Das ÖEHV-Herren-Nationalteam scheiterte im vergangenen August deutlich an der Mission Olympische Winterspiele 2022.
Nach zwei Niederlagen in der Olympia-Qualifikation gegen Gastgeber Slowakei und Belarus war die Nicht-Teilnahme früh bestätigt, der Sieg gegen Polen nicht mehr als Ergebnis-Kosmetik.
Damit haben die ÖEHV-Damen die große Chance, das Rampenlicht auf ihre Seite zu ziehen. Die Mannschaft von Teamchef Juri Risku bestreitet vom 11. bis 14. November im deutschen Füssen die Qualifikation zu den Olympischen Winterspielen in Peking - alle Spiele bei LAOLA1 im LIVE-Stream >>>.
Gleich zum Turnier-Auftakt steht mit Gastgeber Deutschland (Donnerstag, 17:15 Uhr) die wohl härteste Aufgabe bevor. Auch Dänemark und Italien sind Gegner, die "nicht unterschätzt" werden dürfen, wie ÖEHV-Angreiferin Julia Willenshofer im Gespräch mit LAOLA1 wiedergibt.
Die Skandinavierinnen stiegen erst 2019 in die A-WM auf, Italien 2019 von eben dort ab. Dennoch wittert die 27-Jährige, die zu den Führungsfiguren im österreichischen Damen-Nationalteam zählt, die große Sensation.
Was es dafür braucht, wie sie die Entwicklung im Damen-Eishockey sieht und wo Österreich 2026 stehen soll, erklärt sie im folgenden Interview:
LAOLA1: Während die Herren in Jesenice ein Vier-Nationen-Turnier (Alle Spiele im LIVE-Stream bei LAOLA1 >>>) bestreiten, steht bei euch mit der Olympia-Qualifikation in Füssen der Ernstfall an. Was ist der Status Quo?
Julia Willenshofer: Wir werden uns von Spiel zu Spiel konzentrieren und am Ende sieht man, was rauskommen wird. Wir machen uns gar keinen Druck, wissen, dass wir mit Deutschland und Dänemark starke Gegner haben, aber auch Italien darf man nicht unterschätzen. Wir sind hochmotiviert, freuen uns auf die Zeit und wollen natürlich alles geben.
LAOLA1: Das Damen-Eishockey und -Nationalteam steht oft im Schatten der Herren. Welches Gefühl hast du, wie ihr in der Öffentlichkeit wahrgenommen werdet?
Willenshofer: Wir freuen uns natürlich über jede mediale Präsenz und leisten auch viel dafür. Wir trainieren regelmäßig, bestreiten am Wochenende unsere Spiele. Die mediale Arbeit über das Damen-Nationalteam hat die letzten Jahre stark zugenommen, das freut uns umso mehr, dass wir in der Öffentlichkeit geschätzt werden. Ich hoffe, dass es noch mehr wird.
(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
LAOLA1: Ist das Verhältnis im Team familiärer, da in Österreich wenige Verein auf höchstem Niveau gegeneinander spielen?
Willenshofer: Unser Team ist sehr familiär. Jeder kennt jeden, wir haben eine super Stimmung in der Kabine. Zudem haben wir eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielerinnen – die Jungen bringen einen frischen Wind ins Team. Wir haben echt eine super Mannschaft.
LAOLA1: Das Damen-Team ist momentan sehr jung, du hast die Mischung zwischen erfahrenen und jüngeren Spielerinnen auch schon angesprochen. Welches Potenzial steckt im Vergleich zu anderen Top-Nationen im Team?
Willenshofer: Das Damen-Eishockey wurde in den letzten Jahren viel gefördert, auch bei den Vereinen. Es wird darauf geschaut, die Jugend aufzubauen und zu unterstützen. Es gibt viele Akademien und ich glaube, dass sehr viel möglich ist. Natürlich müssen wir auch zeigen, dass wir es draufhaben und mit den Großen mithalten können. Wir wollen eine A-Nation werden.
LAOLA1: Die letzten beiden Jahre waren speziell für die U14- und U16-Teams aufgrund der Corona-Pandemie sehr schwierig. Rückblickend auf deine Anfänge: Wie wichtig war diese Phase und wie schwierig wird es sein, das Loch wieder zu schließen?
Willenshofer: Meine Anfänge sind schon etwas länger her. (schmunzelt) Wir waren jedes Mal stolz, als wir ins Nationalteam einberufen wurden. Wir haben gar nicht so viel über die Zeit danach nachgedacht, sondern den Moment genossen. Wir wussten, dass wir Österreich präsentieren dürfen und das gebe ich den jungen Spielerinnen auch so weiter. Man darf nicht aufgeben, muss immer Spaß an der Sache haben und weiter trainieren. Der Weg ins A-Team ist für die Nachwuchs-Spielerinnen noch lang, aber sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben und sollen weiter Spaß haben.
LAOLA1: Wie kommt Eishockey denn bei den ganz jungen Mädchen an? Es ist nicht ganz der typische Mädchen-Sport und Hallen sind auch nicht überall vorhanden.
