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ÖEHV-Talent Gregor Biber: "Ich will ein Vorbild sein"

Genauso routiniert wie der 18-Jährige spielt, wirkt er auch im Interview. Biber spricht über seine rasante Entwicklung und darüber, nicht überheblich zu werden.

ÖEHV-Talent Gregor Biber: Foto: © GEPA

"Er hat gespielt, als wäre er schon zehn Jahre im Nationalteam dabei. Das macht Freude."

ÖEHV-Teamchef Roger Bader ist niemand, der junge Spieler über den Klee lobt.

Für gewöhnlich gibt sich der Schweizer diplomatisch, versucht die Erwartungen an jeden einzelnen seiner Cracks gering zu halten. Vor allem dann, wenn sie gerade ihre ersten Schritte im Nationalteam gehen. 

Als LAOLA1 ihn beim Deutschland-Cup nach der Partie gegen die Slowakei auf das unaufgeregt und routiniert wirkende Spiel des erst 18-jährigen Gregor Biber anspricht, kommt dem 60-Jährigen ein Lächeln über die Lippen.

"Ich kann diesen Satz genau so wiedergeben. Es ist sehr beeindruckend, was er geleistet hat", sagte Bader. Am Freitag nach dem Training darauf angesprochen, bleibt Biber bodenständig, nimmt die Worte wohlwollend zur Kenntnis.

Daraufhin nahm sich der 18-jährige Niederösterreicher Zeit und sprach mit LAOLA1 über seine Entwicklung seit seiner ersten Nationalteam-Einberufung im vergangenen April, Feedback des Utah Hockey Club nach dem NHL-Draft 2024 und seine Zeit in Schweden bei Rögle BK.

LAOLA1: Du hast am Donnerstag gegen die Slowakei erst dein drittes A-Länderspiel absolviert, aber total unaufgeregt gewirkt. Teamchef Roger Bader meinte daraufhin, dass du so gespielt hättest, als wärst du schon seit zehn Jahren im Nationalteam. Was lösen solche Worte in dir aus?

Gregor Biber: Natürlich freut es mich, das zu hören. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, dadurch ist es für mich auch leichter reinzukommen und mein Spiel zu spielen. Ich glaube, ich habe es ganz gut gemacht und jetzt kann es hoffentlich nur besser weitergehen.

"Etwas Nervosität ist sogar nicht schlecht, damit man erkennt, dass es um etwas geht, man gewinnen und dem Team helfen will."

Gregor Biber

LAOLA1: Hast du irgendeine Art von Nervosität gespürt?

Biber: Zu Beginn war schon eine gewisse Nervosität da, aber nicht zu viel. Etwas Nervosität ist gar nicht schlecht, damit man erkennt, dass es um etwas geht, man gewinnen und dem Team helfen will. Richtig nervös, weil ich keine Fehler machen will, werde ich eigentlich nicht. Das ist auch gut so.

LAOLA1: Du warst im April im Zuge der WM-Vorbereitung zum ersten Mal beim A-Nationalteam dabei, hast deine ersten beiden Spiele überhaupt auf Profi-Level bestritten. Roger Bader erzählte mir, dass du damals noch unscheinbar gewesen bist. Wo stehst du heute?

Biber: Die zwei Spiele in Lettland waren eben meine ersten Profi-Spiele, da habe ich noch nicht mein Spiel gespielt, sondern war vorsichtig und habe geschaut, dass ich keine Fehler mache. Jetzt weiß ich, dass ich auf dem Niveau spielen kann, das hilft mir auch. Es wird immer besser, ein Fortschritt ist auf jeden Fall zu sehen.

LAOLA1: Gehen wir in der Zeitachse zwei Monate nach vorne. Ende Juni hat sich der Utah Hockey Club im NHL-Draft bereits in der vierten Runde deine Rechte gesichert. Hat dich der frühe Zeitpunkt selbst überrascht?

Biber: Wirklich erwartet habe ich es nicht, ich hätte doch mit einer späteren Runde gerechnet. Aber umso schöner ist es, dass es in der vierten Runde passiert ist.

LAOLA1: Du wurdest von Utah vor dem Draft gemeinsam mit einigen anderen Prospects zu einem Mini-Combine nach Salt Lake City eingeladen. Gab es dort erste Signale, dass sie Interesse an dir zeigen?

Biber: Nein. Ich muss sagen, bei dem Combine haben sie mit uns nicht viel gesprochen. Sie haben nur gesagt: "Hoffentlich hören wir uns beim Draft, sonst eben nicht." Also viel Feedback hat es nicht gegeben.

LAOLA1: Hat sich das geändert, als du beim Draft gewählt wurdest und am nächsten Tag zum Development Camp geflogen bist?

Biber: Ja, da hat es mehr Feedback gegeben. Wir haben On-Ice- und Off-Ice-Tests gemacht, danach wurde mir konkret erklärt, in welchen Bereichen ich mehr trainieren und was ich in den nächsten Monaten verbessern soll.

LAOLA1: Und zwar?

Biber: Ich soll etwas Gewicht zulegen, mit der Scheibe alles schneller machen. Nicht so viel stickhandeln, viel mit dem Körper spielen, schnell Pässe finden. Auf solche Dinge soll ich in nächster Zeit auch beim Training achten. Ich bin ständig in Kontakt mit ihnen, sie kümmern sich um mich.

