

Doch "es so darzustellen, dass wir finanzielle Probleme haben, ist einfach nicht richtig", stellt der Präsident klar. "Wir stehen finanziell top da, trotzdem müssen wir jeden Euro dreimal umdrehen und effizient einsetzen."

Deshalb werden diese Woche in Wien die ersten Testspiele der WM-Vorbereitung gegen Lettland (4. und 5. April) nicht etwa in der STEFFL-Arena, sondern in der rund 1.000 Zuschauer fassenden Halle 3 über die Bühne gehen. Die erste Partie wird "aufgrund der frühen Beginnzeit an einem Wochentag" überhaupt ohne Zuschauer stattfinden.

Hartmann begründet diese Entscheidung: "Laut unserer Geschäftsstelle war es offensichtlich nicht möglich, die Spiele kostendeckend zu vermarkten. Es wäre daher grob fahrlässig, mit Ansage in ein Minus zu fahren."


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