Den Auftakt in den Deutschland-Cup im bayrischen Landshut hat sich Österreichs Eishockey-Nationalteam ganz anders vorgestellt.
Nach desaströsen ersten 20 Spielminuten lag das ÖEHV-Team gegen die Slowakei bereits 0:4 zurück, das Endergebnis von 1:7 (Spielbericht >>>) muss als Schadensbegrenzung bezeichnet werden.
Denn nach dem ersten Drittel hatte man das Gefühl, es könnte noch bitterer werden, als es das nicht ohnehin schon war. Das Fazit fällt naturgemäß trotzdem ernüchternd aus.
"Wir hatten es uns sicher nicht vorgestellt, so ins Turnier zu starten. Wir waren etwas überrascht vom Tempo und Körperspiel der Slowaken", gab Torhüter Stefan Müller, der Starter David Madlener nach dem ersten Drittel ablöste, gegenüber LAOLA1 unumwunden zu.
Die (schlechten) Angewohnheiten
Für Teamchef Roger Bader war die Überraschung hingegen gar nicht so groß. Denn der Schweizer wusste, was seine Mannschaft gegen die Slowakei erwarten würde. Viel mehr nutzte der Weltranglisten-Neunte die Angewohnheiten einiger ÖEHV-Cracks eiskalt aus.
"Sie haben uns richtig gejagt, sehr viel Körper gespielt. Das am eigenen Leib zu erfahren, anstatt es zu hören, sind zwei verschiedene paar Schuhe."
"Man hat einfach gewisse Angewohnheiten, wie den Puck etwas länger zu behalten oder dort noch einen Bogen zu machen, weil man es gewohnt ist, so den Forecheck zu unterbinden. Das war aber nicht so, der Gegner ließ sich nach einem Bogen nicht abschütteln, dann kam der nächste", erklärte Bader.
Dass die Slowakei einen harten, aggressiven Forecheck betreiben würde, wurde den Spielern im Vorhinein klar kommuniziert. "Sie haben uns richtig gejagt, sehr viel Körper gespielt. Das am eigenen Leib zu erfahren, anstatt es zu hören, sind zwei verschiedene paar Schuhe", betonte Bader.
Zudem sei es nicht zum ersten Mal der Fall gewesen, dass seine Mannschaft im ersten Spiel des November Breaks Mühe mit der Intensität habe, allen voran im ersten Spielabschnitt. "Das war jedes Mal so - es war zwar nicht immer so, dass wir dann 0:4 zurückgelegen sind, aber es war immer so."
Diese Erfahrung im ersten Drittel zu machen, "ist immer ein bitteres Lernen. Jetzt wurde es auch bitter ausgenutzt von der Slowakei mit den Toren", sagte der Teamchef.
"Wir waren im ersten Drittel 20 Minuten lang unterlegen"
In der achten Spielminute eröffnete Samuel Takac im Powerplay den slowakischen Torreigen, dann legte Jozef Balaz (13.) zum 2:0 nach, ehe Oliver Okuliar (15.) und erneut Balaz (15.) die Führung binnen 20 Sekunden auf 4:0 ausbauen konnten.
"Natürlich ist es immer schlecht, zwei Tore in kurzer Zeit zu erhalten", meinte Bader im LAOLA1-Gespräch. "Wir waren im ersten Drittel 20 Minuten lang wirklich permanent unter Druck und unterlegen, haben nicht schnell genug gespielt, waren auch zu schwach im eigenen Körperspiel und haben die Zweikämpfe verloren."
Deshalb sieht der Teamchef den slowakischen Doppelschlag im ersten Drittel als Zufall an, "weil es nicht so war, dass wir in dieser einen Minute schlecht waren, sondern wir waren wirklich unterlegen in diesen 20 Minuten."
Müller: Freude über Team-Debüt überwiegt
Danach ging es im ÖEHV-Spiel langsam bergauf, auch weil die Slowakei merklich einen Gang zurückschaltete. Dazu vollzog Bader einen Tormann-Wechsel, bescherte Müller unverhofft sein erstes A-Länderspiel im ÖEHV-Dress.
"Zunächst möchte ich sagen, dass ich David Madlener von diesen vier Tore keines vorwerfe. Er wird in diesem Turnier sicher nochmal zum Einsatz kommen", stärkte Bader dem 31-jährigen Vorarlberger den Rücken.
Es sei einfach eine Möglichkeit gewesen, Müller Einsätze zu geben - und diese wurde ergriffen. Zur Freude des NLB-Legionärs: "Es war cool, mein erster A-Team-Einsatz. Ich hatte viel Spaß, habe es genossen. Es war natürlich nicht einfach, aber insgesamt bin ich glücklich."
Bader analysierte: "Das erste Tor, das er bekommt (1:5, Anm.), war ein richtiger Schuss ins Kreuzeck, der Onetimer war schwer zu halten. Beim zweiten Tor hat er etwas die Orientierung verloren, aber er hat sich im Verlaufe dieser 40 Spielminuten gesteigert und einige gute Saves gemacht."
Für den 27-Jährigen sei es keineswegs einfach gewesen. "Es ist immer schwierig, bei so einem Turnier während dem Spiel reinzukommen und dann auf einem Tempolevel, das höher ist, als er es aus der NLB gewohnt ist", sagte Bader.
Auf der Steigerung im weiteren Spielverlauf gilt es aufzubauen
Allgemein zeigte sich der ÖEHV-Teamchef mit der Leistung ab dem zweiten Drittel zufrieden.
"Das war grundsätzlich die Steigerung, die ich auch gefordert habe. Im zweiten und dritten Drittel war das Torverhältnis ausgeglichen, zwar mit einem Chancenplus der Slowaken, aber wir konnten viel besser mithalten."
Belohnt wurden die Bemühungen mit dem zwischenzeitlichen 1:4 durch Nico Feldner, der eine sehenswerte Kombination über Dominic Zwerger und Clemens Unterweger vor dem Tor vollendete.
"Jetzt gilt es, den nächsten Schritt zu machen und im nächsten Spiel viel besser zu spielen, als im ersten", gab Bader die Marschrichtung vor. An das Tempo und die Intensität hätte man sich nun gewöhnt, es gibt keine Ausreden mehr.
Am Samstagabend wartet das Duell mit Gastgeber Deutschland (18 Uhr im LIVE-Ticker >>>), ehe der Deutschland-Cup aus heimischer Sicht am Sonntagvormittag gegen Dänemark (11 Uhr im LIVE-Ticker >>>) beschlossen wird.