30. Juli 2024 - dieser Tag bedeutete für viele Linzer Nachwuchscracks einen Einschnitt in ihrer noch jungen Karriere.
Die Black Wings Linz zogen ihr Farmteam Steel Wings Linz aus wirtschaftlichen Gründen mit sofortiger Wirkung aus der Alps Hockey League zurück. Statt sich auf die neue Saison vorzubereiten, standen unzählige Talente nun vor einer ungewissen Zukunft.
Manche von ihnen stehen heute noch ohne neuen Verein da. Manch andere haben den Sprung zum Profi-Klub in die win2day ICE Hockey League geschafft oder wollen sich über die drittklassige ÖEL wieder für höhere Aufgaben empfehlen.
Und eine erlesene Auswahl setzt seine Laufbahn im Ausland fort. Zu ihnen gehört der 19-jährige Torhüter Benedikt Oschgan, der das größte Los gezogen hat.
Ein unverhoffter "Lotto-6er"
Jürgen Penker, seines Zeichens Torhüter-Coach der Black Wings, aber auch als Scout beim amtierenden Stanley-Cup-Sieger Florida Panthers tätig, vermittelte den gebürtigen Linzer nach dem Aus des Farmteams an die Växjö Lakers.
"Für Benedikt Oschgan ist das ein Lotto-6er."
Der schwedische Spitzenklub lud den U20-Nationalteam-Keeper zu einem Tryout ein, bei dem er die Verantwortlichen überzeugen und sich einen Vertrag erspielen konnte.
"Für Benedikt Oschgan ist das ein Lotto-6er. Zu diesem Zeitpunkt eine solche Chance zu bekommen, ist unglaublich", freute sich Penker im August beim Abschied des Torhüter-Talents nach Schweden.
Vier Monate später lässt sich sagen: "Besser hätte es nicht kommen können, nachdem sie unser Alps-Team aufgelöst haben", bestätigt Oschgan gegenüber LAOLA1.
Keinerlei Anpassungsschwierigkeiten
Anpassungsschwierigkeiten an ein neues Land, eine neue Kultur und Sprache sowie ein viel schnelleres Spiel hatte er überhaupt keine.
"Es war eigentlich richtig einfach, weil die Menschen alle richtig nett sind. Und ich habe gar keine andere Option gehabt, als nach Schweden zu gehen", sagt Oschgan.
Als einer von nur drei nicht aus Schweden stammenden Spielern hat der Oberösterreicher im U20-Team von Växjö sein Talent schnell unter Beweis stellen können.
Nach vier äußerst positiv verlaufenen Spielen in der J20 Nationell - der höchsten Leistungsklasse im schwedischen Nachwuchs-Ligen-System - wurde Oschgan aufgrund von einer Verletzung des Finnen Emil Larmi zu den Profis hochgezogen.
"Ich kann bereits auf gutem Profi-Niveau spielen"
In der Svenska Hockeyligan (SHL) saß er am 5. Oktober gegen Brynäs IF als Backup auf der Ersatzbank, lediglich drei Tage später wurde ihm in der Champions Hockey League gegen den EC Red Bull Salzburg das Vertrauen geschenkt.
Es ging rasend schnell für den Linzer, der trotzdem cool blieb. "Ich war vor der Partie gegen Salzburg gar nicht nervös, weil ich eine gute Saison spiele und mir bewusst war, dass eigentlich nichts schiefgehen kann", meinte Oschgan danach.
"Es war eine richtig geile Partie und hat mir gezeigt, dass ich bereits auf gutem Profi-Niveau spielen kann."
Der ÖEHV-U20-Tormann lieferte ein lupenreines Debüt ab, kassierte nur ein Gegentor und ließ sich auf internationaler Bühne bei seinem Profi-Debüt überhaupt keine Unerfahrenheit anmerken.
Einziger Wermutstropfen: In der 51. Spielminute konnte er aufgrund eines Krampfes nicht mehr weitermachen, Växjö verlor das Spiel noch 1:3.
Trotzdem konnte er aus dem Spiel viel für die Zukunft mitnehmen. "Es war eine richtig geile Partie und hat mir gezeigt, dass ich bereits auf gutem Profi-Niveau spielen kann."
AlpsHL-Erfahrung hilfreich
Zurück in der U20-Mannschaft der Lakers hatte Oschgan seinen Stammplatz sicher, kam in den folgenden neun von elf Spielen zum Einsatz. Dabei gelangen ihm drei Shutouts.
Unter allen Torhütern in der J20 Nationell mit mindestens zehn Einsätzen weist der Oberösterreicher (12 Spiele) die besten Werte auf. Er pariert durchschnittlich 93,8 Prozent aller Torschüsse und kassiert 1,74 Gegentreffer pro Spiel.
Dass es bei ihm so gut läuft, hat allen voran mit der letzten Saison zu tun. In der Alps Hockey League stand der Oberösterreicher für die Steel Wings Linz in 29 Spielen im Tor, konnte wichtige Erfahrungen sammeln.
"Dadurch tue ich mir in der U20 jetzt leichter", betont der 19-Jährige. Für den 2023 allerdings kein leichtes Jahr war, wie er selbst zugibt. Das spiegelte sich bei der U20-Weltmeisterschaft in Budapest wider, seine Leistungen waren doch enttäuschend.
Sowohl gegen Dänemark (3:4) als auch Frankreich (4:7) nahm ihn Pinter vorzeitig vom Eis, Oschgan schloss das Turnier mit einer Fangquote von 86,1 Prozent sowie einem Schnitt von 4,22 Gegentoren pro Spiel ab.
Überragende WM in Bled
Dieses Jahr ist der Linzer einer der Erfolgsgaranten, führte das ÖEHV-Team gegen Mitfavorit Norwegen (3:1) mit seinen Paraden zum Sieg und wurde zum Man of the Match gewählt.
Gegen Frankreich (4:2) und Slowenien (3:2) strahlte er ebenfalls viel Ruhe und Stabilität aus, im Duell am Freitag mit Ungarn (2:0 - Spielbericht >>>) verbuchte Oschgan sogar ein Shutout sowie einen Assist beim Empty-Net-Tor von Vasili Zelenov.
Seine Werte nach vier Einsätzen sind herausragend: Die Fangquote liegt bei 95,8 Prozent, der Gegentorschnitt bei 1,25. Damit ist Oschgan statistisch der zweitbeste Torhüter der Weltmeisterschaft in Bled. Der Däne Kristers Steinbergs ist statistisch leicht besser (SV% 96,23, GAA 1,00), hat jedoch nur zwei Spiele absolviert.
U20-Teamchef Philipp Pinter schwärmte zuletzt im LAOLA1-Interview: "Oschgan gibt uns heuer das Gefühl, in jedem Spiel eine Chance zu haben, zu gewinnen. Wie er sich derzeit präsentiert, ist absolut überragend."
"Ich hoffe, dass wir aufsteigen!"
Unabhängig davon, wie der Aufstiegsshowdown am Sonntag gegen Dänemark (12:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) ausgeht - der 19-Jährige wird das Turnier als einer der großen Gewinner abschließen.
Die kurzfristigen und langfristigen Ziele des Linzers sind klar gesteckt: "Ich hoffe, dass wir bei der WM aufsteigen! Und langfristig soll es so weitergehen, wie es diese Saison bisher ist."
Dann wird von Oschgan in den nächsten Jahren noch viel zu hören sein. Pinter war sich sicher: "Wenn er weiterhin so akribisch arbeitet, hat er sicher eine große Zukunft im österreichischen Eishockey."