LAOLA1: Am Ende des Camps gab es für euch noch ein Trainingsspiel im Delta Center, der Heimstätte des Utah Hockey Club. Du bist aus Schweden bereits größere Hallen gewohnt, aber war das nochmal eine andere Hausnummer?

Biber: Auf jeden Fall! Es war schon ein richtig geiles Gefühl, vor so vielen Fans zu spielen und zu zeigen, was man kann.

Gregor Biber beim Deutschland-Cup
Foto: © GEPA

LAOLA1: Zurück bei deinem Stammklub Rögle BK hast du die Saison in der U20 angefangen und bist, auch aufgrund von Verletzungen, nach kurzer Zeit zu den Profis hochgezogen worden.

Biber: Ich hatte schon erwartet, dass ich einer der ersten U20-Spieler bin, die oben mittrainieren dürfen. Dass es mit den ersten Spielen und Einsätzen dann doch so schnell geht, war mir nicht bewusst. Aber es ist ein umso geileres Gefühl, immer oben dabei zu sein. Jetzt schaue ich, dass ich auch oben bleibe.

LAOLA1: Du bist in 16 Spielen im Kader gestanden. Es war alles dabei: In drei Spielen hast du gar keine Eiszeit erhalten, zuletzt wurdest du wieder über 19 Minuten eingesetzt. Wie schwierig ist es, sich darauf einzustellen?

Biber: Es ist nicht leicht für mich, wenn ich das ganze Spiel auf der Bank sitze und erst im dritten Drittel reinkomme, aber ich muss immer bereit sein. Wenn ich auf der Bank bin, gibt es keine Ausreden. Ich probiere mental immer da zu sein, das macht es etwas einfacher. Und ich versuche einfach zu spielen, wenn ich erst später reinkomme und nichts zu machen, womit ich dem Team schade. Einfach defensiv gut spielen, die Scheibe nach vor bringen und nichts Schlimmes verursachen. Der Trainer gibt mir vor dem Spiel auch Bescheid, wo ich in der Aufstellung stehe – dann kann ich das für mich einschätzen, wie viel Eiszeit es wird. Ich gehe damit ziemlich gut um.

LAOLA1: Sind das Phasen, die man so früh in der Karriere einfach auch hinnehmen muss?

Biber: Viele junge Spieler kennen es, dass sie in dem Jahr, in dem sie hochgezogen werden, nicht so viel spielen. Das kann auch die nächsten ein, zwei Jahre der Fall sein und lässt sich schwer verhindern.

LAOLA1: Dennoch hast du vor der Länderspielpause die Marke von 100 SHL-Minuten geknackt und damit einen Rookie-Vertrag bis einschließlich der Saison 2025/26 erhalten.

Biber: Das war auch ein kleines Ziel von mir und ist für mich ein großer Erfolg, jetzt meinen ersten Vertrag unterschrieben zu haben. Es bedeutet mir sehr viel, nächstes Jahr ebenfalls in Schweden zu spielen. Danach muss man schauen, wie es weitergeht.

LAOLA1: Warum ist Rögle BK bei jungen Österreichern so beliebt? Marco Kasper hat von dort den Sprung nach Nordamerika geschafft, du hast ebenfalls die Chance dazu und mit Johannes Neumann gibt es einen weiteren jungen, aufstrebenden Crack.

Biber: Rögle ist ein guter Entwicklungsverein für junge Spieler. Wir trainieren sehr viel, es wird auf dich geschaut und sich um alles gekümmert. Bis zur U20 ist man in der Früh in der Kraftkammer und am Eis, am Nachmittag gibt es nochmal ein Eistraining. Da hat man gute Entwicklungsmöglichkeiten. Nur wenn man viel trainiert, kann man auch besser werden.

"Ich will auch bei der U20 richtig gut spielen und nicht überheblich werden, nur weil ich beim A-Team gewesen bin. Ich will ein Vorbild für andere sein."

Gregor Biber

LAOLA1: Teamchef Roger Bader ist dafür bekannt, junge Talente ins kalte Wasser zu werfen und zu schauen, ob sie schwimmen können. Was bedeutet es dir, dass du im Alter von 18 Jahren beim traditionsreichen Deutschland-Cup mitspielen darfst, aber auch für die Zukunft? 2025 steht für Österreich eine WM in Stockholm an.

Biber: Ich will mich natürlich so gut wie möglich präsentieren, damit ich für das WM-Aufgebot nächstes Jahr infrage komme. Ich will so viel wie möglich mit dem A-Team spielen, Erfahrung sammeln. Da hilft mir der Deutschland-Cup sehr, ich kann mich hier zeigen. Das ist wichtig für meine Zukunft.

LAOLA1: Im Dezember wirst du mit dem U20-Nationalteam die B-WM in Bled bestreiten. Was erwartest du dir?

Biber: Ich will auch bei der U20 richtig gut spielen und nicht überheblich werden, nur weil ich beim A-Team gewesen bin. Ich will ein Vorbild für andere sein. Und natürlich hoffen wir auf den Aufstieg. Ich glaube, das ist dieses Jahr machbar. Wir haben es vor zwei Jahren in Bled schon einmal geschafft. Wenn wir gut spielen, schaffen wir das.

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