Willenshofer: Speziell in Salzburg, der Steiermark, Villach oder auch Wien – hier werden neben den Burschen auch die Mädchen gefördert. Ich habe selbst in einem Burschen-Team angefangen und es ist für die Mädels sehr wichtig, dass sie auch mit ihnen trainieren. Die Erfahrung des körperbetonteren Spiels hilft einem. Eishockey hat mich persönlich von Anfang an fasziniert.
LAOLA1: Mit Blick auf die Olympia-Qualifikation: Die Bilanz gegen Italien ist ausgeglichen, gegen Dänemark und Deutschland herrscht noch Aufholbedarf. Es ähnelt ein wenig der Situation bei den Herren im August. Was wird es für die große Sensation brauchen?
Gegen Deutschland lautet das Motto immer: „Jetzt sind sie dran!“ Wir haben sie im Frühjahr schon geschlagen, da haben wir uns über den Sieg sehr gefreut. Es ist etwas Besonderes, den Nachbar zu schlagen und das ist auch in der Olympia-Qualifikation unser Ziel.
Willenshofer: Die nächsten Tage werden wichtig sein. Wir werden intensiv trainieren, uns zu 100 Prozent auf die drei Spiele einstellen. Wir müssen dennoch von Spiel zu Spiel denken und nicht: Heute spielen wir gegen Deutschland, morgen gegen Dänemark. Wir müssen uns auf den jeweiligen Gegner konzentrieren, als Team auftreten. Wir müssen eine Einheit bilden und ich habe ein gutes Gefühl, denn es herrscht eine gute Stimmung. Wir werden sehen, was am Ende möglich ist.
LAOLA1: In und gegen Deutschland kann man sich leicht ins Rampenlicht spielen. Ist diese Gruppenkonstellation besonders?
Willenshofer: Natürlich! Gegen Deutschland lautet das Motto immer: „Jetzt sind sie dran!“ (schmunzelt) Wir haben sie im Frühjahr schon geschlagen, da haben wir uns über den Sieg sehr gefreut. Es ist etwas Besonderes, den Nachbar zu schlagen und das ist auch in der Olympia-Qualifikation unser Ziel.
LAOLA1: Ihr kennt also schon das Gefühl, Deutschland zu schlagen.
Willenshofer: Genau, sie hatten aber auch eine lange Saison mit der A-WM im August hinter sich. Die Gruppe ist mit Dänemark und Italien keineswegs einfach, daher werden auch sie alles geben. Man hat nur eine Chance, ein Spiel gegen jede Nation. Wir müssen jeden Gegner auf Stärken und Schwächen untersuchen, dann hoffentlich viele Tore erzielen. Da kann viel passieren.
LAOLA1: Deutschland kennt ihr nun sehr gut, wie steht es um Dänemark und Italien?
Willenshofer: Dänemark ist ebenfalls ein starker Gegner, sie waren lange in der B-WM vertreten. Vor zwei Jahren gelang ihnen der Aufstieg. Sie haben ein sehr kompaktes Team, spielen typisch skandinavisch. Sie geben nie auf, arbeiten hart – das wird genauso schwierig. Italien hat den ersten Teil der Olympia-Qualifikation erfolgreich absolviert, die sind bestimmt hoch motiviert. Kein Team ist zu unterschätzen.
LAOLA1: Das neue ÖEHV-Präsidium hat sich vor einem Jahr verschrieben, das Damen- und Para-Eishockey voranzubringen. Merkst du etwas davon?
Willenshofer: Definitiv. Wir merken die Unterstützung vom Präsidium, auch was Trainingsmöglichkeiten betrifft. Wir haben viel mehr Camps und es tut gut, die Wertschätzung zu spüren.
LAOLA1: Termine und Strukturen sind also besser geworden?
Willenshofer: Wir wissen nun, wie das Jahr geplant ist. Das war zwar zuvor auch der Fall, aber die Unterstützung seitens des Präsidiums ist derzeit deutlich zu spüren.
LAOLA1: In welchem Zeitraum wollt ihr eine A-Nation werden?
Willenshofer: Es wäre super, wenn das schon im kommenden Frühjahr passieren würde. Wir haben bei jeder WM das Ziel, eine A-Nation zu werden. Wir wollen bei den Großen mitspielen, regelmäßig gegen Nationen wie Norwegen oder Schweden antreten. Es ist alles möglich, nichts in Stein gemeißelt. Wir werden aber alles daran setzen, sobald wie möglich bei der A-WM dabei zu sein.
LAOLA1: Herren-Teamchef Roger Bader denkt gerne in Olympia-Zyklen. Wenn wir das auch auf euch umsetzen, wo soll das Damen-Eishockey 2026 stehen?
Willenshofer: Ich sehe uns 2026 definitiv als A-Nation und hoffentlich auch bei den Olympischen Winterspielen. Jede Quali soll für uns ein Ansporn sein, dass wir bei Olympia teilnehmen wollen. Olympia findet alle vier Jahre statt, die WM jährlich – und jedes Großereignis ist für uns ein Ansporn, im Konzert der Großen mitspielen zu wollen.