Einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen – diesen Traum will sich das österreichische Eishockey-Nationalteam in den nächsten Tagen erfüllen.
Von Donnerstag bis Sonntag bestreitet die Mannschaft von Teamchef Roger Bader das Olympia-Qualifikationsturnier in Bratislava. Neben Gastgeber und Top-Favorit Slowakei (Donnerstag, 18 Uhr) trifft die ÖEHV-Auswahl auf Kasachstan (Freitag, 14 Uhr) und Ungarn (Sonntag, 14 Uhr). Alle Spiele im LIVE-Ticker >>>
Aus dem 25-Mann-Kader kennt nur Raphael Herburger das Gefühl, ein Olympionike zu sein. Der 35-jährige Angreifer war ein Teil der österreichischen Equipe in Sotschi 2014, die erfolgreiche Qualifikation ein Jahr zuvor in Deutschland erlebte der Vorarlberger von zuhause aus.
Im Rahmen der Fünf Ringe antreten und sich mit den größten Eishockey-Stars der Welt messen zu dürfen, davon träumt jeder junge Crack. Noch größer dürften die Augen angesichts der Tatsache werden, dass die NHL ihre Spieler in Mailand erstmals seit zwölf Jahren wieder teilnehmen lässt.
"Es ist das größte Sportevent der Welt. Ein Olympionike zu sein, wäre schon cool und die Erfahrungen zu machen ein einmaliges Erlebnis", strahlt Vinzenz Rohrer, der sich mit einer frisch rasierten Glatze präsentiert, im Gespräch mit LAOLA1.
Die Top-Talente waren 2014 erst neun Jahre jung
(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
Der Vorarlberger war gerade einmal neun Jahre alt, als Thomas Vanek und Co. in der Stadt am Schwarzen Meer in der Vorrunde Norwegen bezwangen und später infolge einer unrühmlichen Nacht in der Viertelfinal-Qualifikation an Slowenien scheiterten.
Marco Kasper und David Reinbacher waren als 2004er-Jahrgänge ebenfalls kurz davor, ihren ersten runden Geburtstag zu feiern. Heute werden in das Trio mitunter die größten Hoffnungen auf eine neuerliche Olympia-Qualifikation gesetzt. Bekanntermaßen wurden alle drei Cracks im NHL-Draft gewählt und wussten im ÖEHV-Dress bereits zu glänzen.
Kaspers Stern ging etwa bei der Weltmeisterschaft 2022 in Tampere auf, als der Kärntner mit seinen 18 Jahren ein ständiger Unruheherd war und einen gehörigen Anteil am ersten von inzwischen drei Klassenerhalten in Folge hatte. Seine Leistungen ließen seine Aktie nochmal steigen, die Detroit Red Wings drafteten ihn kurz darauf an achter Stelle.
Auch Reinbacher hat gute Erinnerungen an die Stadt im Süden Finnlands. Ein Jahr nach seinem Teamkollegen wurde der Vorarlberger von Teamchef Bader in den WM-Kader aufgenommen, stand bei seinen Einsätzen seinen Mann und rief die Montreal Canadiens auf den Plan, ihren Erstrunden-Pick (5. Position) für den Defender zu verwenden.
Bereits ein Jahr zuvor sicherte sich die kanadische Traditionsfranchise die NHL-Rechte an Rohrer, dessen Name im Gegensatz zu seinen Landsmännern "erst" in der dritten Runde aufgerufen wurde. In Sachen Talent steht der Rankweiler ihnen jedoch kaum nach.
Das bewies der sowohl auf der Center- als auch der Winger-Position im Mai in Prag, nachdem er zuvor mit den ZSC Lions den Meistertitel in der Schweizer National League gewinnen konnte. Im Nachgang wurde Rohrer von Ex-NHL-Legionär und Final-Kontrahent Michael Raffl in den höchsten Tönen gelobt und als "Krieger" bezeichnet.
Die Erwartungshaltung spornt an
Die Erwartungshaltung an die Top-Talente ist groß. "Mich spornt das an", meint Reinbacher gegenüber LAOLA1. Den Druck, liefern zu müssen, verspüren er und seine Kollegen überhaupt nicht.
Teamchef Bader sagt berechtigterweise über seine Youngsters: "Sie sind selbstbewusst." Das war dem Trio in den beiden Testspielen gegen Slowenien auch anzumerken.
"Wir haben große Freude an unseren jungen Talenten, haben aber vor allem eine gute Mischung mit den Routiniers. Da können die jungen Spieler glänzen."
Kasper verbuchte beim ersten Kräftemessen in Bled einen Doppelpack und drehte das Spiel im Alleingang. Zwei Tage später in Graz erzielte Reinbacher erst den Ausgleich, Rohrer legte das Game-Winning-Goal nach.
"Wir haben große Freude an unseren jungen Talenten, haben aber vor allem eine gute Mischung mit den Routiniers. Da können die jungen Spieler glänzen", sagt Bader und lacht: "Die routinierten Spieler sind deswegen routiniert, weil sie wissen, dass sie erst Tore schießen müssen, wenn es zählt."
"Natürlich ist es schön, Tore zu schießen. Wichtig ist aber, dass wir den Teamspirit haben und wissen, dass wir als Team gewinnen können", betont Kasper, dass dies in zwei Spielen in Folge gelungen ist. "Wir sind alle heiß darauf, auch die nächsten drei Spiele zu gewinnen."
"Dann sind wir eine sehr gute Mannschaft"
Mit drei Siegen wäre das Olympia-Ticket sicher gebucht, unter Umständen könnte sogar der zweite Gruppenplatz für die Reise nach Mailand reichen.
Russland ist - so wie Weißrussland - wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine in der kommenden Saison vom internationalen Verband ausgeschlossen, sollte die Sperre auch für 2026 gelten, rückt der beste Gruppenzweite nach. Die Entscheidung fällt im Februar 2025, teilte der Weltverband IIHF mit.
Darauf will es die ÖEHV-Auswahl jedoch nicht ankommen lassen, der erste Schritt soll gegen den mit einigen NHL-Spielern antretenden Gastgeber gesetzt werden. Das Nationalteam brennt auf die Chance, bei Olympia anzutreten.
Reinbacher glaubt: "Wenn wir unser Spiel spielen, das schnelle, geradlinige Spiel, unseren Speed und unsere Hartnäckigkeit, nicht aufzugeben, durchziehen, sind wir sicher eine sehr gute Mannschaft."