Österreichs Eishockey-Nationalteam ist mit etwas Glück ein versöhnlicher Abschluss des Olympia-Qualifikationsturniers in Bratislava gelungen.
Nach zwei 1:2-Niederlagen gegen Gastgeber Slowakei und Kasachstan lag die rot-weiß-rote Auswahl im abschließenden Spiel gegen A-WM-Aufsteiger Ungarn nach dem ersten Drittel bereits 0:3 zurück, zeigte jedoch Charakter und gewann schließlich noch 4:3 nach Shootout.
Damit wurde noch der heißersehnte Sieg eingefahren, das Turnier auf dem dritten Platz beendet. "Es ist sicher eine große Erleichterung, aber es ist immer noch nicht das Ergebnis, das wir wollen", war David Reinbacher nicht restlos zufrieden.
Der Frust über die verpasste Olympia-Teilnahme spielte mit
Die NHL-Hoffnung monierte die eigene Leistung in den ersten "eineinhalb Dritteln. Da haben wir nicht unser Spiel gezeigt."
Das verpasste Olympia-Ticket schien noch in den Köpfen der ÖEHV-Cracks herumzuspuken, die Mannschaft wirkte mental müde und war gegen bissige Ungarn stets einen Schritt zu spät. Die Folge: Thomas Höneckl musste gleich dreimal hinter sich greifen.
"Es war sicher etwas Frust dabei, wenn man sich das Ziel vornimmt, Olympia zu erreichen. Sie haben einfaches Eishockey gespielt, wir haben uns nicht an den Spielplan gehalten. Wenn man ein, zwei Tore bekommt, haben sie das Momentum, dann rennst du der Scheibe nur hinterher", fasste es Reinbacher treffend zusammen.
Und forderte auf: "Da müssen wir wirklich einen Schritt mehr machen. Wir wollen eine bessere Nation als Ungarn sein, eine etablierte A-Nation, dann muss einfach mehr kommen."
"Als würde es um die Weltmeisterschaft gehen"
Teamchef Roger Bader wurde bereits in der ersten Werbepause lauter, versuchte sein Team aufzuwecken. Dies zeigte - nach einer weiteren, deutlichen Kabinenansprache - jedoch erst ab dem zweiten Drittel Wirkung. "Ich war wirklich sehr unzufrieden mit der Leistung", stellte der Schweizer klar
"Die Mannschaft war wahrscheinlich überrascht, wie sehr die Ungarn auf alles oder nichts spielen, ihren Körper einsetzen, mit ihren Freunden spielen, als ob es um die Weltmeisterschaft gehen würde."
Er versuchte eine Erklärung zu finden: "Die Mannschaft war wahrscheinlich überrascht, wie sehr die Ungarn auf alles oder nichts spielen, ihren Körper einsetzen, mit ihren Freunden spielen, als ob es um die Weltmeisterschaft gehen würde."
Es sei aus seiner Sicht allerdings keinesfalls ein "0:3-Drittel gewesen, da war das eine oder andere kuriose Tor dabei."
"Plätschern lassen oder Reaktion zeigen"
Ab dem Mittelabschnitt und mit einem neuen Torhüter im Rücken - Florian Vorauer ("Ich war etwas überrascht davon") ersetzte den unglücklich agierenden Höneckl und blieb in den folgenden 45 Minuten ohne Gegentreffer - wurde Moral bewiesen.
Überrascht hätte ihn das nicht, meinte Bader. Er kenne den Charakter seiner Mannschaft, gab ihr zur Pause zwei Optionen: "Das Spiel dahin plätschern lassen oder eine Reaktion zeigen und aus diesem Spiel etwas mitnehmen."
Letzteres war der Fall, mit dem 1:3 in Überzahl durch Lukas Haudum schöpfte das Team sichtlich neue Hoffnung, das Spiel im Schlussabschnitt zumindest noch zu egalisieren. Es dauerte zwar etwas, doch Dominic Zwerger schoss die ÖEHV-Auswahl mit einem Doppelpack in die Overtime.
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Dort hatte Rot-Weiß-Rot deutlich mehr Puckbesitz, konnte jedoch keine Entscheidung erzwingen. Im Shootout hatte man das glücklichere Ende für sich, sinnbildlich der Game Winning Penalty von Haudum.
"Wir mussten Charakter zeigen. Man muss als Spieler vorausgehen und alles rausholen. Wir wollen sicher nicht mit einem 0:3 nachhause fahren, da sitzen und uns fragen, woran es gelegen hat", sagte Reinbacher.
Slowakei top, Kasachstan unglücklich, Ungarn verdient
So konnte noch ein erfreuliches Turnier-Fazit gezogen werden, obwohl das große Ziel, die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 in Mailand nicht erreicht wurde. "Die Gesamtbilanz fällt, was die Leistungen betrifft, positiv aus", bestätigte Bader und führte aus:
"Wir haben gegen die Slowakei eine Top-Partie gezeigt, mit einer Leistung, die mit der Finnland-Leistung bei der Weltmeisterschaft vergleichbar ist. Die Kasachstan-Partie, auch nachdem ich sie mir auf Video nochmal angesehen habe - da waren so viele Torchancen, da war sehr vieles, sehr gut. Da hat nur das Resultat nicht gestimmt."
Der Teamchef resümiert abschließend: "Dass man nach einem schlechten ersten Drittel ein Spiel drehen kann und verdient gewinnt, weil im letzten Drittel waren wir mehr als nur deutlich überlegen, ist für das große Bild für die Zukunft ein großes Erlebnis. Acht Perioden zufrieden, eine Periode unzufrieden."